Der Tod macht den letzten Schnitt
und die Beschaffenheit des Objektes, das er vermutlich enthielt. Es
gab keinen Zweifel mehr...
Ashley kam ihm zu Hilfe. «Margarite
Pelouse. Ich weiß nicht, ob Sie ihr...?»
Mr. Pringle wollte antworten, daß er
leider nie das Vergnügen gehabt habe, aber seine Zunge klebte ihm am Gaumen.
«Irgend jemand hat sie heute morgen mit
einem Messer erstochen. Kein guter Tag heute, scheint mir.» Ashley lächelte
begütigend.
Die Welt trudelte vor seinen Augen, er
wollte flüchten, aber sein Herz pumpte so heftig, daß er nicht von der Stelle
kam. Die Hand, die das Köfferchen umklammerte, zuckte krampfhaft, und Mr.
Pringle fiel in Ohnmacht.
Studio A. Kostümfundus
Der Raum war übervoll mit Kostümen an
Stangen, zwischen denen es gerade noch Platz zum Umziehen gab. Vor dem großen
Arbeitstisch an der verspiegelten Wand standen zwei Frauen einander gegenüber.
Sergeant Sylvia Mackenzie hatte so
viele Vorurteile hinnehmen müssen, daß ihr Bedarf für immer gedeckt war. Ihre
Berufswahl war keine leichte Entscheidung gewesen. Aber sie hatte inzwischen
gelernt, sich mit den groben sexuellen Anspielungen der männlichen Kollegen
abzufinden und die Mißachtung mancher verkalkter Hirne unter den Vorgesetzten
wegzustecken, die Frauen mit Schwarzen und Gestrauchelten gleichsetzten — na
und? Handelte nicht genau davon der Feminismus? Die Vorstellung bestärkte ihre
Entschlossenheit.
Sie wollte Commander werden, ohne dafür
ihre Weiblichkeit aufzugeben. So war sie auf die Welt gekommen, und sie sah
keinen Anlaß, etwas daran zu ändern.
Sie überlegte kurz, ob die junge Frau
ihr gegenüber je Ähnliches gedacht hatte. Kaum, sonst hätte sie gewiß der Natur
ein bißchen nachgeholfen. Rita Phelps war nicht nur häßlich, sondern als Zeugin
auch verdammt bockig. Früher Garderobiere, war sie inzwischen Chefgarderobiere
von Rainbow Television, und als solche dachte sie nicht daran, den
Anästhesiekittel herauszurücken. Dunkelhaarig, drahtig, mit einem Satz von
Raffzähnen, der eine Bierflasche hätte entkorken können, fehlte ihr jeder
Respekt, vor allem Frauen gegenüber, die sich als Polizistin auf spielten.
«Es ist mir egal — ich sage kein Wort
mehr, solange der hier Verantwortliche sich nicht sehen läßt. Und dieser Kittel
geht ohne mein Einverständnis nicht aus dem Fundus.»
«Fassen Sie ihn wenigstens nicht an»,
rief Sylvia Mackenzie, «das Labor...»
«Labors!» Ritas Verachtung schloß
hörbar alle gerichtlichmedizinischen Labors im Land mit ein. «Was läuft da
nicht alles falsch. Und Margarite? Sie hat nichts Besseres verdient, sage ich.
Gut, sie war Tennants gefeierter Star, aber ich, als ihre Garderobiere, führte
ein Hundeleben. Und Trinkgeld gab es nicht, auch wenn die Show noch so gut
lief.»
«Ich glaube, ich sollte nachsehen, ob
Detective Inspector Newton jetzt Zeit hat...»
«Tun Sie das. Und das hier» — sie hielt
Sylvia den Kittel unter die Nase — , «das bleibt hier.»
Wenigstens wäre er bei ihr gut
aufgehoben, dachte Sylvia sauer. Sie mußte Tempo vorlegen, um auf dem Weg
zurück mit Newton Schritt halten zu können. Als sie um eine Ecke bogen,
prallten sie fast mit Ashley zusammen, der einen elend aussehenden, älteren
Herrn mit Schnurrbart und Brille stützte.
«Sieh dir die beiden gut an,
Schätzchen», redete Ashley ihn an, «die sind echt. Das erkennst du daran, daß
der Mann kein Make-up trägt.» Er sagte das sotto, aber nicht sotto genug. Bereitwillig stellte er Newton seinen Begleiter vor. «Mr. G. B. H.
Pringle, mein Steuerberater.»
«G. D. H.», korrigierte Mr. Pringle
schwach, «G. D. H. Pringle.»
«Ich habe jetzt leider keine Zeit, Sir.
Wir sehen uns später.»
Im Weitergehen erreichte Newton ein
weiteres Bühnen beiseite von Ashley. «Der da ist ja sooo scheu. Er läuft
immer davon!» mußte er sich anhören. Er knirschte mit den Zähnen, und Sylvia
Mackenzie hielt es für geraten, so zu tun, als hätte sie nichts gehört.
«Nach Aussage von Mrs. Phelps werden
die Kostüme an Aufnahmetagen eher im Fundus als in den Garderoben aufbewahrt.
Sie sind auf zwei Stangen sortiert: eine für die Kostüme der Schauspieler, die
andere für die der Statisten, aber als ich wissen wollte, wohin der Kittel
gehört, weigerte sich Mrs. Phelps zu antworten.»
Sie hatten den Fundus erreicht.
«George soll ihn fürs Labor eintüten.
Sagen Sie ihm Bescheid?»
«Sehr wohl, Sir.» Die Polizistin
verschwand. Newton setzte eine freundliche Miene auf und trat ein.
«Mrs.
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