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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Spurensicherung denn nicht ein paar Fotos schießen, bevor wir das Ding aufmachen?«
    »Ja«, sagte Slidell, öffnete das Schloss und stemmte den Deckel mit beiden Händen auf.
    Durch das Zischen gefrorener Luft und dem Summen der Neonröhre hörte ich einen gedämpften Knall.
    »Was war das?«, fragte ich.
    Slidell ignorierte meine Frage. »Sieht nicht so aus, als hätte Evans das Geld für ein Modell mit Selbstabtau-Funktion ausgeben wollen.«
    Auch wenn die Bemerkung eher schnippisch war, war Slidells
Ton steinern. Und er hatte recht. Das Innere der Kühltruhe war völlig mit Eis- und Schneekristallen überzogen.
    Oben links befand sich ein rechteckiger Drahtkorb voller Plastikbeutel. Ich kratzte an einigen, um die Etiketten lesen zu können. Tiefkühlgemüse aus dem Supermarkt. Hackfleisch. Etwas, das aussah wie ein Schweinebraten.
    Ich dachte an den Abdruck auf Klapecs Rücken. Der Korb?
    Nein. Das Muster bestand aus parallelen Linien. Der Korb bestand aus Edelstahlstäben in Gitteranordnung.
    Ich behielt die Beobachtung für mich. Stattdessen starrte ich gebannt auf ein anderes, in Plastik gewickeltes Objekt in einer Ecke ganz unten in der Kühltruhe.
    Annähernd rund. Ein Schinken? Zu groß. Ein kleiner Truthahn?
    Ich griff in die Truhe und holte das gefrorene Ding heraus. Das Plastik war überraschenderweise frostfrei. Was stimmte hier nicht?
    Der Gegenstand war schwer, vier oder fünf Kilo vielleicht. Während ich ihn auf dem Truhenrand balancierte, holten mich meine eigenen Worte von früher wieder ein. Was hatte ich Slidell über das Gewicht eines menschlichen Kopfs gesagt? Ungefähr so viel wie ein kleiner Truthahn.
    Mit zitternden Händen drückte ich das transparente Plastik gegen den Inhalt. Details wurden sichtbar, trüb und unscharf wie Gegenstände auf dem Grund eines Teichs.
    Ein Ohr mit geronnenem Blut in den zarten Bögen und Falten. Der Umriss eines Unterkiefers, purpurblaue Lippen. Eine Nase, flachgedrückt an einer bleichen Wange. Ein halb geöffnetes Auge.
    Plötzlich brauchte ich frische Luft.
    Ich rammte Slidell Klapecs Kopf in die Arme und stürzte nach draußen.
    An einem Daumennagel kauend, ging ich auf und ab und wartete, dass Slidell ebenfalls herauskam. Wartete auf den Transporter der Spurensicherung.

    Sekunden schleppten sich dahin. Vielleicht waren es auch Minuten.
    Ich hörte das gedämpfte Geräusch von Slidells Handy.
    Mein Blick wanderte zu den Myrten und der Andeutung des Golfplatzes dahinter. Ich ging zu der Hecke, weil ich einen friedvollen Ausblick zur Beruhigung meiner Nerven brauchte.
    Und stolperte über etwas, das im Schatten lag.
    Etwas mit Masse und Gewicht. Totem Gewicht.
    Mit hämmernden Herzen richtete ich mich auf die Knie auf und drehte mich um.
    Glenn Evans lag mit dem Gesicht nach oben auf dem Rasen, die Augen leer, mitten in der Stirn ein Loch, aus dem Blut quoll.

37
    Slidell kam aus der Garage gerannt, den Kopf nach links und nach rechts drehend, die Waffe in beiden Händen neben der Nase.
    Als ich seinen alarmierten Blick sah, begriff ich, dass ich aufgeschrien haben musste.
    Slidell kam zu mir und schaute auf die Leiche hinab.
    » Was zum Teufel?«
    Das Herz noch immer rasend, rappelte ich mich hoch und wich zu den Myrten zurück.
    Slidell starrte Evans sehr lange an. Dann sprach er, ohne hochzusehen.
    »Pinder besitzt einen weißen Dodge Durango. Vor einer Stunde tauchte das Fahrzeug vor ihrem Haus auf. Gunther saß am Steuer.«
    Ich bemühte mich, Slidells Sätze und Evans Tod in einen vernünftigen Zusammenhang zu bringen.
    »Noch was.« Slidells Augen wanderten hoch und bohrten sich in meine. Im gelben Licht aus den Remisenfenstern sahen sie eingesunken und alt aus. »Evans und Lingo waren in der ganzen
Woche, in der Klapec verschwand, nicht in der Stadt. Auch am Siebenundzwanzigsten nicht.«
    Einen Augenblick wussten wir beide nicht, was wir sagen sollten. Wir standen einfach nur da.
    Hatten wir uns das alles völlig falsch zusammengereimt? Und Rinaldi ebenso?
    In der Stille hörte ich hinter mir einen Ast brechen. Slidells Glock schnellte in die Höhe und zielte in meine Richtung.
    Ich drehte mich eben um, als ein Pistolenlauf meine Schädelbasis küsste.
    Eine Männerstimme sagte: »Sie machen jetzt mit, oder Sie sterben beide.«
    Adrenalin schoss in jede Zelle meines Körpers.
    » Waffe weg.« Geknurrt.
    Ich sah ein Funkeln, als Slidells Augen zur Seite schnellten.
    »Tun Sie das nicht, Detective.«
    Am Rand meines Gesichtsfelds sah ich, wie ein

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