Der Tod kommt in schwarz-lila
lassen.
»Was ist drin für mich, wenn ich auspacke?«
»Ein paar Tage weniger im Knast vielleicht. Ihr wisst doch, wie der Hase läuft. Ein Geständnis war schon immer von Vorteil. Sie können es aber auch drauf ankommen lassen. Ich glaube, bei fünf Jahren zählt jeder Monat, den Sie einsparen, doppelt und dreifach, oder?«
»Also gut, aber ich will wissen, was ihr gegen mich in der Hand habt, bevor ich mich entscheide.«
»Das ist kein Problem«, antwortete Trevisan und legte die Fakten auf den Tisch. Der Schmuck, die Beschreibung, das Stilett. Trevisan klang überzeugend.
Calabrese überlegte. Er wusste, dass er nicht ungeschoren aus dieser Nummer herauskam. Bei seinem Strafregister würde ihm kein Richter der Welt glauben, dass er zufällig an den gestohlenen Schmuck gekommen war. Also entschloss er sich, seine Version der Geschichte zu erzählen.
Trevisan hörte zu. Er achtete auf den Tonfall und nickte ab und an aufmunternd. So erfuhr er, dass Straßberg tatsächlich den Überfall auf den Juwelier begangen hatte.
»Er hat mir die heiße Ware angeboten. Ich konnte einfach nicht widerstehen, Herr Kommissar. Aber plötzlich wollte er mein Geld. Er hat mich mit einer Eisenstange angegriffen. Ich musste mich wehren. Es war reine Notwehr. Es tut mir leid, dass Straßberg gestorben ist. Aber er hat es sich selbst zuzuschreiben.«
Trevisans Gesicht zeigte keine Regung.
»Was passiert jetzt mit mir, Herr Kommissar?«
Trevisan zuckte die Schultern, dann drückte er den kleinen Knopf unter dem Schreibtisch. Es dauerte einen Moment, dann ging die Tür auf. Fürst kam herein.
»Er gehört euch«, sagte Trevisan und erhob sich.
Als er an der Tür war, rief ihm Calabrese nach: »Ich wollte ihn nicht umbringen, das müssen Sie mir glauben!«
Trevisan blieb stehen und wandte sich um. »Wen wollten Sie nicht umbringen?«
»Straßberg, wen denn sonst?«
»Straßberg ist nicht tot. Er liegt im Krankenhaus und ist außer Lebensgefahr«, sagte Trevisan mit gespielter Verwunderung.
»Aber ich dachte … Sie sind von der Mordkommission?«, stammelte der Italiener.
»Das ist richtig, aber es geht nicht um Straßberg. Es geht um die Toten auf dem Kutter, der vor ein paar Tagen aufgebracht wurde. Sie haben doch sicher davon gehört?«
Calabrese fluchte.
Trevisan verließ das Vernehmungszimmer. Er hatte erfahren, was er wollte. Straßberg war nicht der Wangerland-Mörder.
11
»Gut, das reicht zumindest für einen Haftbefehl«, sagte Oberstaatsanwalt Brenner. »Wir werden dafür sorgen, dass Straßberg schnellstmöglich in das Gefängniskrankenhaus nach Oldenburg überführt wird. Das kann zwar nach Auskunft der Ärzte noch eine Woche dauern, aber wir können wenigstens wieder aufatmen. In der Zwischenzeit müssen Sie versuchen, weitere Beweise zu finden. Bislang steht die Anklage noch auf schwachen Beinen.« Er schob den vorläufigen Ermittlungsbericht in seine Aktentasche. »Wo ist übrigens Herr Trevisan? Ich erwartete ihn hier zu treffen.«
Dietmar Petermann zuckte die Schultern. »Er ist im Haus unterwegs, aber ich kann ihn ausrufen lassen.«
»Ach nein, lassen Sie. Der Bericht reicht einstweilen.« Oberstaatsanwalt Brenner reichte Petermann die Hand und verabschiedete sich.
Auf dem Flur begegnete ihm Trevisan.
»Ah, da sind Sie ja, ich dachte schon, Sie feiern Ihren Erfolg«, rief ihm Oberstaatsanwalt Brenner freundlich lächelnd zu.
»Welchen Erfolg meinen Sie?« Trevisan reichte Brenner die Hand.
»Na, untertreiben Sie jetzt nicht ein bisschen? Ich bin gerade auf dem Weg zum Richter. Ein Haftbefehl dürfte bei der Beweislage kein Problem werden. Für eine Anklage ist das Material zu dürftig. Aber wie ich Sie kenne, bleiben Sie am Ball.«
»Straßberg ist nicht unser Mann. Er hatte keine Zeit dafür. Es sei denn, er kann fliegen«, entgegnete Trevisan und bat Brenner in sein Büro. Dort erzählte er dem Oberstaatsanwalt, was er soeben von Giovanni Calabrese erfahren hatte. Brenner hörte entgeistert zu.
»Der Mörder läuft also immer noch frei herum«, sagte Trevisan. »Und ich bin überzeugt, wir werden noch vom ihm hören.«
»Verdammt! Sie glauben, dass es noch weitere Verbrechen geben wird?«
»Irgendwo da draußen ist ein sehr einsamer und sehr kranker Mensch«, sagte Trevisan trocken. »Ich weiß nicht, was ihn vorantreibt, aber er wird wieder töten, davon bin ich überzeugt.«
Brenner nickte. Nachdenklich schaute er aus dem Fenster. »Was können wir tun, um weitere Verbrechen zu
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