Der Tod kommt in schwarz-lila
was Sie alles mitnehmen. Vielleicht hilft es uns in unserem Fall weiter. Schließlich wären Sie ohne unser Zutun gar nicht hier.«
»Was soll das?«
»Schon gut, Trevisan«, beschwichtigte Beck. »Lass nur. Es geht hier um Politik, so weit reicht unsere Macht nicht.« Er wandte sich ab. Ein junger uniformierter Kollege stand in der Nähe. Beck fragte ihn, ob die Spurensicherung bereits eingetroffen sei. Der junge Mann zuckte mit den Schultern. »Dann finden Sie es gefälligst heraus, zum Teufel!«, schnauzte Beck den Beamten an. Der Uniformierte beeilte sich, der barschen Aufforderung nachzukommen.
Trevisan beobachtete die Szene wortlos. Er kannte Beck schon lange und wusste, was in ihm vorging. Machtlos musste er die Segel streichen.
»Gut, Sie haben gewonnen. Warum spielen Sie jetzt nicht mit offenen Karten und helfen diesmal uns?«, fragte Trevisan Ganter mit ruhiger Stimme.
Ganter blickte Riederberg an. Dann gab er ihm ein Zeichen. Riederberg bückte sich, hob die Kiste auf und verließ damit das Haus.
»Wir sind schon seit zwei Jahren hinter Bartel her«, antwortete Ganter. »Er ist durch und durch Neonazi und militant. Wir wussten, dass er etwas vorbereitet. Aber er roch den Braten und tauchte hier unter. Nachdem wir ihn aufgespürt hatten, versuchten wir mit dem Material einen Durchsuchungsbefehl zu beantragen, doch der Richter lehnte ab. Zu dürftig, meinte er. Dann sahen wir euer Phantombild.«
Noch bevor Ganter das Haus verließ, rief ihm Trevisan nach: »Ist er Ihrer Meinung nach wirklich der Wangerland-Mörder?«
»Er sieht ihm zumindest ähnlich«, antwortete Ganter.
Trevisan ging ins Badezimmer. Beck stand vor dem Toten und musterte ihn nachdenklich.
»Zu einer Identifizierung wird es nicht mehr reichen«, sagte Beck. »Ich kann doch dem Generalstaatsanwalt nicht sagen, dass wir die Beweismittel für uns behalten«, fuhr er entschuldigend fort.
»Es ist schon gut«, antwortete Trevisan.
Riederberg betrat den Raum. Er trug ein paar Papiere in der Hand. »Vier Kisten mit je sechs Handgranaten. Jugoslawischer Herkunft. Eine Kiste mit Flugblättern und ein paar alte Kriegsorden. Mehr brauchen wir vorerst nicht.« Riederberg reichte Trevisan die Liste. Bevor er das Badezimmer verließ, wandte er sich um und sagte entschuldigend: »Es tut mir leid. Er hat mir auch nicht alles erzählt und mich zur Verschwiegenheit verpflichtet.«
Trevisan seufzte. »Schon gut, Riederberg. Sie haben Ihren Job gut gemacht.« Er blickte dem Polizisten nach, bis er nach draußen gegangen war. Trevisan schaute sich die Flugblätter an. Werbung für verblendete Ideologien. Nationale Arische Bewegung stand in blutig roten Buchstaben auf einem der Blätter. Trevisan überflog die Schmähschrift. Gehörte Willemsen dazu? Wieder ein neues Rätsel, das ungelöst bleiben sollte?
*
»Herr Trevisan, ich hoffe, dass wir diesmal richtig liegen und uns nicht wieder blamieren«, sagte Frau Schulte-Westerbeck und reichte die Aufnahmen an Oberstaatsanwalt Brenner weiter.
»Bislang haben wir keine einzige tragende Verbindung zu den Mordfällen«, antwortete Trevisan. »Es ist noch nicht einmal mehr möglich, eine Gegenüberstellung mit dem Ladenbesitzer aus Aurich durchzuführen. Bartel hat sich die halbe Schädeldecke weggeschossen. Ich glaube, dass Ganter sein eigenes Ziel verfolgte und uns nur benutzt hat.«
Die Polizeichefin blickte ihn entgeistert an. »Was soll das heißen?
Ich kenne Kriminalrat Ganter schon seit Jahren. Er ist Polizist mit Leib und Seele. Das kann man nicht von jedem behaupten, der eine Polizeimarke trägt.« Sie wandte sich Beck zu. »Was soll ich morgen der Presse erklären? Wir bekommen stündlich dreißig Anrufe. Der Einsatz in Sillenstede ist in Pressekreisen längst bekannt. Sie wollen nur noch unsere offizielle Bestätigung.«
Beck rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. Ihm war die Situation sichtlich unangenehm. »Vielleicht wäre es möglich, den Schädel des Toten nachzubilden. Es gibt doch mittlerweile Computerprogramme, die dazu taugen«, bemerkte er schließlich kleinlaut.
»Da haben Sie recht, Herr Beck, eine gute Idee«, antwortete Frau Schulte-Westerbeck erfreut. »Ich werde sofort mit dem LKA Verbindung aufnehmen.«
Trevisan lächelte.
»Sie glauben wohl nicht an die moderne Kriminaltechnik?«, wandte sich die Polizeichefin mit deutlichem Missfallen an Trevisan.
»Wir müssen alle mit der Zeit gehen, aber dennoch ziehe ich es vor, das zu glauben, was ich sehe und fühle«,
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