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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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glaubt sie, dass Lingo die Sache zu was Größerem aufbläst, als sie tatsächlich ist, und dass für sie dann Geld und Ruhm abfällt.«
    Ich wartete, während Slidell darüber nachdachte.
    »Aber woher bekommt Stallings ihre Infos?«
    »Vielleicht hat sie einen Polizeifunk-Scanner.«
    »Wo kriegt so ein kleines Mädchen denn einen Polizeifunk-Scanner her?«, fragte Slidell mit hohntriefender Stimme.
    »In jedem Elektronikladen.«
    » Was Sie nicht sagen. Und woher weiß sie, wie sie mit so einem Ding umgehen muss?«
    Slidells Ignoranz, was moderne Technik angeht, hatte mich schon immer verblüfft. Ich hatte Gerüchte gehört, dass er zu Hause noch immer ein Telefon mit Wählscheibe hatte.
    »Das ist ja nicht gerade Astrophysik. Das Gerät tastet eine Reihe von Frequenzen ab, sucht sich die, die gerade in Betrieb ist, und bleibt drauf, damit man mithören kann. Ähnlich wie der Sendersuchlauf in Ihrem Radio.« Ich konnte nicht glauben, dass Slidell das zum ersten Mal hörte. »Vielleicht hat Stallings Rinaldis Anforderung eines Leichenhunds mitbekommen. Oder vielleicht hat Lingo selbst einen Scanner.«
    Wieder wartete ich, bis Slidell das verdaut hatte. Dann: » Wer ist eigentlich dieser Antoine LeVay?« Sein Ton war ein wenig sachlicher geworden.

    »Anton LaVey. Er gründete die Kirche Satans.«
    »Gibt’s die wirklich?«
    »Ja.«
    »Wie viele Mitglieder?«
    »Das weiß niemand so genau.«
    »Wer ist dieses andere Kind, von dem Lingo redete?«
    »Anson Tyler. Lingo ist da völlig auf dem Holzweg. Tylers ganzer Oberkörper fehlte, nicht nur sein Kopf.«
    »Wohin verschwand der?«
    »Wenn eine Leiche im Wasser treibt, hängen die schweren Teile nach unten. Ein menschlicher Kopf wiegt ungefähr vier bis fünf Kilo.« Ich hielt inne. Kannte Slidell das metrische System überhaupt? »Ungefähr so viel wie ein Truthahn. Das heißt, der Kopf löst sich relativ früh.«
    »Das beantwortet meine Frage nicht.«
    »Die fehlenden Teile sind dort, wohin die Strömung sie trug.«
    »Sie wollen damit also sagen, dass es keine Verbindung gibt zwischen diesem Kind vom Catawba River und dem Jungen, den wir heute gefunden haben?«
    »Ich sage, dass Anson Tyler seinen Kopf aufgrund natürlicher Prozesse verlor, nicht durch eine Enthauptung. An seinem Skelett war nirgendwo eine Schnittspur zu entdecken.«
    »Was ist mit dem Schädel in dem Kessel?«
    »Das ist eine schwierigere Frage.«
    »Haben Sie an dem Schnittspuren gefunden?«
    »Nein.«
    »An den Beinknochen?«
    »Nein.«
    »Diese Geschichte mit dem Jungen in London, stimmt die?«
    »Ja.«
    »Erzählen Sie mir davon.«
    »Zweitausendeins wurde unter der Tower Bridge der Torso eines vier- bis sechsjährigen Jungen ohne Kopf und Gliedmaßen aus der Themse gezogen. Die Polizei nannte ihn Adam. Die Obduktion
ergab, dass er sich nur sehr kurz in diesem Teil der Welt aufgehalten hatte.«
    »Ausgehend von was?«
    »Der Nahrung in seinem Magen und den Pollen in seiner Lunge. Es zeigte sich außerdem, dass er in den achtundvierzig Stunden vor seinem Tod ein Gebräu zu sich genommen hatte, das die giftigen Calabar-Bohnen enthielt.«
    »Und?«
    »Calabar verursacht eine Lähmung, hält das Opfer aber bei Bewusstsein. Es wird sehr häufig bei Zauberritualen in Westafrika verwendet.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Es wurden auch Adams Knochen untersucht, um die geografische Herkunft zu bestimmen.«
    »Wie funktioniert das?«
    »Nahrungsmittel enthalten Spuren der Erde, in der sie wuchsen, beziehungsweise auf der die Tiere weideten.« Ich hielt es so einfach wie möglich. »Durch einen Vergleich von Adams Proben mit diversen Orten auf dieser Welt fand man heraus, dass er wahrscheinlich aus der Nähe von Benin City in Nigeria stammte. Ermittler flogen nach Afrika, fanden aber nur wenig heraus.«
    »Irgendwelche Verhaftungen?«
    »Nein. Aber es gibt Personen, die im Fokus des Interesses stehen. Vorwiegend Nigerianer, von denen einige in Menschenhandel verwickelt sind.«
    »Aber es gab nie genügend Beweise für eine Anklage.« Skinny war noch nie ein großer Freund bürgerlicher Grundrechte gewesen. Seine Verachtung war nicht zu überhören.
    »Genau.«
    Während eine doppelte Stimme in meinem Schlafzimmer und irgendwo in der Stadt in einer Wohnung, die ich mir lieber nicht vorstellen wollte, Sportergebnisse meldete, musste ich eine Entscheidung fällen. Sollte ich Slidell von dem beunruhigendsten Element erzählen und damit riskieren, dass ich ihn auf eine ganz
falsche Fährte setzte? Oder sollte

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