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Der Tod macht den letzten Schnitt

Der Tod macht den letzten Schnitt

Titel: Der Tod macht den letzten Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Kurz
gefaßt: Meine Mutter war eine Nichte von Margarite Pelouses erstem Ehemann,
weil meine Großmutter seine kleine Schwester war. Mein Großonkel Gilbert
arbeitete im Ausland, als er Margarite kennenlernte und heiratete, oder genauer
Erika, wie sie damals hieß. Wieder in England, ging die Ehe kaputt, und sie
ließen sich scheiden. Daß es meinen Großonkel Gilbert gab, erfuhr ich erst nach
dem Tod meiner Mutter. Mit ihr habe ich mich nicht besonders gut verstanden — sie
war vehement gegen meine Berufswahl gewesen. Er wurde auch als schwarzes Schaf
der Familie angesehen, wieso weiß ich nicht, über ihn wurde nicht geredet. Ich
war ganz glücklich, als ich herausfand, daß ich nicht nur einen Onkel hatte,
sondern daß seine Frau die spätere Margarite Pelouse gewesen war, wie aus einem
Brief hervorging.»
    «Soweit ich weiß, hat Miss Pelouse
weder auf den Artikel noch auf Ihre Behauptung reagiert.» Frank Newton entging
nicht der mühsam unterdrückte Zorn seines Gegenübers. «War es Eifersucht?»
fragte er ruhig. «Hat Miss Pelouse in Ihnen die attraktive junge Schauspielerin
gesehen, die ihr den Applaus stiehlt?»
    «Kein Gedanke!» explodierte Jacinta.
«Sie war ein gefeierter Star, aber sie führte sich auf wie ein Biest. O ja, sie
hat reagiert, sie tat so, als hätte ich ihr gedroht. Erst sagte sie, sie würde
mich verklagen, dann hat sie sich an meinen Freund herangemacht.» Ohne es zu
merken, hatte Jacinta sich eine Zigarette angezündet. «Ich weiß nicht, ob Ian
und ich als Paar überdauert hätten», bekannte sie freimütig, «aber wir waren
schrecklich glücklich — bis er auf die verhängnisvolle Tournee ging.»
    «Warum haben Sie eigentlich alles an
die große Glocke gehängt? Warum haben Sie nicht in einem Brief die
Familienverhältnisse erklärt?»
    Jacinta wurde rot.
    «Ich hatte mir eingeredet, das wäre die
einmalige Chance, in aller Öffentlichkeit auf meine Verwandtschaft mit der
großen Margarite Pelouse hinzuweisen. Und wie stolz ich darauf sei. Nachher,
als alles schiefging, wurde mir klar, wie hirnrissig das gewesen war. Natürlich
hatte ich gehofft, Margarite würde ihre Beziehungen spielen lassen, wenn sie
erfuhr, daß sie eine Verwandte hatte. In unserm Geschäft gehst du für ein
bißchen Vetternwirtschaft in die Knie.»
    «Ich weiß, was Sie meinen. Aber fangen
wir erst mal mit Namen, Adresse und Geburtsdatum an, Miss Charles...»
    «Ich habe gestern mit Margarite
gesprochen», fiel Jacinta ihm ins Wort.
    «Ach ja?» Er blickte von seinem
Schreibblock auf. «Wann war das?»
    «Als sie in der Notaufnahme-Deko war.»
    Frank Newton gab sich gleichgültig.
«Hat irgend jemand Sie gesehen?»
    «Ich glaube nicht. Ich benutzte die Tür
der Deko, und vom Studio waren wir durch die Wandschirme verdeckt. Ich wollte
allein mit ihr reden. Ich hatte gerade Streit mit einem der Kameramänner
gehabt. Wegen des Artikels, natürlich. Jeder erinnert sich daran. Seit bekannt
war, daß Margarite als Ersatz in der Serie mitspielte, warteten alle darauf,
daß ich sie zur Rede stellte. Simon unterstellte mir, ich sei feige oder hätte
sogar alles bloß erfunden. Aber Margarite kam nie ohne Jason Cornish aus dem
Probenraum, deshalb ergab sich erst gestern die Gelegenheit — als das ganze
Studio mit der Flurszene beschäftigt war.»
    «Und sie hat mit Ihnen gesprochen?»
    «Sie hat!» Jacinta versuchte sich an
einem Scherz. «Und sie war definitiv lebendig, als ich aus der Deko ging.»
    «Was genau haben Sie ihr gesagt?»
    «Ich habe sie gefragt, warum sie so
feindselig sei. Warum sie nach all den Jahren die Verwandtschaft zu meinem
Großonkel nicht akzeptiere.»
    «Und was antwortete sie?»
    «Gar nichts. Dafür warf sie mich
praktisch raus. Wenn ich sie nicht in Ruhe ließe, würde sie dafür sorgen, daß
mein Vertrag mit Rainbow Television nicht verlängert werde. Ich war so
aufgeregt, daß ich in den Waschraum ging, um mich abzukühlen, anstatt auf
meinen Auftritt zu warten.»
    «Hätte Miss Pelouse Macht genug gehabt,
um Sie feuern zu lassen?»
    Jacinta war blaß geworden. «Ich
schätze, ja», sagte sie müde. «Margarite hat die Leben anderer zerstört, und in
einer Seifenoper ist niemand unersetzbar. Das ist bloß eine Illusion, die wir
alle hegen.»
    «Eine wichtige Frage, Miss Charles.
Können Sie sich vorstellen, warum jemand Miss Pelouse hätte töten wollen?»
    Schicksal ergeben erwiderte sie:
«Jemand mit einem besseren als meinem Motiv, meinen Sie? Bedaure, leider nein.»
     
    Eine halbe

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