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Der Tod macht den letzten Schnitt

Der Tod macht den letzten Schnitt

Titel: Der Tod macht den letzten Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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nervös war. Newton konnte sich das nicht erklären.
Vielleicht wirkte dieser Schrank von Mullin entmutigend auf ihn.
    Hinter seinem Schreibtisch sitzend,
behielt er Walsh im Auge, während er ihm zuhörte. Walsh war übertrieben
verstört, als er erfuhr, daß eins seiner Kostüme vom Mörder benutzt worden war,
obwohl die Wahl eines Kittels nahelag — ein weitgeschnittenes Kleidungsstück
bot Schutz wie auch Anonymität — , denn schließlich konnte er nur jemandem von
der Besetzung gehören. Für Newton bewies das lediglich, daß es um vorsätzlichen
Mord ging.
    Den Aussagen Walshs folgte Schweigen.
Er wußte nichts mehr zu sagen. Newton erhob sich. «Ich danke Ihnen, Sir. Sie
haben uns sehr geholfen.» Er blickte zu Mullin hinüber. «Haben Sie noch Fragen?»
Der Sergeant ergriff die Gelegenheit, sich ins rechte Licht zu setzen, und
Newton verschaffte sich die Möglichkeit, neben weiteren Einzelheiten die
Körpersprache des Schauspielers in sich aufzunehmen.
    Wie alt mochte Walsh sein? Ende Zwanzig?
Braungebrannt wie ein, zwei andere der Besetzung. Vermutlich sehr auf sein
Äußeres bedacht. Ein Schauspieler mußte fit und durchtrainiert sein.
Superschick in Hemd und Schlips saß er da — als Dr. Watkins? In einer Pause
fragte Newton ihn danach, und Walsh bestätigte es.
    «Bernhard schlug uns vor, im Kostüm zu
bleiben — falls sich noch eine Chance bietet, ein paar mehr Szenen abzudrehen.»
    «Heute nicht mehr. Vielleicht morgen.»
    «Nun denn.» Ian Walsh schickte sich mit
einem eleganten Achselzucken in sein Los. «Das verdanken wir alles Margarite.»
    Newton nahm den Punkt auf. «Es hat
Andeutungen gegeben, daß Miss Pelouse bei der Besetzung nicht beliebt war.»
    Ian Walsh wählte vorsichtig seinen Weg
durch ein mögliches Minenfeld. «Sie ist einmal ein großer Star gewesen.»
    «So hörte ich.»
    «Den heutigen Zuschauern weniger
bekannt.» Walsh beließ es dabei.
    «Und ich hätte gedacht, daß ihr
Fernsehpublikum sie noch gut genug kennt.» Newton bezweifelte nicht, daß die
Geldgeber sehr wohl die Serie nach Zielgruppen besetzten.
    «Richtig», gab Walsh zu, «nur war
Margarite Besseres gewohnt als Seifenopern. Ich schätze, daß da... nun, daß da
ihr Problem lag.»
    Newton wechselte die Richtung. «Wie ich
höre, hatte sie einen Hang zur Schadenfreude.»
    Das zeigte Wirkung. Unter der Bräune
errötete Walsh. «Ich glaube nicht, daß sie sich immer im klaren war über die
verheerenden Folgen einiger ihrer Scherze.»
    «Reden Sie aus Erfahrung?»
    Walsh schwieg.
    «Mr. Walsh, was immer Sie sagen, bleibt
unter uns.»
    Aber es war sein Kittel gewesen, den der
Mörder getragen hatte. «Erst möchte ich mit meinem Anwalt sprechen», murmelte
Walsh.
    «Kommen Sie, Sir, Sie haben nicht den
geringsten Grund zur Besorgnis. Sie können es nicht gewesen sein. Wer wäre
schwachsinnig genug, das eigene Kostüm anzuziehen, wenn er eine alte Dame
umbringen will, und es anschließend auch noch in den Wäschekorb zu stecken,
damit Mrs. Phelps es findet...»
    «Der Kittel war im Wäschekorb?» Ian
Walsh klang deutlich überrascht. «Als er heute morgen nicht in meiner Garderobe
war, habe ich meinen Garderobier losgeschickt, um ihn zu suchen oder mir einen
anderen zu bringen.»
    Inspector Newton schaute ihn aufmerksam
an. «Das haben Sie bisher nicht erwähnt, Mr. Walsh. Ich habe mir erklären
lassen, daß alle Kostüme im Fundus aufbewahrt werden.»
    Der Schauspieler war verärgert. «Wenn
es nach Rita ginge, meinen Sie? Sie ist eine faule Schlampe. Wenn sie das Sagen
hätte, müßten wir Woche für Woche verdreckte Kostüme tragen. Dem Himmel sei
Dank für einen Garderobier wie Henry. Er weiß, daß ich nicht daran denke, die
verschwitzten Klamotten eines anderen anzuziehen. Wie kann man eine Rolle
spielen...»
    «Henry?» fiel Newton ihm ins Wort.
    «Titmouse. Wunderbarer alter Mann. Hat
sein ganzes Leben im West End gearbeitet, macht er immer noch, wenn er die Chance
hat. Als erstes jeden Montagmorgen sehen wir beide meine Klamotten für die
Woche durch. Wenn das erledigt ist, kann ich mich entspannen und auf meine
Rolle vorbereiten.»
    Inspector Newton war am Thema Theater
nicht interessiert. «Eine Frage noch, Mr. Walsh. Was könnte Ihrer Meinung nach
jemanden bewogen haben, Miss Pelouse umzubringen?»
    Walshs Blick war fest, er zögerte nicht
mit der Antwort — vielleicht klang seine Stimme etwas zu emphatisch, als er
erwiderte: «Ich habe nicht die leiseste Ahnung, Inspector.»
     
     
    Garderobe der

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