Der Tod kommt wie gerufen
»Sie sind der verdammte Erzbischof von Canterbury.«
»Wicca ist eine erdorientierte Religion, die einer Göttin und einem Gott huldigt.«
»Spielt Luzifer auch mit?«
»Weil wir einem Glaubenssystem anhängen, das sich von der traditionellen judäo-christlichen Theologie unterscheidet, glauben die Unwissenden, wir würden auch Satan anbeten. Dass, wenn Gott die Summe alles Guten ist, es auch ein entsprechend negatives Wesen geben muss, das die Verkörperung des Bösen ist. Satan. Wir Wiccaner glauben das nicht.«
»Sie sagen also, es gibt keinen Teufel?«
Finney zögerte kurz und wählte seine Worte sorgfältig.
»Wiccaner glauben, dass die gesamte Natur aus Gegensätzen besteht und dass diese Polarität Teil jedes Menschen ist. Gut und Böse sind im Unterbewusstsein des Menschen eingeschlossen. Wir glauben, dass es die Fähigkeit ist, sich über destruktive Triebe zu erheben, negative Energie in positive Gedanken und Handlungen umzuleiten, die normale Menschen von Vergewaltigern und Massenmördern und anderen Soziopathen unterscheidet.«
»Benutzen Sie Zauberei, um dieses Erheben zu erreichen?«
»Im Wicca-Kult wird Zauberei als religiöse Praktik betrachtet.«
»Gehört zu dieser religiösen Praktik auch das Zerschnippeln von Leichen?«
»Ich habe es Ihnen bereits gesagt. Wiccaner praktizieren keine destruktive oder grausame Magie. Wir tun niemandem weh. Warum stellen Sie mir eine solche Frage?«
Slidell beschrieb Jimmy Klapecs Leiche.
»Glauben Sie, dass ich diesen Jungen umgebracht habe?«
Slidell durchbohrte Finney mit seinem Blick.
»Ich habe mit siebzehn ein Grab ausgeraubt. Ich wurde einmal verhaftet, weil ich mich in der Öffentlichkeit erleichterte. Zwei blöde Streiche. Das ist alles.«
Slidells Blick blieb unverändert.
Finney schaute von Slidell zu Charlie und zu mir. »Sie müssen mir glauben.«
»Um ehrlich zu sein, Junge, ich glaube Ihnen kein Wort.«
»Überprüfen Sie es.« Finney war den Tränen nahe. »Finden Sie Donna. Reden Sie mit ihr.«
»Da können Sie Gift drauf nehmen.«
20
Wir hatten Glück. Genauer gesagt, Finney hatte es. Da der angebliche Grabraub nach 1999 stattgefunden hatte, war der Vorfall im CMPD-Computer verzeichnet. Mit dem Jahr des Vorfalls und Elmwood als Suchmerkmale hatten wir den Bericht innerhalb weniger Minuten auf dem Bildschirm.
In der Nacht des 3. August drang/en ein unbekannter Verdächtiger /unbekannte Verdächtige unberechtigt in die Gruft 109 im Elmwood Cemetery ein. Der ermittelnde Beamte sprach mit Mr. Allen Burkhead, dem Friedhofsverwalter. Mr. Burkhead gab an, dass er bei seiner Ankunft auf dem Friedhof um 7 Uhr 20 am 4. August festgestellt habe, dass die Gruft 109 aufgebrochen worden war. Mr. Burkhead glaubte nicht, dass die Gruft bereits beschädigt war, als er am 3. August um 18 Uhr seine Arbeitsstätte verließ. Im Inneren der Gruft öffnete/n der Verdächtige/die Verdächtigen einen Sarg und schändete/n die Überreste von Susan Clover Redmon, indem sie den Schädel entfernten. Der Medical Examiner wurde benachrichtigt, weigerte sich aber, den Friedhof zu besuchen oder die Überreste zu untersuchen, um festzustellen,
ob auch noch andere Knochen aus dem Sarg entfernt worden waren. Zurzeit des Vorfalls war der Friedhof geschlossen, und es gibt keine Zeugen. Eine Überprüfung der Unterlagen ergab, dass Marshall J. Redmon (verstorben) der Käufer der Gruft war. Ein Angehöriger der Familie Redmon, Thomas Lawrence Redmon, konnte in Springfield, Ohio, ausfindig gemacht werden. Thomas Redmon wurde informiert und wird über die Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten. Ich beantrage, dass dieser Fall für weitere Ermittlungen offengehalten wird.
Ich überflog den Rest der Informationen: Ermittelnder Beamter: Wade J. Hewlett. Adresse des V orfalls: 600 E. 4th St. Geschädigte: Elmwood Cemetery; Marshall J. Redmon. Diebesgut: Menschlicher Schädel und Unterkiefer.
Slidell fand heraus, dass Hewlett jetzt in der Eastway Division Dienst tat. Er rief an und wurde weitervermittelt. Sekunden später war Hewlett am Apparat. Slidell schaltete auf Mithören.
»Ja, an den Einbruch im Elmwood kann ich mich noch gut erinnern. Blieb mir irgendwie im Gedächtnis, weil es der einzige Grabraub war, den ich je hatte. Der Fall führte nirgendwohin.«
»Was sagt Ihnen Ihr Bauch?«
»Wahrscheinlich Jugendliche. Ich bekam in dieser Woche auch noch einen Mordfall, Vandalismus hatte also nicht gerade oberste Priorität. Wir hatten keine Spuren,
Weitere Kostenlose Bücher