Der Tod kommt in schwarz-lila
ein.
»Till hat recht«, sagte Monika. »Als das Phantombild in der Zeitung veröffentlicht wurde, gingen unzählige Anrufe hier ein. Kein einziger führte zum Erfolg. Obwohl das Phantombild noch immer an allen Polizeidienststellen und an vielen öffentlichen Gebäuden aushängt, ist die Resonanz jetzt gleich Null.«
»Vielleicht hat er sein Aussehen verändert«, erwiderte Tina Harloff.
Trevisan hatte diese Eventualität ebenfalls in Erwägung gezogen, doch es gab noch eine andere Möglichkeit. »Es könnte aber auch sein, dass er sich irgendwo versteckt. Das würde ins Bild passen. Er erscheint mir menschenscheu. Ich glaube nicht, dass er in einer Stadt lebt.«
»Er kann überall sein. Die Harpune klaute er in Aurich, den Scooter auf Norderney und den Taucheranzug in Norden«, gab Alex Uhlenbruch zu bedenken.
»Das ist schon richtig, aber die Morde beging er allesamt im Wangerland«, sagte Trevisan. »Wenn man davon ausgeht, dass er seine Opfer studiert, dann muss er sich die meiste Zeit hier in der Gegend aufhalten.«
»Aber dann muss er doch auch unterwegs gewesen sein. Dann hätte man ihn doch sehen müssen«, erwiderte Dietmar Petermann.
»Wer achtet schon auf einen Mann, der in einem Wagen sitzt«, entgegnete Monika.
»Genau, der Wagen kann der Schlüssel sein«, bestätigte Trevisan. »Ich war heute noch einmal bei Frau Lenz, die den ersten Hinweis auf den Wagen gab. Ich bin überzeugt, dass sie mit unserem Mann vor dem Gasthaus in Wittmund gesprochen hat. Es ist ein weißer Kleinwagen. Am Heck befindet sich ein Aufkleber, der einen Taucher zeigt. Sie hat das Auto nur von der Fahrerseite gesehen, deshalb kann sie nichts über die Beifahrertür sagen.«
»Frau Trewes sagte etwas von zwei Aufklebern«, fügte Dietmar hinzu. »Sie meinte auch, einen Taucher erkannt zu haben. Außerdem war eine Tür schwarz.«
»Dann müssen wir die Fahndung nach dem Wagen intensivieren«, warf Till ein. »Meinst du, wir sollten Einzelheiten an die Medien …«
»Dann wird er den Wagen stehen lassen und sich einen anderen besorgen«, gab Trevisan zu bedenken.
»Wie sollen wir weiter vorgehen?«, fragte Monika Sander.
Trevisan überlegte und spielte dabei mit seinem Kugelschreiber. Schließlich sagte er: »Er stammt offensichtlich hier aus dieser Gegend. Irgendwann hat er Tauchen gelernt. Monika, Till, Alex und Tina, ihr überprüft alle Tauchclubs und Tauchschulen, die es hier so gibt. Es sind mit Sicherheit nicht wenige. Lasst euch die Mitgliederlisten zeigen. Nehmt ein Phantombild mit und denkt daran, dass ihm möglicherweise ein Finger an der Hand fehlt. Teilt euch das Gebiet. Beginnt in Norden und hier in Wilhelmshaven. Dietmar und ich kümmern uns um Grevenstedt und Hansen. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich bin sicher, er ist noch lange nicht am Ende.«
Es war drei Minuten vor drei. Draußen türmten sich schon wieder dunkelgraue Wolken am Himmel.
*
Als Trevisan sieben Minuten später den Aufzug betrat, ärgerte er sich darüber, dass er nicht auf die Uhr geachtet hatte. Nun würde er wieder zu spät zur Besprechung kommen.
Bevor er an die Tür klopfte, richtete er seine Krawatte und ordnete seine Kleidung. Anke Schulte-Westerbeck saß am Tisch. Eine junge Frau saß ihr gegenüber.
Sein fragender Blick blieb der Polizeichefin nicht verborgen. Sie erhob sich und wandte sich der Unbekannten zu. »Darf ich vorstellen: Herr Trevisan, Leiter der Mordkommission«, sagte sie, dann wandte sie sich Trevisan zu. »Frau Martinson ist Psychologin und arbeitet für die Staatsanwaltschaft und die Hamburger Polizei als Profilerin. Sie wurde uns über das Landeskriminalamt vermittelt und wird an diesem Fall mitarbeiten. Sie wird ein Täterprofil erstellen und Ihnen bei den Ermittlungen helfen. Sie ist für die nächsten vier Wochen zu uns abgeordnet. Herr Trevisan, Sie werden sich um sie kümmern!«
Trevisan schaute sich die Frau an. Sie war etwa dreißig Jahre alt, sehr konservativ gekleidet, trug eine altmodische Brille und hatte ihre braunen Haare hochgesteckt.
»Und? Gefalle ich Ihnen?«
Trevisan zuckte zusammen. Sie hatte seinen prüfenden Blick bemerkt. Es war ihm peinlich. »Entschuldigen Sie, aber …«
»Schon gut, ich bin das gewohnt«, fiel ihm die Psychologin ins Wort.
»Ich denke, es ist am besten, wenn Sie sich gleich in die Materie einarbeiten«, mischte sich Anke Schulte-Westerbeck in die Unterhaltung ein.
Trevisan nickte.
Er wusste nicht, was er von der Sache halten sollte.
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Im
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