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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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alles sind Motive, mit denen ich etwas anfangen kann. Diese psychologischen Geschichten sind immer so undurchsichtig.«
    Trevisan nickte stumm.
    »Zwei Fragen beschäftigten mich schon eine ganze Weile. Vielleicht war ich auch deshalb skeptisch …«
    »… und das wäre?«
    »Die Helge war schon ausgelaufen, als die Männer darauf ermordet wurden. Wie kam er überhaupt an Bord?«
    Trevisan überlegte. »Er hat offensichtlich ein Boot, er hat eine Taucherausrüstung gestohlen und er hat sich diesen Scooter auf Norderney besorgt. Außerdem scheint er sich mit der Seefahrt gut auszukennen.«
    »Das mag alles richtig sein, aber die Nordsee ist groß. Hansen hätte auch weiter draußen oder gar in der Deutschen Bucht fischen können. Wie konnte er das Schiff finden?«
    Die Frage war gut. Ein Schiff auf der Nordsee zu verfolgen, war das überhaupt möglich?
    »Sagen wir, deine Annahme ist richtig, dann muss er gewusst haben, wohin Hansen an diesem Tag zum Fischen wollte«, murmelte Trevisan. »Dennoch ist der Borkumriffgrund ein großes Gebiet. Ein Schiff dort auszumachen, von dem man nur ungefähr weiß, wohin es fährt, ist nicht so einfach.« Dietmar Petermann hatte recht. Daran hatte Trevisan noch gar nicht gedacht. Er kam ins Grübeln. »Er muss also gewusst haben, wann Hansen auslaufen will …«
    »… und er war schon längst an Bord«, vervollständigte Dietmar Trevisans Gedanken.
    »Das muss es sein«, antwortete Trevisan. »Er war bereits an Bord, als die Helge auslief. Nur das macht Sinn. Nach der Tat fuhr er mit dem Schiff in die Nähe der Inseln und ging von Bord. Aus diesem Grund hat er auch den Scooter gestohlen. Und deine zweite Frage?«
    »Warum hat er es sich so schwer gemacht?«, fragte Dietmar. »Er war alleine gegen drei. Er hätte doch warten können, bis er Hansen alleine begegnet. Auf der Fahrt zu seiner Tochter zum Beispiel.«
    Diese Frage war fast noch besser als die erste. Trevisan hatte sie sich selbst schon ein paar Mal gestellt. Für den Mord an Hansen hätte es bestimmt bessere Möglichkeiten gegeben als auf dem Kutter. Der Anschlag hätte auch scheitern können. Mijboer war ein quirliger und drahtiger Kerl und Willemsen, noch ein Stück größer und kräftiger, konnte ebenfalls zupacken. Jeder von ihnen hätte den Täter wohl leicht überwältigen können. Nach Hinrichs Schilderung war der Harpunendieb von Aurich eher schmächtig. Der Mörder musste sich aus einem ganz speziellen Grund dieser Gefahr ausgesetzt haben. Doch was steckte dahinter?

 
     
21
    Als Trevisan und Petermann am Bootshaus ankamen, war Horst Kleinschmidt mit seinem Team noch bei der Arbeit. Petermann blieb im Wagen sitzen.
    Wieder musste Kleinschmidt mit den lauten Generatoren für ausreichend Strom sorgen, um den Tatort zu erhellen. Die Scheinwerfer streuten ihr grelles Licht in die Dunkelheit. Trevisan beschlich ein beklemmendes Gefühl. Er dachte an die Worte der Zigeunerin über die Seelen der Toten. Erst jetzt fiel ihm ein, dass er ganz vergessen hatte, nach einem Bild des Toten zu fragen. Zwar hatte Frau Trewes das Opfer eindeutig als Horst Grevenstedt identifiziert, doch Trevisan hätte gerne gewusst, wie Grevenstedt zu Lebzeiten ausgesehen hatte. Er ging durch den Regen hinüber zum Schuppen. Ein uniformierter Beamter im Regenponcho stand vor der Tür und begrüßte ihn.
    »Es ist eine lausige Nacht. Sie können sich ruhig in Ihren Wagen setzen«, schrie Trevisan dem jungen Polizisten gegen den Lärm der Generatoren zu. »Ich glaube nicht, dass sich jemand zu dieser Zeit hierher verirrt.«
    Der Polizist nickte dankbar, die Kollegen im Schuppen hatten ihn wohl längst vergessen. Trevisan blickte ihm nach, als er zu dem Streifenwagen hinüberging. Er dachte an seine Zeit als Streifenbeamter zurück. Er hatte diese Nächte gehasst. Sie waren ihm damals endlos vorgekommen.
    Die Holztür knarrte, als er sie öffnete, doch die Generatoren überlagerten das Geräusch. Anscheinend war Grevenstedt nicht mehr dazu gekommen, die Scharniere zu ölen.
    Monika Sander stand unweit der Tür. Sie fuhr herum, als Trevisan eintrat. Als sie ihn erkannte, entspannten sich ihre Züge.
    Trevisans Blick fiel auf die kleinen schwarzen Nummerntafeln, die auf dem Boden aufgestellt waren. Jede Nummer war eine Chance. Eine Chance für ihn, sich dem Täter zu nähern. Die Leiche war geborgen und lag hinter dem Boot. Ein Polizeifotograf machte Bilder.
    »Sie sind bald fertig?«, rief Monika herüber.
    Trevisan nickte.
    Kleinschmidt und

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