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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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hohe Buchstaben: POLIZEIBEAMTER ERSCHOSSEN!
    Die Berichterstattung in Radio und Fernsehen war ähnlich schrill, die Formulierungen im Höchstmaß spekulativ: Bandenmord. Attentat. Mord aus dem fahrenden Auto heraus. Mord wie eine Hinrichtung.

    Auch Asa Finney blieb nicht verschont. Er wurde beschrieben als selbst ernannter Hexer, der wegen des Besitzes des Schädels aus dem Greenleaf-Kessel in Haft saß, und als jemand, der im Zusammenhang mit dem satanistischen Mord an Jimmy Klapec befragt werde.
    Allison Stallings’ Foto von Finney erschien auf der Titelseite des Observer, im Internet und hinter ernst dreinblickenden Reportern in Fernsehnachrichten. Überall wurde mehr als deutlich darauf hingewiesen, dass Rinaldi sowohl den Greenleaf- wie den Klapec-Fall bearbeitet hatte.
    Nach meinem frühmorgendlichen Medienüberblick war ich verzweifelt. Und von da an ging es mit dem Tag nur noch bergab.
    Katy rief gegen zehn an und sagte, dass es ihr leid tue wegen Rinaldi. Ich dankte ihr und fragte sie nach dem Picknick. Sie meinte, es hätte so viel Spaß gemacht wie ein Furunkel am Hintern. Und jetzt schickte man sie in irgendein Hinterwäldlerkaff in Buncombe County, damit sie dort Dokumente sortierte und beschriftete. Ich sagte ihr, dass ihre augenblickliche Negativhaltung einem ziemlich auf die Nerven gehen könne. Oder etwas ähnlich Unkluges. Sie meinte, ich sei doch die Negative und dass ich alles an ihr kritisiere. Was zum Beispiel? Ihren Musikgeschmack. Ich stritt es ab. Sie verlangte von mir, eine einzige Gruppe zu nennen, die sie mochte. Ich konnte es nicht. So legten wir auf, beide beleidigt und wütend.
    Boyce Lingo war bereits mittags auf Sendung, wetterte gegen Dekadenz und Korruption und verlangte, dass die Welt sich nach seinem engstirnigen Bild neu forme. Wie zuvor schon forderte er seine Wähler auf, aktiv gegen das Böse vorzugehen und von ihren Gewählten zu verlangen, dass sie dasselbe täten.
    Boyce stellte Asa Finney als Beispiel dar für alles, was falsch sei in der heutigen Gesellschaft. Zu meinem Entsetzen bezeichnete er Finney als Satansjünger und deutete eine Verbindung zum Mord an Rinaldi an.
    Eine Google-Recherche über Alison Stallings ergab schließlich,
dass sie Geschichten über wahre Verbrechen schrieb, bis jetzt aber nur eine einzige Veröffentlichung aufzuweisen hatte, eine billig produzierte, am Massenmarkt orientierte Enthüllungsgeschichte über einen Mord in Columbus, Georgia. Das Buch war nicht einmal bei Amazon aufgelistet.
    Außerdem hatte sie als Fotografin Bilder an den Columbus Ledger-Inquirer verkauft und einen großen Treffer bei der Associated Press gelandet.
    Mein Gott. Die Frau schnüffelte herum, weil sie Ideen für neue Bücher brauchte.
    Gegen drei kontrollierte ich meine E-Mails. Eine Nachricht vom OCME in Chapel Hill. Sie enthielt drei Punkte. Der Chef sei sehr besorgt wegen meines Wutausbruchs am Freitagvormittag. Ich müsse mich jedes Kontakts mit den Medien enthalten. Ich würde gleich am Dienstagmorgen von ihm hören.
    Ryan rief nicht an.
    Charlie rief nicht an.
    Birdie kotzte auf den Badvorleger.
    Zwischen E-Mails und Anrufen und Kotze und Tränen putzte ich. Aber nicht nach dem Motto, einmal kurz saugen und wischen. Ich machte mich wie eine Rasende über mein Häuschen her, schrubbte die Fliesenfugen im Bad mit einer Zahnbürste, scheuerte den Herd, wechselte die Filter der Klimaanlage, taute den Gefrierschrank ab, warf fast den ganzen Inhalt meines Medizinschränkchens weg.
    Die körperliche Anstrengung half mir. Bis ich damit aufhörte.
    Um sechs stand ich in meiner funkelnden Küche, und wieder war der Kummer kurz davor, mir meine Fassung zu rauben. Birdie hatte sich auf den Kühlschrank geflüchtet.
    »Das reicht nicht, Bird.«
    Der Kater betrachtete mich argwöhnisch, offensichtlich war ihm der Staubsauger noch deutlich in Erinnerung.
    »Ich sollte was tun, um mich auf andere Gedanken zu bringen. «

    Keine Antwort aus den luftigen Höhen des kalten Kastens.
    »Chinesisch«, sagte ich. »Ich bestell mir was Chinesisches.«
    Bird legte seine Vorderpfoten übereinander und das Kinn darauf.
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte ich. »Man kann nicht dauernd zu Hause sitzen und aus kleinen, weißen Kartons essen.«
    Bird zeigte weder Zustimmung noch Widerspruch.
    »Du hast recht. Ich gehe ins Baoding und bestelle alle meine Lieblingsgerichte.«
    Genau das tat ich auch.
    Und damit war der Tag endgültig im Eimer.
     
    Obwohl Essen im Restaurant zu meinen

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