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Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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aufeinander und wurden später von Mr. Peck miteinander bekannt gemacht. Charles war ganz begeistert von dem jungen Mann und aß hinterher mit ihm zu Abend. Bei dieser Gelegenheit vertraute Mr. Alveston ihm sein Vorhaben an, das Familienvermögen zu sanieren und das Anwesen in Surrey wieder aufzubauen, das seit 1600 im Besitz der Familie ist und dem er sich als einziger Sohn sehr verpflichtet und verbunden fühlt. Dann trafen sie sich noch einmal in Charles’ Club. Charles fiel damals auf, wie erschöpft der junge Mann wirkte, und lud ihn auch in meinem Namen auf ein paar Tage nach Highmarten ein. Seitdem ist Mr. Alveston ein regelmäßiger und hochwillkommener Gast, wann immer er sich vom Gericht loseisen kann. Lord Alveston, sein Vater, ist achtzig und bei schlechter Gesundheit und bringt nicht mehr die für das Anwesen erforderliche Kraft und Autorität auf, aber das Baronat zählt zu den ältesten im Land, und die Familie genießt großes Ansehen. Charles hat von Mr. Peck und auch von anderen erfahren, wie sehr man Mr. Alveston in der Anwaltskammer Middle Temple bewundert. Er ist uns beiden sehr ans Herz gewachsen. Die Zwillinge lieben ihn, und für den kleinen Charles Edward ist er ein Held. Die Kinder führen wahre Freudentänze auf, wenn er zu Besuch kommt.«
    Der gekonnte Umgang mit ihren Kindern war ein sicherer Weg in Janes Herz, und Elizabeth verstand gut, warum es Alveston sosehr nach Highmarten zog. Das Leben eines überarbeiteten Junggesellen in London bot nur wenig Annehmlichkeiten, und Mrs. Bingleys Schönheit, ihre Herzensgüte und ihre sanfte Stimme zusammen mit dem fröhlichen Familienleben in ihrem Haus empfand er wohl als angenehmen Gegensatz zum harten Konkurrenzkampf und den gesellschaftlichen Verpflichtungen in der Hauptstadt. Wie Darcy hatte Alveston schon früh die Bürde der Erwartungen und Pflichten übernommen. Sein Entschluss, das Familienvermögen wiederherzustellen, verdiente Bewunderung, und der Strafgerichtshof Old Bailey stand mit all seinen Anforderungen und Erfolgen wahrscheinlich für ein eher privates Ringen.
    Die Schwestern schwiegen eine Zeitlang; dann sagte Jane: »Ich hoffe, dass seine Anwesenheit weder dich, liebe Elizabeth, noch Mr. Darcy beunruhigt. Nachdem ich gesehen habe, wie gern er und Georgiana zusammen sind, halte ich es zugegebenermaßen für möglich, dass er sich in sie verliebt, und sollte das Mr. Darcy oder Georgiana peinlich sein, würden wir selbstverständlich dafür sorgen, dass seine Besuche unterbleiben. Aber er ist ein ehrenwerter junger Mann, und wenn ich mit meinem Verdacht richtig liege und Georgiana seine Zuneigung erwidert, bin ich zuversichtlich, dass sie gemeinsam glücklich werden könnten. Sollte Mr. Darcy aber andere Pläne für seine Schwester haben, wäre es nicht nur klug, sondern auch gnädig, Mr. Alveston nicht mehr nach Pemberley kommen zu lassen. Bei den letzten Besuchen hier ist mir eine Veränderung im Verhalten Colonel Fitzwilliams zu seiner Cousine aufgefallen, eine größere Bereitschaft, sich mit ihr zu unterhalten und bei ihr zu sein. Die beiden ergäben ein wundervolles Paar, dessen ganze Zierde sie wäre, aber ich weiß nicht, ob sie in dem riesigen Schloss im Norden glücklich sein könnte. Erst letzte Woche habe ich ein Bild davon in einem Buch aus unserer Bibliothek gesehen. Es wirkt wie eine Festung aus Granit, an deren Mauern sich die Nordseewellen brechen. Und so weit weg von Pemberley! Georgiana wäre bestimmt unglücklich so fern von ihrem Bruder und dem Haus, das sie so liebt.«
    »Ich denke, Pemberley steht sowohl für Mr. Darcy als auch für Georgiana an erster Stelle«, erwiderte Elizabeth. »Als ich das Haus damals mit meiner Tante und meinem Onkel besichtigte und Mr. Darcy mich fragte, wie es mir gefalle, freute er sich sehr über meine Begeisterung. Ich glaube nicht, dass er mich geheiratet hätte, wenn ich nicht so ehrlich entzückt gewesen wäre.«
    Jane lachte. »O doch, das glaube ich schon, meine Liebe. Aber vielleicht reden wir besser nicht mehr davon. Über die Gefühle anderer zu tratschen, obwohl man sie gar nicht richtig kennt und sie sie vielleicht selbst nicht verstehen, kann sehr viel Unheil auslösen. Vielleicht war es ein Fehler, den Namen des Colonels zu erwähnen. Ich weiß, wie sehr du Georgiana liebst, Elizabeth, und das Zusammenleben mit dir wie mit einer Schwester hat sie zu einer stolzen, schönen jungen Frau gemacht. Falls sie wirklich zwei Verehrer hat, muss sie natürlich

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