Der Tod kommt in schwarz-lila
anscheinend doch noch dümmere als uns.«
Trevisan nickte. »Du hast etwas herausgefunden?«, fragte er schließlich. Ihm war nach einem Themen Wechsel.
»Ja, deshalb wollte ich dich sprechen. Wir haben gestern noch bis zum Abend gearbeitet. Der Bereitschaftsdienst des Rechtsmedizinischen Instituts hat mich verständigt. Auf dem sichergestellten Hammer, mit dem Grevenstedt aller Wahrscheinlichkeit nach erschlagen wurde, fanden wir Blut, das möglicherweise vom Täter stammt. Zumindest wurden zwei unterschiedliche Blutgruppen festgestellt. Außerdem war da noch ein sauberer Daumenabdruck, möglicherweise auch vom Täter. Ich bekomme bis heute Mittag Bescheid.«
»Das ist die erste gute Nachricht, die ich seit Tagen zu hören bekomme«, sagte Trevisan mit einem Lächeln.
»Möglicherweise bringt uns eine DNA-Analyse weiter«, fuhr Kleinschmidt fort.
»Lass uns erst einmal abwarten, ob sich das Untersuchungsergebnis bestätigt«, erwiderte Trevisan, bevor er sich erhob. »Es sind schon so viele hoffnungsvolle Spuren im Sande verlaufen, dass ich mir erst Gedanken mache, wenn es so weit ist.« Er sah zur Uhr. Es war kurz nach neun. Er hatte sich für heute noch einiges vorgenommen.
Bevor er das Zimmer verließ, sagte Kleinschmidt zu ihm: »Martin, ich weiß, dass du ein guter Polizist bist. Du sollst wissen, dass wir voll hinter dir stehen.«
»Danke«, antwortete Trevisan und schloss die Tür.
*
Trevisan führte ein kurzes Telefongespräch mit Frau Lenz, der Zeugin vom Restaurant in Wittmund, die die ersten Hinweise auf den weißen Kleinwagen und den jungen Mann gegeben hatte. Trevisan zweifelte nicht daran, dass sie damals dem Wangerland-Mörder gegenübergestanden hatte. Zwar hatte Till bereits mit ihr gesprochen, doch vielleicht würde ihr nach den neuen Erkenntnissen zu dem Wagen noch etwas einfallen. Manchmal genügte es, wenn man dem Gedächtnis auf die Sprünge half. Sie war zu Hause und würde auf ihn warten. Bevor er in die Tiefgarage ging, gab er Monika Sander Bescheid.
Als er in Wittmund vor dem Einfamilienhaus stoppte, sah er den großen Hund, der auf dem gegenüberliegenden Grundstück aufgeregt hin und her lief. Es schien, als ob ihn der Hund erwartete. Trevisan überquerte die Fahrbahn. Der Hund bellte laut. Noch bevor Trevisan den Gehweg erreichte, kam eine ältere Frau aus dem Haus. Sie trug eine blaue Kittelschürze und hatte ihr Haar hochgesteckt. Ein kurzer Pfiff und der Hund verstummte.
Neugierig musterte die Frau Trevisan. Trevisan grüßte freundlich.
»Sind Sie der Kriminalbeamte aus Wilhelmshaven?«, fragte sie leise. Trevisan zückte seinen Dienstausweis.
»Kommen Sie nur herein«, sagte sie schließlich. Die Frau führte ihn in das Haus. Bevor sie die Tür schloss, schaute sie sich draußen verstohlen um.
»Ich will nicht, dass die Nachbarn denken, wir hätten etwas mit der Polizei zu tun«, erklärte sie. Sie führte Trevisan in die Küche. Er nahm auf der Eckbank Platz. Auf dem Tisch lag die Tageszeitung.
Das Monster vom Wangerland schlägt erneut zu, stand in großen Buchstaben auf der ersten Seite. Ihm fiel ein, dass er heute noch überhaupt nicht zum Lesen der Zeitung gekommen war. Er hatte die ganze Nacht schlecht geschlafen, war mit heftigen Kopfschmerzen aufgewacht und hatte anschließend lange und ausgiebig geduscht.
Als sich Frau Lenz gegenüber auf den Stuhl setzte, blickte er von der Zeitung auf.
»Er hat es wieder getan, oder?«, fragte sie voller Sorge.
Trevisan nickte stumm.
»Werden Sie ihn erwischen?«
»Ich denke schon, aber es braucht seine Zeit«, entgegnete Trevisan.
»Möchten Sie einen Kaffee und ein paar Plätzchen?«
Trevisan spürte seinen Magen. Er hatte Hunger, trotzdem lehnte er dankend ab. Er hatte nur noch wenig Zeit.
»Ich wundere mich, dass die Polizei noch einmal mit mir reden will«, sagte Frau Lenz. »Ich habe doch schon damals alles gesagt.«
»Damals war ein Kollege hier«, erklärte Trevisan. »Ich habe Ihre Aussage gelesen. Daraus haben sich für mich noch ein paar Fragen ergeben.«
»Also gut, dann fragen Sie.«
»Sie haben ausgesagt, dass Sie sich damals mit dem jungen Mann unterhalten haben. Wissen Sie noch, worüber Sie gesprochen haben?«
»Ich sagte es doch schon. Er gab sich für einen Jogger aus. Aber das war eine Lüge. Er trug zwar einen Jogginganzug …«
»Wissen Sie noch, wie der Sportanzug aussah?«, unterbrach Trevisan.
Frau Lenz überlegte. »Er war schwarz.«
Trevisan hatte insgeheim gehofft, dass die Frage
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