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Der Tod macht den letzten Schnitt

Der Tod macht den letzten Schnitt

Titel: Der Tod macht den letzten Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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unter vier Augen mit dir reden.» Mehr sagte sie nicht. Sie
wartete ab, weil sie sicher war, daß er als erster aufgeben würde.
    «Wovon redest du?»
    Sie lächelte süß. «Von deinem Besuch
bei Margarite in der Umkleidekabine gestern morgen. Als Justin sich ein bißchen
ausruhen wollte und du reingeflitzt bist. Du hast gedacht, es hätte dich
niemand gesehen, aber das stimmt nicht.»
    «Margarite und ich waren alte Freunde»,
sagte er beherrscht.
    «Das kann man wohl sagen!» Die
Anspielung war unüberhörbar.
    «Du hast gelauscht?» fragte er tonlos.
    «Du kannst gar nicht verhindern
mitzuhören, wenn Leute nicht die Stimme senken.»
    Trotz bester Vorsätze brauste Walsh
auf. «Du hast absichtlich gehorcht, weil du nicht anders kannst, als deine Nase
in alles zu stecken, Rita, stimmt’s?»
    «Kein Grund, gehässig zu werden.»
    «Und? Worum geht’s?»
    «Ich dachte, du möchtest nicht, daß
allgemein bekannt wird, was du mit Madame Pelouse besprochen hast.»
    «Verdammter Mist!» Er bewegte sich so
heftig, daß sein Glas zu Boden fiel und Ritas Drink auf ihren Schoß schwappte.
    «Paß doch auf!»
    «Wenn du das Spiel spielen
willst, vergiß es, Rita!» Ian Walsh senkte auch diesmal nicht die Stimme. Ein
oder zwei Gäste drehten sich um, erkannten ihn und staunten ihn an. «Du hast
wohl gedacht, du könntest ein bißchen Erpressung versuchen — mir mit der
Polizei drohen, oder? Zu spät, Rita! Ich habe längst beschlossen auszupacken,
einschließlich der Tatsache, daß du gedroht hast, Margarite eigenhändig
umzubringen.»
    «Das ist gelogen.»
    «Der gute alte Henry weiß es besser.»
    «Dieser alte...»
    «Dir fällt bestimmt eine
zufriedenstellende Erklärung ein — wenn die Polizei danach fragt.» Ian Walsh
ging und überließ Rita dem staunenden Publikum.
     
     
    Polizeirevier
     
    Frank Newton hatte immer noch schlechte
Laune, jedenfalls schlecht genug, um den Lunch zu streichen. Er nutzte die
Mittagsstunde lieber, um seine Gedanken zu sammeln und das morgens angefallene
Material zu sichten. Er reagierte erst aufs zweite Klopfen. «Ja?»
    «Entschuldigen Sie, Sir. Eine Miss
Jacinta Charles wartet draußen und möchte mit irgend jemandem reden.»
    «Sind Sylvia oder Doreen nicht da?»
    «Doreen ist noch nicht zurück. Sylvia
ist in der Kantine.»
    «Laßt sie ausrufen, und sagen Sie Miss
Charles, sie möchte warten. Ich rufe durch, wenn wir soweit sind.»
    Nach seiner Rückkehr vom gerichtsmedizinischen
Institut und der Lektüre des vorläufigen Autopsieberichts hatte er versucht,
die Mordtat zu rekonstruieren. Bei dreien der vier Stichwunden wäre jeder
tödlich gewesen. Ein Hinweis auf wachsende Panik beim Täter. Außerdem konnte
man mit absoluter Bestimmtheit sagen, daß der Täter Linkshänder war. Wie
melodramatisch — aber so gesehen, wie passend, dachte Newton. Die gerichtliche
Untersuchung war für fünfzehn Uhr angesetzt.
    Im Zentralbüro gab ein Operator weitere
statistische Daten in die Computer ein: Unfall in der Lexington Street mit
Unfallflucht. Bowman war bei Einlieferung in die Klinik für tot erklärt worden,
und Newton hatte gebeten, alles zu speichern, was sich im Umfeld von Rainbow
Television abgespielt hatte. Vielleicht ergaben sich Zusammenhänge. In diesem
Stadium der Ermittlungen wollte er nichts ausschließen.
     
    «Es freut mich, daß Sie gekommen sind,
Miss Charles.»
    «Ich schätze, es war nur eine Frage der
Zeit, daß Sie mich herbestellt hätten.»
    «Bitte, rauchen Sie, wenn Sie möchten.»
Jacinta hätte gern geraucht, aber sie wollte die Zigaretten als Reserve
zurückhalten. Wußte sie denn, wie lange das hier dauerte und ob sie später
überhaupt rauchen durfte? Sie musterte rasch den Raum, ein Tisch, drei Stühle,
ein Aschenbecher, sonst nichts — außer dem gräßlichen Geruch nach einem
Desinfektionsmittel. Sie war so aufgeregt, daß sie Sergeant Mackenzie neben dem
Inspector kaum wahrnahm.
    «Könnten Sie ein Fenster öffnen?»
    «Das lassen wir besser zu, glaube ich»,
sagte Newton, «der Krach draußen lenkt beim Denken ab.»
    Jacinta lächelte steif. «Natürlich.
Daran habe ich gar nicht gedacht.»
    Nein, dachte Newton, du hast an andere
Dinge gedacht, du drehst vor Aufregung fast durch.
    «Wenn wir zwei, drei Punkte klären
könnten, Miss Charles...»
    «Ich möchte meine persönlichen
Beziehungen zu Margarite Pelouse erklären.»
    «Ich weiß von dem Artikel in der Stage, aber ich habe ihn noch nicht gelesen.»
    «Die Angaben darin waren korrekt.

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