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Der Tod macht den letzten Schnitt

Der Tod macht den letzten Schnitt

Titel: Der Tod macht den letzten Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Zunge.
«Schrecklich.» Aber er schaltete schon den Fernsehapparat ein und suchte den
Studio-A-Channel. «Halten Sie mich nicht für hartgesotten, Herzchen, aber
Bernhard war fünfzig Seiten im Verzug, als wir heute morgen anfingen zu drehen,
und sollten sie Jacinta verhaftet haben...»
    Auf dem Bildschirm erschien Schwester
Williams in Großaufnahme, was Ashley auf der Stelle strahlen ließ. «Na,
wunderbar. Sie ist da. Dieser Sergeant hat offenbar noch nicht gehört, daß sie
Margarite umgebracht hat. Mit ein bißchen Glück kriegen wir unsere Szenen in
den Kasten, bevor irgendwer quatscht.»
    «Das Unfallopfer schien auf dem Weg
hierher zu sein.»
    Ashley wirbelte herum. «Gehörte er etwa
zur Besetzung? Richard flippt aus, wenn er noch einen aus der Serie
rausschreiben muß.»
    «Ich weiß nicht, wer es war. An sich
sehe ich Doctors and Nurses nicht.»
    «Hoffen wir, daß es jemand von der
Technik war», meinte Ashley unbeschwert. «Kameramänner gibt’s immer als Ersatz.
Mit Schauspielern ist das etwas schwieriger. Wir brauchen die vertrauten
Gesichter — bis wir beschließen, daß wir sie nicht mehr brauchen, natürlich.»
Er wurde nachdenklich. «Ich hoffe, Sie haben sich trotzdem geirrt. Wenn er
wirklich nach hier unterwegs war... Aller guten und schlechten Dinge sind
drei.»
    Es klopfte, und ein stämmiger Mann
steckte den Kopf durch die Tür. «Ein Pringle soll hier fotografiert werden,
richtig?»
    «Richtig. Kommen Sie herein.»
    Der Mann entdeckte das
zusammengesackte, käseweise Gesicht und betrachtete es genauer. «Grundgütiger,
wen will der denn spielen? Den Yorick?»
    «Es ist nur für einen Betriebsausweis.»
    «Ja dann.» Der stämmige Mann kam auf
Pringle zu. «Fertig, Sir?»
    Mr. Pringle rappelte sich auf die
Beine. «Eigentlich nicht.»
    «Macht nichts. Tut ja nicht weh.
Achtung...» rief er und knipste. «Schon gehört, was mit Bertie passiert ist? Er
hat sich überfahren lassen.»
    «Bertie Bowman?»
    «Bertie Bowman! Der alte Schwachkopf
war bestimmt betrunken. Sie haben ihn im Krankenwagen weggefahren, aber ich
denke, da war er schon hinüber. Danke, Mr. Pringle. Ihr Ausweis ist in ein paar
Stunden fertig.»
    «Danke.» Mr. Pringle fragte gar nicht
erst nach einem Abzug. Als der Fotograf verschwunden war, erkundigte er sich
nach Mr. Bowman. «Gehört er zur Besetzung?»
    «Er war Statist», antwortete Ashley.
«Wir haben ihn regelmäßig beschäftigt. Sentimentale Gründe.» Das war ein völlig
neuer Aspekt des Fernsehens: Sorge um das Wohl der Mitarbeiter? Mr. Pringle sah
sich genötigt nachzufragen, ob er sich nicht verhört habe.
    «Einige Statisten sind ehemalige
Schauspieler, denen es dreckig geht. Wir setzen sie, wann immer möglich, ein.»
Aber mehr Gedanken verschwendete Ashley nicht an einen toten Statisten, der
genauso leicht zu ersetzen war wie ein Techniker. «Wissen Sie noch, was Sie
über Trauerkleidung gesagt haben? Ich habe einen göttlichen Cashmeremantel bei
Jasper Conran gesehen, mit schwarzen Tupfen im Futter.»
    Mr. Pringle wünschte, er hätte diese
Möglichkeit nie erwähnt. «Gestern abend habe ich mich bis zum Boden der
Plastiktüte durchgearbeitet, Fallowfield. Und ich denke, es wäre klug, wenn wir
uns nicht mehr als unbedingt nötig auf die Nachsicht des Finanzamtes verließen.
Sehen Sie das nicht auch so?»
     
     
     
     
    5

Heikle Punkte
     
    The Rose & Crown Pub.
Lunchzeit
     
    Rita Phelps hatte nicht die Statur, um
sich durch die Staffel der Gäste zu kämpfen, also bediente sie sich ihrer
eigenen Methode, kleiner Püffe in die Nierengegend des Vordermannes, und drehte
der Besitzer sich böse funkelnd um, lächelte sie ihn zähnefletschend an. Wie
üblich öffnete sich ihr eine Gasse.
    «So einsam und verlassen?» fragte sie,
als sie Ian Walsh an einem Nischentisch entdeckte.
    Als er sah, wen er vor sich hatte,
sagte er gleichgültig: «Sieht so aus.»
    Die Chefgarderobiere rutschte auf die
Bank und setzte sich. Widerstrebend stand Walsh auf. «Was möchtest du trinken?»
    «Für mich bitte ein Mirage-Tonic.»
    «Was um Gottes willen ist das denn?»
    «Die wissen das schon. Mit Eis, bitte.»
    Walsh bahnte sich den Weg zur Bar und
kehrte mit einem Glas mit aprikosenfarbener Flüssigkeit zurück.
    «Du trinkst nichts mehr?»
    «Nein.»
    «Sehr vernünftig. Du mußt ja alle fünfe
beieinander haben, solange die Polizei herumschnüffelt.» Walsh warf ihr einen
schnellen Blick zu und sah wieder fort. Rita beugte sich näher zu ihrem Opfer.
«Deshalb wollte ich

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