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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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waren dort schon oft. Aber warum ist das wichtig?«
    »Wissen Sie noch, wann sie dort einkehrten und wann sie wieder gegangen sind?«
    »Wir kamen gegen sieben und gingen kurz nach neun. Die Kinder waren dabei«, antwortete sie. »Jetzt sagen Sie mir schon, woher Sie wissen, dass wir an diesem Tag ausgegangen sind!«
    Trevisan überlegte, ob er es ihr sagen sollte. Was konnte diese Frau noch ertragen?
    Schließlich entschied er, ihr von den Beobachtungen der Familie Lenz vor dem Gasthaus zu erzählen. Sie erschrak.
    »Dann hat er uns damals schon belauert!«, stieß sie hervor. Ein Weinkrampf schüttelte sie.
    *
    »Das war keine Meisterleistung«, bemerkte Margot Martinson, nachdem sie das Wohnzimmer verlassen hatten. Frau Grevenstedt hatte sich dank ihres Zuspruches wieder beruhigt.
    Er zog die Stirn kraus. Er hatte es einfach versuchen müssen. Nun wusste er, dass seine Theorie richtig war. Der Mörder belauerte seine Opfer, suchte sie mit Bedacht aus. Doch der Grund lag immer noch im Verborgenen.
    Sie wandten sich zum Gehen, als Grevenstedts Schwiegervater aus dem Wohnzimmer kam und nach ihm rief. »Es wäre schön, wenn Sie meine Tochter nicht mehr behelligen würden. Sie und die Kinder leiden sehr unter der Situation. Wie sollen ihre Wunden jemals heilen, wenn Sie mit Ihren Fragen laufend darin herumstochern?« Die Augen des alten Mannes funkelten böse.
    Trevisan verstand den alten Mann, doch was sollte er tun?
    »Herr …« Erst jetzt fiel ihm auf, dass er den Namen des Mannes überhaupt nicht kannte.
    »… Vath, Heribert Vath«, sagte Grevenstedts Schwiegervater bedeutungsvoll, fast so, als hätte der Name einen tieferen Sinn.
    »Herr Vath, entschuldigen Sie. Aber ich muss Ermittlungen führen. Ihr Schwiegersohn wurde ermordet. Vielleicht ergeben sich aus seinem Leben einige Anhaltspunkte, die …«
    »Ich war selbst über fünfundzwanzig Jahre Justizbeamter. Ich bin in meinem Leben unzähligen Verbrechern begegnet. Dieben, Einbrechern, Totschlägern und sogar Mördern. Ich weiß, wovon ich spreche. Horst liebte seine Frau und die Kinder und war stets hilfsbereit. Er war beliebt bei den Menschen. Nicht nur in der Musikkapelle oder in der Firma schätzte man ihn. Auch die Nachbarn oder die Menschen der Kirchengemeinde wussten, was sie an ihm hatten. Sie können jeden fragen. Vor dreizehn Jahren rettete er sogar einem jungen Burschen das Leben, dessen Boot gekentert war. Mein Schwiegersohn war ein ganz besonderer Mensch. Suchen Sie den Täter, aber lassen Sie uns endlich in Ruhe!«
    Trevisan blickte betreten zu Boden. Er wusste, dass jedes weitere Wort überflüssig war. Er wandte sich zur Tür und verließ das Haus. Margot Martinson folgte ihm.
    *
    Trevisan fuhr nach Aurich, um sich in Grevenstedts Firma umzuhören. Vielleicht ergab sich dort irgendein Anhaltspunkt.
    »Der Mörder hat mittlerweile fünf Menschen umgebracht, wie können wir ihn nur aufhalten?«, sagte er, als sie über die einsame Landstraße fuhren.
    »Sind Sie sicher, dass er wieder zuschlagen wird?«, entgegnete Margot Martinson.
    Trevisan erzählte ihr von den Morden. Sie hörte aufmerksam zu, schließlich sagte sie: »Ich habe die Akten bereits gelesen.«
    »Was halten Sie davon?«
    »Ich denke, der Täter hat einen rituellen Hintergrund. Der Mörder handelt aus einer tiefen inneren Überzeugung heraus. Er kommt unerbittlich wie ein Racheengel mit Feuer und Schwert über seine Opfer und kennt kein Erbarmen. Sind Sie religiös?«
    Trevisan blickte sie ungläubig an.
    »Schauen Sie auf die Straße!«, sagte sie energisch. Trevisan erschrak. Der Wagen holperte über das Seitenbankett.
    Was hatten die Ermittlungen mit seinem persönlichen Glaubensbekenntnis zu tun?
    »Kommen Ihnen die Farben Schwarz und Lila in Bezug auf den christlichen Glauben nicht irgendwie bekannt vor? Der Täter scheint eine Vorliebe für genau diese Farben zu haben.«
    Auch Trevisan war schon zu diesem Schluss gekommen, aber er’ hatte bislang eher an einen modischen Tick gedacht.
    »Wissen Sie um die liturgische Bedeutung der Farben?«, fragte Margot Martinson.
    Trevisan schüttelte den Kopf. Er war beileibe kein eifriger Kirchgänger. Er warf ihr einen fragenden Blick zu.
    »Tod! Die Farben stehen für Tod«, sagte sie nach einer Weile. »Und für die Auferstehung.«
    Trevisan schluckte. Er erinnerte sich an seine letzten Besuche in der Kirche. An den Weihnachtsgottesdienst, mit Paula, vor drei Jahren. An die Beerdigungen in den letzten Jahren, bei denen der

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