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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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eine Nachricht zukommen lassen. Auf seinem Schreibtisch lag ein Zettel. Er blickte auf die Uhr. Er hatte noch vier Minuten. Er griff zum Telefon und wählte Kleinschmidts Nummer, doch niemand meldete sich.
    Mit dem Aufzug fuhr er in den vierten Stock. Als er am Zimmer der Chefin klopfte, atmete er noch einmal durch. Er hatte sich vorgenommen, höflich zu bleiben.
    Ein leises »Herein« ertönte, er öffnete die Tür.
    Anke Schulte-Westerbeck saß hinter ihrem Schreibtisch und blickte auf. »Ah, Trevisan. Heute pünktlich«, stellte sie fest. Es war zwei Minuten nach acht. Mit einer einladenden Geste bot sie ihm einen Platz an. »Möchten Sie einen Kaffee?«, fragte sie freundlich.
    Trevisan war verblüfft. Er hatte sich auf eine Strafpredigt eingestellt, doch mit keiner Miene verriet sie, dass sie noch immer ärgerlich war. Eher das Gegenteil war der Fall.
    »Herr Trevisan, ich wollte Ihnen gestern keineswegs zu nahe treten. Sie sollten aber auch meinen Standpunkt verstehen. Schließlich stehe ich in der Öffentlichkeit. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht wegen der Mordserie angegangen werde. Was soll ich sagen, ohne ausreichende Informationen?« Sie lächelte.
    Trevisan achtete auf den Unterton in ihrer Stimme. Ihre Worte klangen ehrlich, doch traute er dem Frieden nicht.
    »Herr Trevisan, ich weiß, dass Sie und Herr Beck Freunde sind. Viele sähen lieber ihn als mich auf dem Chefsessel sitzen, aber die Dinge entwickeln sich manchmal anders. Ich kann nichts dafür und ehrlich gesagt, fühle ich mich dafür auch nicht verantwortlich. Es gibt hier die unterschiedlichsten Strömungen, aber ich sehe nicht ein, mich in irgendeine Richtung zu beugen. Es ist nicht leicht, vor allem als Frau, in diesem Beruf seinen Mann zu stehen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Wieder legte sie eine Pause ein und musterte Trevisan aufmerksam. Ihm schien es fast, als ob sie etwas im Schilde führte.
    »Ich möchte Sie deshalb bitten, dass Sie mir künftig direkt Meldung machen, wenn es im Falle des Wangerland-Mörders irgendwelche Veränderungen gibt. Haben Sie ein Problem damit?«
    Ihr durchdringender Blick lastete auf ihm.
    »Ich habe damit überhaupt keine Probleme«, erwiderte Trevisan. Er sah, wie sich ihre Haltung entspannte.
    »Wer wird die weiteren Ermittlungen führen?«, fragte Trevisan nach einer Weile.
    Sie ließ sich in ihren Stuhl sinken. »Ich bin zu der Auffassung gelangt, dass Sie der richtige Mann sind. Allerdings ist dies ein Fall von besonderer Brisanz. Ergänzend zu Ihren Ermittlungen habe ich um Unterstützung gebeten. Wir erwarten einen Profiler vom LKA. Sie werden den Mann einweisen. Er wird Ihnen zur Seite stehen.«
    Trevisans Miene verdunkelte sich. Er hielt nichts von diesem neumodischen Schnickschnack. Wie sollte man mittels Ferndiagnose einen Mörder überführen?
    Die Tür wurde geöffnet und die Sekretärin stellte zwei Tassen Kaffee auf den Schreibtisch. Angesichts der Unterbrechung verkniff sich Trevisan seinen bissigen Kommentar und spülte seinen Ärger mit einem Schluck Kaffee hinunter. Innerlich kochte er. »Wie soll diese Zusammenarbeit aussehen?«, fragte er spitz.
    »Sie haben nach wie vor in ermittlungstaktischer Hinsicht die Führung, der Profiler übernimmt lediglich beratende Funktion. Wir werden uns alle zwei Tage zu einer Lagebesprechung in meinem Büro treffen. Ich denke, das lässt sich einrichten.«
    Trevisan verstand. Die lange Leine. Nicht mehr und nicht weniger, und dann noch einen Besserwisser an seiner Seite.
    »Herr Trevisan, das war vorerst alles. Ich erwarte Sie heute um 15.00 Uhr. Dann wird der Mann hier eintreffen.«
    *
    Kleinschmidt stand an der Pinnwand in der Ecke seines Büros und wandte sich um, als Trevisan eintrat.
    »Endlich, ich dachte schon, du hättest verschlafen«, begrüßte er seinen Kollegen.
    »Guten Morgen, Horst«, entgegnete Trevisan gedrückt und ließ sich mit einem Seufzer auf einem Stuhl nieder.
    »Hey, was ist mit dir los? Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«
    Trevisan erzählte ihm von der Unterredung mit der Vorgesetzten. Kleinschmidt hörte empört zu.
    »So etwas habe ich mir schon gedacht«, antwortete er verschmitzt. »Sie gehört zu dieser Yuppie-Generation, von denen immer mehr in unseren Reihen auftauchen. Vollgestopft mit Theorie und hohlen Phrasen, nur noch ihre Karriere im Kopf und von der eigentlichen Polizeiarbeit keine Ahnung. Manchmal wundere ich mich, dass wir überhaupt noch einen Verbrecher fangen. Es gibt

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