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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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entdeckt. Noch ein Unschuldiger ermordet, der Kopf abgeschlagen, das Fleisch geschändet. Warum diese Brutalität? Um Satan zu dienen. Und was sagen die Behörden dazu? Kein Kommentar.«
    Meine Finger krampften sich um den Slip.
    »Kein Kommentar zu einer kopflosen Leiche, die vor drei Tagen identifiziert wurde, ein zwölfjähriges Kind, das aus dem Catawba River gezogen wurde. Kein Kommentar auch zu einem menschlichen Schädel, der am letzten Montag in einem Keller im Third Ward gefunden wurde.«
    Ich stand stocksteif da.
    »Kein Kommentar, also wirklich.« Lingo schüttelte in theatralischer Verzweiflung den Kopf. »Warum die Öffentlichkeit informieren über die gottlose Verderbtheit, die unsere Stadt überfällt? «

    Lingo machte eine Pause, um den Satz wirken zu lassen.
    »Bürger von Charlotte-Mecklenburg, ›kein Kommentar‹ dürfen wir nicht hinnehmen. Wir müssen Antworten verlangen. Schnelle und entschlossene Aktionen. Wir müssen verlangen, dass diese mörderischen Teufelsanbeter nicht ungestraft davonkommen.
    Ich will Ihnen eine Geschichte erzählen. Eine traurige Geschichte. Eine entsetzliche Geschichte. In London wurde 2001 in einem Fluss eine winzige, kopflose Leiche gefunden. Dieses Kind wurde Adam genannt, weil bis zum heutigen Tag sein Name nicht bekannt ist. Bekannt ist allerdings, dass dieser kleine Adam von Menschenhändlern nach England geschmuggelt wurde, um dort als Menschenopfer zu dienen.«
    Lingo streckte den erhobenen Zeigefinger in die Kamera.
    »Wir müssen unsere Kinder beschützen. Diese Missetäter müssen ausgemerzt werden. Die Schuldigen müssen verhaftet und mit der ganzen Härte des Gesetzes verfolgt werden. Satans Vasallen müssen aus unserer Mitte vertrieben werden. In unserer Stadt ist kein Platz für einen Night Stalker. Eine Andrea Yates. Ein Columbine. Einen armen kleinen Adam.«
    Birdie leckte mir Orangenblütenduft vom Bein. Ich konnte den Blick nicht von Lingo nehmen. Richard Ramirez? Andrea Yates? Eric Harris und Dylan Klebold?
    »Jeder Einzelne von uns muss verlangen, dass diese Morde oberste Priorität erhalten. Wir müssen wachsam sein. Wir müssen unsere Brüder und Schwestern in Regierung und Polizei dazu drängen, die Rüstung Gottes anzulegen und den Herrn der Finsternis zu bekämpfen. Wir müssen uns die Hände reichen und unsere Herzen vereinigen, um unsere großartige Stadt und unser County von diesem Krebs zu befreien.«
    Ein Schnitt zum Nachrichtensprecher. Er redete von Anton LaVey, dem Gründer und, bis zu seinem Tod 1997, Hohepriester der Church of Satan, und dem Autor der Satanic Bible . Hinter ihm lief eine Liste mit Websites durch.

    Kids and Teens for Satan
Synagogue of Satan
Church of Satan
Superhighway to Hell
Satanic Network
Letters to the Devil
    Birdie stupste mein Bein an.
    Ich ließ den Slip fallen, hob den Kater hoch und drückte ihn mir an die Brust, während mich eine dunkle Vorahnung überkam.
    Der Bericht endete mit Ausschnitten aus LaVeys Dokumentation von 1993, Speak of the Devil, Vom Teufel sprechen.
    Sofort klingelte mein Handy.
    »Haben Sie mit Lingo geredet?«
    »Natürlich habe ich nicht mit Lingo geredet.« Meine Stimme klang ebenso empört wie die Slidells.
    »Die eitle, alte Kröte hat eben eine Pressekonferenz abgehalten. «
    »Ich habe das meiste davon mitbekommen.«
    »Wirft der Polizei Vertuschung vor. Sagt dem braven Bürger, er soll die Schlinge bereithalten, damit er im Namen des Herrn lynchen kann. Wenn das kein Stich ins Wespennest ist.«
    Auch wenn Slidell übertrieb, war ich doch größtenteils seiner Meinung.
    »Wie kommt dieses Arschloch an seine Informationen?«
    »Als ich heute vom Fundort wegfuhr, kam mir Allison Stallings entgegen.«
    »Die Madame, die auf der Greenleaf Avenue herumgeschlichen ist?«
    Seit den Fünfzigern benutzte niemand außer Slidell mehr den Ausdruck Madame. Wenigstens kannte er noch ein französisches Wort außer ex-cuse-ay-moi.
    »Ja«, sagte ich.

    »Ich habe beim Observer angerufen. Stallings arbeitet da nicht.«
    »Warum taucht sie dann an meinen Fundorten auf?«
    »Ich habe verdammt noch mal vor, das herauszufinden.«
    Einen Augenblick lang schwiegen wir beide. Im Hintergrund hörte ich Slidells Fernseher den meinen nachäffen.
    »Glauben Sie, dass Stallings Lingo die Infos steckt?«
    »Möglich ist es.«
    »Was hat sie davon?«
    »Der Kerl ist eine Rampensau. Vielleicht ist sie eine Möchtegernreporterin, eine Freischaffende, die ab und zu mal Fotos an die Presse verkauft. Vielleicht

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