Der Tod kommt in schwarz-lila
antwortete er gelassen. »Und ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass wir von Ganter in diesem Fall nur benutzt wurden. Ich glaube nicht, dass Bartel der Täter war. Doch ich hatte Sie auch schon im Fall Straßberg gewarnt.«
Frau Schulte-Westerbeck blickte mürrisch. Die Antwort gefiel ihr nicht. »Also sage ich der Presse, dass sich mein Leiter der Mordkommission nicht sicher ist, ob der Tote von Sillenstede der Wangerland-Mörder ist«, sagte sie ungehalten.
Trevisan nickte.
Oberstaatsanwalt Brenner räusperte sich. »Vielleicht hat Herr Trevisan recht. Zu diesem Zeitpunkt wäre es fatal, allzu früh mit einer weiteren möglichen Falschmeldung an die Presse zu gehen. Wir haben zwar eine Spur, aber wir können noch nicht mehr dazu sagen. Ich denke, als offizieller Kommentar reicht das aus.« Er nickte Trevisan freundlich zu und erhob sich. »Frau Schulte-Westerbeck, meine Herren … Es ist Zeit, ich muss heute noch nach Hamburg.« Er streifte seine Jacke über.
Die Polizeichefin wartete, bis sich Oberstaatsanwalt Brenner verabschiedet hatte. Trevisan blickte aus dem Fenster. Er sah zu, wie sich die drei Birken vor dem Dienstgebäude dem starken Wind beugten. Es herrschte Windstärke 6. Wieder ein trüber Tag. Es wollte einfach nicht Sommer werden.
»Also gut, meine Herren, die Besprechung ist beendet«, sagte die Leiterin der Polizeiinspektion bestimmt. »Wir werden die Presseerklärung noch heute über die Leitstelle an alle Presseorgane übermitteln.«
Beck, der Leiter der Presseabteilung und Trevisan erhoben sich. Als sich Trevisan aufmachte, den Besprechungsraum zu verlassen, trat Frau Schulte-Westerbeck an seine Seite. »Herr Trevisan, bleiben Sie bitte. Ich will mit Ihnen reden!«
Trevisan ließ sich wieder auf den Stuhl fallen. Anke Schulte-Westerbeck wartete, bis die beiden Männer den Raum verlassen hatten.
»Herr Trevisan«, sagte sie scharf. »Ich bin mir nicht mehr sicher, ob Sie die Lage im Griff haben. Sagen wir, Ihre Ermittlungsmethoden erscheinen mir manchmal nicht mehr zeitgemäß. Die Morde liegen zwei Wochen zurück. Sie haben bislang nichts in der Hand und das, obwohl ich Ihre Abteilung mit einer ausreichenden Zahl von Mitarbeitern ausgestattet habe. Ich muss leider den Gedanken ins Auge fassen, das LKA um Unterstützung zu bitten.«
»Dann holen Sie doch einfach Ganter zurück. Vielleicht kann er Ihnen helfen.«
»Jetzt hören Sie auf, Trevisan. Ich habe eher den Eindruck, dass es Ihnen schwer fällt, mit Autorität umzugehen. Sie können doch nicht bestreiten, dass er unsere Sache ein gehöriges Stück vorangebracht hat.«
»Die einzige Sache, um die es Ganter geht, ist seine Karriere«, murmelte Trevisan.
»Was haben Sie gesagt?«
»Sie haben mich genau verstanden. Wenn Sie mir den Fall entziehen wollen, dann tun Sie es.«
»Ich sagte nicht, dass ich Ihnen den Fall entziehe. Ich sprach eher von etwas Unterstützung durch das LKA. Schließlich stehe ich in der Verantwortung. Hannover macht Druck. Das Ministerium will Ergebnisse. Wir können den Kopf nicht in den Sand stecken und an früher denken. Wir müssen unseren Blick in die Zukunft richten. Die Polizeiarbeit hat sich gewandelt. Sie müssen sich anpassen. Moderne EDV-Techniken, computergestützte Ermittlungsmethoden, engere Verzahnung in der Zusammenarbeit mit Fachbehörden. Das alles beinhaltet die moderne Polizeiarbeit!«
Wortlos erhob sich Trevisan und ging zur Tür. Bevor er das Zimmer verließ, wandte er sich zu der konsternierten Polizeichefin um und sagte: »Die anwachsende Arbeit auf der Straße verteilt sich auf immer weniger Schultern, dafür platzen die Büros vor lauter Verwaltungspolizisten aus den Nähten. Der ganze schöne Plan geht nicht auf, wenn keiner mehr auf der Straße ist.«
»Trevisan, ich habe Ihnen noch nicht gestattet …«
»Womit wollen Sie Ihre Computer füttern, wenn keiner mehr einen Schritt vor die Tür macht?«, fiel ihr Trevisan ins Wort. »Woher bekommen Sie dann Ihre Weisheiten?« Unbeeindruckt schloss er die Tür hinter sich. Er hatte genug von diesem Gespräch.
*
Sie hatten das ganze Haus auf den Kopf gestellt. Raum um Raum hatten sie durchsucht. Den Keller, den Speicher, das Nebengebäude, den Wagen in der Garage und schließlich die Garage selbst. Sie hatten nichts ausgelassen. Es gab keine Hinweise darauf, dass Bartel etwas mit den Morden im Wangerland zu tun hatte. Vielleicht war eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Phantombild vorhanden, auch der Umstand, dass zwei Finger an
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