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Der Tod macht den letzten Schnitt

Der Tod macht den letzten Schnitt

Titel: Der Tod macht den letzten Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Phelps? Wie ich höre, haben Sie
etwas für mich, richtig?»
    Ritas Oberlippe hob sich und enthüllte
noch mehr Kiefer. Newton erkannte das als Lächeln und lächelte zurück.
    «Dann sind Sie der Verantwortliche
hier?»
    «So ist es», sagte er liebenswürdig.
    «Mein Neffe ist auch zur Polizei
gegangen. Wegen dem Geld. Die haben den vielleicht fertiggemacht...»
    Eine ihm bisher unbekannte Ader klopfte
in Newtons Schläfe. Er fiel Mrs. Phelps ins Wort: «Ist das das Kleidungsstück?
Irgend jemand hat sich daran zu schaffen gemacht, nehme ich an.»
    «Es hat überall Blutflecken, ob das
ist, weiß ich nicht.» Sie breitete den
Kittel auf dem Tisch aus. Die rötlich-braunen Flecken waren schon getrocknet.
«Blutgetränkt, eher. So was kommt nicht aus der Flasche.»
    Newton stimmte ihr zu. «Wir müssen auch
Ihre Fingerabdrücke nehmen, nachdem Sie ihn angefaßt haben.»
    «Ich habe ja nur verhindern wollen,
daß, wer immer ihn genommen hat, herkommt und ihn wegnimmt», erwiderte Rita
Phelps ungehalten.
    «Und wo haben Sie ihn gefunden?»
    Sie zeigte auf den großen,
tuchumspannten Wäschebehälter. «Da werfen sie die Kostüme zum Waschen rein,
aber ich sortiere aus und hänge die, die nicht richtig schmutzig sind, auf die
Stangen zurück. Waschmittel schaden dem Stoff, und du weißt ja nicht, ob es
eine neue Serie gibt. Ich bin extra in der Lunchpause hiergeblieben und habe
aufgepaßt, daß keiner mit einem Kittel rausgeht», sagte Rita betulich. «Als ich
Robert schreien hörte, habe ich hochgeschaut» — sie deutete auf den TV-Monitor
oben an der Wand — , «ich konnte richtig den Messergriff sehen. Die Maske
bringt das nicht. Wir dachten alle, daß Margarite uns hochnehmen wollte. Sie
konnte ein richtiges Biest sein.»
    «Sollte dieser Kittel heute getragen
werden?»
    «Nein. Die OP-Szenen werden immer
dienstags, gleich früh morgens gedreht, nie montags. Einer der Statisten hatte
einen Kittel und einen Mundschutz für die Flurszene, aber er hat beides
zurückgebracht.» Sie zeigte auf ein grünes Kleidungsstück inmitten der Masse
blauer Schwesterntrachten.
    «Und wer trägt normalerweise diesen
Kittel?» Newton zeigte auf den blutbefleckten Kittel.
    «Dr. Watkins. Hinten steht sein Name
drin.» Rita fletschte vielsagend die Zähne. «Mit anderen Worten, Ian Walsh.»
     
     
    Büro Programmdirektor
     
    «Genau betrachtet, ist das der reine
Wahnsinn, Herzchen. Hier wimmelt es nur so von Schwestern, und keine ist von
geringstem Nutzen, wenn du sie brauchst. Unser Sicherheitsmann hat Aspirin, aber
ob das hilft? Trinken Sie einen Schluck Wasser.» Er legte Mr. Pringles
zitternde Finger um ein Glas Wasser. «Sie sehen immer noch ganz grün aus...
wollen Sie wirklich keinen echten Arzt?»
    «Noch ein paar Minuten...» Mr. Pringle
schloß die Augen.
    «Lassen Sie sich Zeit. Tut mir leid,
daß ich es Ihnen so schonungslos sagen mußte, aber ich hatte panische Angst,
Sie könnten den Reißverschluß von dem Plastiksack aufziehen. Wie wär’s mit
einem Cognac? Der Bühnenbildner hat alles Trinkbare unter der Sonne in seinem
Barschrank.»
    «Ich hätte lieber eine Tasse Tee.»
    «Hm — das wird schwierig, aber ich
probiere es.» Ashley öffnete die Tür zum Vorzimmer.
    «Angela, Püppchen, wie sieht’s mit
einer Tasse Tee aus? Als gute Tat, gewissermaßen.»
    «Muß das sein?»
    «Verdammte Emanzen», murmelte Ashley,
an seinen Schreibtisch zurückkehrend. «Meine Sekretärin ist in Urlaub. Die
Vertretung kommt aus einer Frauen-Kooperative in Camden Passage. Es braucht
eine demokratische Abstimmung, ehe sie auch nur den Kessel mit Wasser füllt.
Hören Sie, wollen Sie nicht lieber heimgehen und ein andermal wiederkommen?»
    Mr. Pringle öffnete die Augen. Das
Stückchen Himmel über den Dächern war regenschwer. «Ich würde lieber so schnell
wie möglich anfangen.»
    «Nun denn.» Ashley holte unterm
Schreibtisch eine randvolle Tragetasche von Harrods hervor. «Der Steuerfritze
schickt mir diese Liebesbriefe seit Jahren, und jetzt auf einmal läßt er meinen
Einspruch nicht gelten.»
     
     
    Studio A. Requisite
     
    Der Requisiteur hatte auf die Bitte um
einen Stuhl für die Zeugen einen mittelalterlichen Thron mit Gobelinbezug und
geschnitzten Armlehnen zur Verfügung gestellt. Falls Newton geglaubt hatte, die
Zeugen fänden den Thron zu prächtig, lag er falsch. Er hatte schlicht
übersehen, daß die meisten Schauspieler waren. Was nicht ausschloß, daß Ian
Walsh, dort sitzend,

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