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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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gehörten zwei schwarze Käfer, ein langes, braunes Krabbelding und eine Hand voll Ameisen. Nur die Wespen ließ ich in Frieden.
    Anschließend sammelte ich Erdproben und machte mir Notizen über das Habitat: Süßwassersee, Mischwald, halb saure Erde, Höhe zwischen einhundertsechzig und zweihundert Metern, Temperatur zwischen zwanzig und dreißig Grad Celsius, geringe Luftfeuchtigkeit, volle Sonneneinstrahlung.
    Schließlich notierte ich mir noch einige Bemerkungen über die Leiche. Nackt. Auf dem Boden liegend, Hintern erhoben, Arme an den Seiten. Enthauptung, kein Blut, keine Körperflüssigkeiten an der Fundstelle. Kopf fehlt. Schnittwunden auf Brust und
Bauch. Minimale Verwesung. Keine Fraßspuren von Wasser- oder Landtieren. Eiermassen an Halswunde und Anus mit Innentemperaturen von 36 beziehungsweise 37 Grad. Unbekannte Todesursache.
    Es war halb fünf, als ich fertig war. Larabee und Hawkins lehnten an der Hecktür des Transporters und tranken Wasser aus Flaschen.
    »Durstig?«, fragte Hawkins.
    Ich nickte.
    Hawkins zog eine Flasche aus einer Kühlbox und warf sie mir zu.
    »Danke.«
    Wir tranken und starrten auf den See hinaus. Larabee sagte als Erster etwas.
    »Slidell ist überzeugt, dass wir Teufelsanbeter in unserer Mitte haben.«
    »Commissioner Lingo wird sich freuen.« Ich konnte die Verachtung in meiner Stimme nicht unterdrücken.
    Hawkins schüttelte den Kopf. »Der alte Boyce hat die Klappe kaum vierundzwanzig Stunden, nachdem Sie und Slidell in diesem Keller fertig waren, aufgerissen.«
    »Haben Sie das nicht gewusst? Lingo hat eine Standleitung zu Gott.«
    Larabee schnaubte.
    »Können Sie sich noch an diesen Messermord an der Archdale erinnern?« Hawkins zeigte mit seiner Flasche auf Larabee. »Eine lesbische Dame nahm Anstoß daran, dass ihre Partnerin fremdging? Der Leichensack war noch kaum zu, da predigte Lingo schon über die Sünde der Homosexualität.«
    »Aber kein Mucks letzte Woche, als dieser Trucker den Freund seiner Exfrau abknallte«, sagte Larabee. »Biblisches Motiv. Wenn ich sie nicht haben kann, kriegt sie keiner.«
    »Wenn Lingo von der Sache da Wind bekommt, dann baut er das in seine aktuelle Seifenoper ein.« Hawkins warf seine leere
Flasche auf eine Winn-Dixie-Tasche neben der Kühlbox. »The Devil Goes Down to Georgia.«
    »Da dürfte er aber ziemlich auf dem Holzweg sein«, sagte ich.
    »Hat das da für Sie nichts mit Satanismus zu tun?«
    »Das hier schon. Der Keller nicht.«
    Ich berichtete, was ich gefunden hatte.
    »Klingt für mich aber auch nicht gerade nach Baptisten«, sagte Hawkins.
    Ich skizzierte kurz, was ich Slidell und Rinaldi über synkretische Religionen erzählt hatte. Santería. Voodoo. Palo Mayombe.
    »Welche davon bringen Tieropfer dar?«
    »Alle.«
    »Satanisten?«
    »Ja.«
    »Worauf tippen Sie?« Larabees Flasche gesellte sich zu der von Hawkins.
    »Die farbigen Perlen, die Münzen und die katholische Heilige weisen auf Santería hin. Die Holzstöckchen und der nganga mit Kette und Schloss eher auf Palo Mayombe.«
    »Die menschlichen Überreste?«
    Ich hob frustriert die Hände. »Das können Sie sich aussuchen. Voodoo. Santería. Palo Mayombe. Satanismus. Aber im Keller gab es keine umgedrehten Pentagramme oder Kreuze, keine Sechssechs-sechs-Symbole, keine schwarzen Kerzen, keinen Weihrauch. Nichts, was typisch ist für Satanismus.«
    »Nichts wie diesen Jungen hier.« Larabee deutete mit dem Kopf zum See.
    »Nein.«
    »Meinen Sie, dass es eine Verbindung gibt?«
    Ich führte mir die verstümmelte Leiche am Ufer noch einmal vor Augen.
    Der Schädel und die Beinknochen aus dem Kessel.
    Ich hatte keine Antwort.
    Auf der Rückfahrt zum Highway kamen mir zwei Autos entgegen. Über das eine freute ich mich. Über das andere nicht.
    Der SUV brachte den Suchhund, den Rinaldi versprochen hatte. Ich wünschte dem Tier mehr Glück bei der Suche nach dem Kopf, als ich es hatte.
    Der Honda Accord wurde von der Frau gefahren, die ich am Dienstagabend vor dem Haus an der Greenleaf gesehen hatte. Wie war der Name unter dem Oberserver -Foto gewesen? Allison Stallings.
    »Na, Klasse.« Ich schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad. »Wer zum Teufel bist du, Allison Stallings?«
    Ich notierte mir ihre Autonummer und wünschte Radke Glück, dass er Stallings von der Leiche fernhalten konnte.
    Mein Handy klingelte, als ich eben auf die I-77 fuhr. Der Verkehr war dicht, aber noch nicht die Stoßstangenküsserei, die noch kommen würde.
    Die Anruferkennung zeigte eine

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