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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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oder ist es eher der Vater, der nur sein kleines Mädchen festhalten will?«
    »Jetzt fang nicht noch damit an. Weswegen rufst du eigentlich an?«
    »Ich kann am Wochenende nicht kommen. Ich fahre morgen nach München. Eine ganze Woche lang. Dort findet ein Schriftstellerkongress statt. Ich schreibe darüber eine Reportage.«
    »Dann sehen wir uns erst in zwei Wochen wieder?«, fragte Trevisan betroffen.
    »Du wirst es schon überstehen. Keine Spielchen mehr. Lass dich nicht unterkriegen. Ich vertraue deiner guten Nase. Verlass dich einfach auf deinen Spürsinn und fang diesen Kerl. Danach machen wir ein paar Tage Urlaub. Griechenland soll im Juli sehr schön sein.«
    »Und Paula?«
    »Wir nehmen sie einfach mit, sie hat sowieso bald Ferien. Ein Trip nach Mykonos wird ihr sicher gefallen. Und die Ägäis ist sowieso reizvoller als die Nordsee.«
    Es war kurz vor zwölf, als Trevisan müde ins Bett ging.
    *
    Gegen halb sechs klingelte das Telefon. Ein Anruf der Dienststelle. Fürst vom 2. Fachkommissariat war am Apparat. Trevisan beeilte sich. Er duschte, trank hastig einen Kaffee und fuhr nach Wilhelmshaven. Fürst erwartete ihn in der PI.
    »Wo ist er?«, fragte Trevisan ohne Begrüßung.
    »Der Chef bearbeitet ihn. Der Kerl ging uns am Bahnhof ins Netz. Er hatte einen Koffer bei sich. Der Inhalt liegt dort drüben.« Fürst zeigte in den Nebenraum.
    Trevisan ging hinein. Vor dem Schreibtisch stand ein schwarzer Koffer. Kleidung, Hemden, Hosen und Unterwäsche lagen ausgebreitet auf den Stühlen. Trevisan hatte keinen Blick dafür. Neugierig schaute er auf die mit Uhren, Ringen, Ketten, Colliers und Ohrringen dekorierte Tischplatte. Der Schmuck glänzte im Neonlicht. »Weißt du schon, woher das stammt?«
    »Wir haben von einigen Stücken eine detaillierte Beschreibung in unserem Computer«, antwortete Fürst. »Sie stammen aus einem Überfall auf einen Schmuckhändler. Ein Unbekannter hatte dem Mann aufgelauert und ihn von hinten niedergeschlagen. Es gibt keine Zeugen und keine Spuren. Aber das ist die Beute, so viel ist sicher.«
    »Sagt er, woher er das Zeug hat?«
    »Er behauptet, es gefunden zu haben. Er ist noch nicht am Ende, er taktiert noch. Er wird uns schon seine Version der Geschichte auftischen. Er ist als Hehler stadtbekannt.«
    »Wann wurde der Überfall auf den Schmuckhändler verübt?«, fragte Trevisan gespannt.
    »Am 19. Mai in der Tiefgarage in der Ebertstraße. Tatzeit war zwischen 22.30 Uhr und 23.00 Uhr.«
    »Kann ich mit ihm reden?«
    »Gut, versuch es, wenn du willst. Aber ich sag dir gleich, er ist eine harte Nuss«, erwiderte Fürst.
    *
    Der Mann saß mitten im Raum auf einem alten hölzernen Stuhl. Keine Regung, kein Zucken, kein nervöses Trippeln mit den Beinen blieb dem Vernehmungsbeamten verborgen. Giovanni Calabrese trug ein schweißnasses Hemd und eine dunkle Stoffhose. In seiner Jacke war ein Stilett gefunden worden. Mit Sicherheit die Tatwaffe. Es war bereits auf dem Weg zur Kriminaltechnik.
    Calabrese wirkte müde. Das Gesicht war bleich. Die Haare waren wirr und fettig. In seinen Augen lag eine gespielte Gleichgültigkeit.
    Der Leiter des Raubdezernats blickte auf, als Trevisan den kleinen Raum betrat.
    »Ich übernehme«, sagte Trevisan und wartete, bis sich der Kollege erhob. »Hat er schon etwas gesagt?«, flüsterte Trevisan ihm zu, als der Beamte an ihm vorbeiging.
    Der Kollege schüttelte den Kopf.
    Trevisan schob den Stuhl nahe an den Verdächtigen heran und setzte sich. »Ich bin Hauptkommissar Trevisan vom 1. Fachkommissariat, ich ermittle in einem Mordfall«, stellte er sich vor. Aufmerksam musterte er den Verhafteten. Calabreses Augen verrieten Überraschung.
    »Ich habe niemanden ermordet«, sagte er scheinbar ungerührt.
    »So, sind Sie da sicher? Raub oder Hehlerei interessieren mich nicht. Sie können versuchen, weiterhin Ihr kleines Spielchen zu treiben oder ein paar Punkte sammeln.«
    Calabrese schlug die Beine übereinander. »Ihr Bullen seid doch alle gleich. Ihr meint, ihr werft ein paar Köder aus und unsereins schnappt danach wie ein gieriger Hund«, antwortete er kalt.
    »Und ihr macht immer die gleichen Fehler, ihr merkt gar nicht, wenn ihr eure Hälse mitten durch die Schlinge steckt. Ihr denkt, ihr seid allen anderen überlegen, aber trotzdem landet ihr immer wieder im Gefängnis. Wie oft haben Sie gesessen?«
    Er hatte anscheinend den richtigen Ton getroffen. Calabrese dachte nach. Trevisan wartete geduldig ab. Er wollte seine Worte wirken

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