Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)
selbst entscheiden, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ohne das Einverständnis ihres Bruders heiraten würde.«
»Die Sache könnte sich nach dem Ball zuspitzen«, gab Elizabeth zu bedenken, »und ich gestehe, dass sie mich beunruhigt. Ich habe Georgiana sehr, sehr liebgewonnen. Doch schieben wir die Angelegenheit fürs Erste beiseite und freuen wir uns auf das Essen im Kreis der Familie. Ich möchte es uns und unseren Gästen nicht mit womöglich völlig unnötigen Befürchtungen verderben.«
Damit war das Gespräch zu Ende, aber Elizabeth wusste, dass Jane keinen Grund für Schwierigkeiten erkennen konnte. Ihrer festen Überzeugung nach war es nur natürlich, dass sich zwei gutaussehende junge Menschen, die offensichtlich gern zusammen waren, ineinander verliebten und diese Verliebtheit in eine glückliche Ehe mündete. Und Geld wäre in diesem Fall auch kein Problem, denn Georgiana war reich und Mr. Alveston ein aufstrebender Anwalt. Geld spielte für Jane allerdings ohnehin nur eine geringe Rolle; solange genug da war, um einer Familie ein komfortables Leben zu ermöglichen, war es doch einerlei, welcher der Ehepartner das Vermögen in die Verbindung einbrachte. Und die für jeden anderen am schwersten wiegende Tatsache, dass der Colonel jetzt ein Viscount war und seine Frau zur Countess machen würde, während Mr. Alveston nur ein Baronat in Aussicht stand, zählte in Janes Augen überhaupt nicht. Elizabeth beschloss, nicht länger über die vorstellbaren Schwierigkeiten zu grübeln, nach dem Ball jedoch so schnell wie möglich mit ihrem Mann zu reden. Sie waren beide so beschäftigt gewesen, dass sie ihn seit dem Morgen kaum gesehen hatte. Sie durfte ihm zwar nicht von ihren Spekulationen über Mr. Alvestons Gefühle erzählen, ehe Mr. Alveston oder Georgiana das Thema zur Sprache brachten, doch von der Absicht des Colonels, seiner Hoffnung Ausdruck zu verleihen, Georgiana möge seine Frau werden, musste er so schnell wie möglich erfahren. Sie fragte sich, warum ihr die Vorstellung von dieser doch so glanzvollen Verbindung ein solch unüberwindliches Missbehagen bereitete, und versuchte, das hässliche Gefühl zu vertreiben. Inzwischen war Belton ins Zimmer gekommen. Jane und Elizabeth mussten sich für das Dinner zurechtmachen.
3
A m Vorabend des Balls wurde das Dinner wie üblich, der geltenden Mode entsprechend, um halb sieben serviert. Hielt sich die Zahl der Gäste in Grenzen, fand es allerdings nicht im offiziellen Speisesaal statt, sondern in einem dahinterliegenden kleineren Raum, dessen runder Tisch acht Personen bequem Platz bot. Den Saal hatte man in früheren Jahren benötigt, weil die Gardiners und gelegentlich auch Bingleys Schwestern anlässlich des Balls in Pemberley gewohnt hatten; doch jetzt fiel es Mr. Gardiner schwer, sich auch nur für kurze Zeit von seinen Geschäften zu trennen, ebenso wie seiner Frau, die Kinder zurückzulassen. Am liebsten war ihnen ein Besuch im Sommer; dann konnte Mr. Gardiner angeln, und seine Frau kannte nichts Schöneres, als mit Elizabeth vom einspännigen Phaeton aus die Gegend zu erkunden. Die beiden Frauen verband eine langjährige, enge Freundschaft, und Elizabeth schätzte die Ratschläge ihrer Tante sehr. Im Hinblick auf gewisse Angelegenheiten wäre sie gerade jetzt sehr froh darum gewesen.
Obwohl es sich um ein zwangloses Dinner handelte, betrat die Gesellschaft das Speisezimmer selbstverständlich paarweise. Der Colonel bot sofort Elizabeth den Arm, Darcy begab sich an Janes Seite, und Bingley trug mit einer kleinen ritterlichen Geste Georgiana das Geleit an. Als Elizabeth sah, dass Alveston dem letzten Paar allein folgte, bereute sie es, die Sache nicht anders geregelt zu haben. Doch es war immer schwierig, kurzfristig eine passende alleinstehende Dame aufzutreiben, und gesellschaftliche Konventionen hatten bei den Dinners vor dem Ball früher nie eine Rolle gespielt. Der leere Stuhl stand neben Georgianas Platz, und Elizabeth sah ein freudiges Lächeln über Alvestons Gesicht huschen, als er danach griff.
Während sie sich rings um den Tisch niederließen, sagte der Colonel: »Mrs. Hopkins fehlt also auch in diesem Jahr. Sie verpasst den Ball doch nun schon zum zweiten Mal, nicht wahr? Tanzt Ihre Schwester nicht gern, oder hegt Pfarrer Theodore theologische Bedenken gegen Bälle?«
»Mary hat noch nie gern getanzt und lässt sich entschuldigen«, antwortete Elizabeth, »aber ihr Mann hat bestimmt nichts gegen ihre Teilnahme
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