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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Fenster sich schloss.
    »Ich bin ein Opfer von Polizeibrutalität.«
    Schwer atmend warf Slidell sein Gewicht auf den Fahrersitz und knallte die Tür zu.
    »Schnauze.«

    Finney verstummte.
    Slidell riss den Ganghebel zurück. Wir schossen nach hinten. Er riss ihn nach vorne und raste mit Regenwasser aufspritzenden Reifen vom Parkplatz.
     
    Während Slidell Finney offiziell in Untersuchungshaft nahm, ging ich ins MCME, um festzustellen, ob der Unterkiefer tatsächlich zum Schädel aus dem Kessel gehörte. Röntgenaufnahmen. Biologisches Profil. Erhaltungszustand. Gelenkverbindungen. Maße. Fordisc-3.0-Bewertung. Alles passte.
    Danach zog ich den zweiten linken Backenzahn aus dem Unterkiefer und steckte ihn in eine Tüte. Falls erforderlich, konnte zwischen Schädel und Unterkiefer auch noch ein DNS-Vergleich angestellt werden. Doch das war unnötig, außer um die Anwälte zufriedenzustellen. Ich hatte keinen Zweifel, dass der Schädel und der Unterkiefer von derselben jungen Schwarzen stammten.
    Zwei Fragen blieben allerdings. Wer war sie? Wie konnte ein Teil von ihr in diesem Kessel und ein anderer in Finneys Haus landen?
    Als ich in die Polizeizentrale kam, saß Finney in dem Verhörzimmer, das Kenneth Roseboro am Tag davor so genossen hatte. Der Beschuldigte hatte seinen ihm gesetzlich zustehenden Anruf getätigt.
    Slidell und ich aßen Sandwiches von Subway, während wir auf den Rechtsbeistand warteten.
    Der Anwalt erschien, als ich eben den letzten Bissen Truthahn und Cheddar verdrückte.
    Und mich beinahe daran verschluckt hätte.
    Charlie Hunt sah noch besser aus als am Donnerstagabend. Ein Zweireiher aus Merinowolle und glänzende Oxford-Schuhe hatten nun die Stelle von Jeans und Slippers eingenommen. Heute trug er eine Aktentasche. Und Socken.
    Charlie stellte sich zuerst Slidell vor, dann mir.
    Wir gaben uns schnell die Hand.

    Slidell las die Anklage vor, illegaler Besitz von menschlichen Überresten. Er beschrieb die Beweislage und erklärte die Verbindung zwischen Finney und Cuervos Keller. Obendrein erwähnte er noch die Möglichkeit einer Verbindung mit Jimmy Klapec.
    »Ausgehend wovon?«, fragte Charlie.
    »Einer Vorliebe für die Schriften von Anton LaVey.«
    »Ich wäre gern zehn Minuten mit meinem Mandanten allein. «
    »Der Kerl ist ein Spinner«, gab Slidell zu bedenken.
    »Das ist SpongeBob auch«, antwortete Charlie. »Das macht ihn noch nicht zum Mörder.«
    Gemeinsam gingen wir zu Verhörraum drei.
    »Ich habe nichts dagegen, wenn Sie zusehen.« Charlie schaute uns beiden in die Augen. »Aber keine Mikros.«
    Slidell zuckte die Achseln.
    Charlie betrat den Raum. Slidell und ich stellten uns vor den Spionglasspiegel. Finney sprang auf. Die Männer gaben sich die Hand und setzten sich. Finney redete und gestikulierte heftig. Charlie nickte viel und machte sich Notizen.
    Acht Minuten, nachdem Charlie den Raum betreten hatte, kam er wieder zu uns.
    »Mein Mandant hat Informationen, die er Ihnen mitteilen will.« Wie schon zuvor schaute Charlie uns beide an. Mir gefiel das.
    »Dann kommt er also zur Vernunft?«
    »Als Gegenleistung verlangt er Immunität für alle Aussagen, die er macht.«
    »Dieses Arschloch hat vielleicht ein Mädchen umgebracht.«
    »Er schwört, dass er keinem Menschen etwas getan hat.«
    »Das tun sie doch alle.«
    »Glauben Sie ihm?«, fragte ich.
    Charlie schaute mich lange an. »Ja«, sagte er. »Ich glaube ihm.«
    »Wie kam er an den Unterkiefer dieses Mädchens?«, fragte Slidell.

    »Er ist bereit, das zu erklären.«
    »Wie sieht seine Beziehung zu Cuervo aus?«
    »Er behauptet, sie hätten sich nie getroffen.«
    »Aha. Und ich werde zum König des guten Geschmacks gewählt. «
    »Den Titel kann man nur erben«, sagte ich.
    Slidell warf mir einen fragenden Blick zu.
    »In einer Monarchie gibt es keine Wahlen.«
    Charlie strich sich mit der Hand über den Mund.
    »Ha-ha. Sehr witzig.« Slidell wandte sich wieder Charlie zu. »Wenn Ihr Knabe den Mund aufmacht, lassen wir ihm den Unterkiefer durchgehen, aber nur den Unterkiefer. Wenn er wahrheitsgemäß aussagt, kriegt er Immunität in Bezug auf den Besitz menschlicher Überreste. Wenn ich den Verdacht habe, dass er lügt, wenn ich herausfinde, dass er irgendjemandem auch nur ein Härchen gekrümmt hat, dann ist der Deal geplatzt.«
    »Einverstanden.«
    »Wir machen es mit Audio und Video.«
    »Gut«, sagte Charlie.
    Zu dritt marschierten wir ins Verhörzimmer. Charlie setzte sich neben Finney. Slidell und ich setzten

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