Der Tod macht den letzten Schnitt
Zeit.»
Sergeant Mackenzie ließ das taktvoll
vorüberziehen, ehe sie die scheinbar belanglose Frage stellte: «War Miss
Pelouse mit irgend jemandem in Doctors and Nurses befreundet?»
Er nahm die Besetzungsliste und stellte
sich näher ans Fenster. «Ian Walsh, natürlich. Sie kennen die Geschichte?»
«Wir kennen überhaupt keine
Theatergeschichten.»
Der Agent war nur mäßig erstaunt. «Hm,
wahrscheinlich nicht. Man muß wohl Insider sein. Er war mit Jacinta Charles eng
befreundet, als sie beide die Schauspielschule besuchten. Viele Schauspieler
machen den Fehler. Gib ihnen die Rolle des Romeo, und sie bilden sich ein, sie
liebten Julia...» Er ging wieder federnden Schritts zum Aktenschrank.
«Das bißchen Klatsch, das uns jetzt zu
Ohren kam, brachte Jacinta Charles mit Miss Pelouse in Verbindung.»
«Hinter der Geschichte steckt mehr.
Jacinta hatte einem Reporter der Stage erzählt, daß sie über ihre Mutter
mit Margarite entfernt verwandt sei. Ich erkundigte mich natürlich bei
Margarite, aber als sie schwor, daß daran kein wahres Wort wäre, ließ ich die
Sache auf sich beruhen. Aha, das hier habe ich gesucht...» Er reichte Sylvia
ein Schwarzweiß-Foto aus einer Produktion der Schauspielschule. Jacinta, in
Kniehosen, blickte verliebt zu Ian Walsh, in pelzverbrämter Robe, auf.
«Was ihr wollt. Ich dachte daran, Jacinta unter
Vertrag zu nehmen, als ich sie sah. Ein Glück, daß es nicht geklappt hat,
besonders als Margarite beschloß, süße Rache zu nehmen.» Er seufzte und fuhr
resigniert fort. «Ihr übelster Streich. Nach Erscheinen des Artikels sorgte sie
dafür, daß sie mit Ian Walsh bekannt wurde. Sie wollte Jacinta da treffen, wo
es am meisten weh tut.»
«Und? Mit Erfolg?»
«Das kann man wohl sagen. Margarite brachte
Ian Walsh in einer Neuinszenierung von Der Lauf der Welt als zweite
Hauptrolle neben ihr unter. Das Stück hatte eine kurze Laufzeit, außerhalb von
London, für ihre Zwecke ideal. Als es abgesetzt wurde, hatte Ian Walsh den
Verstand und Jacinta Ian Walsh verloren.»
Er sah den bedenklichen
Gesichtsausdruck seines Gegenübers und schüttelte den Kopf. «Ich weiß, was Sie
denken, Miss. So ein Waschlappen, richtig? Wie kann ein junger Bursche einer
alten Frau ins Garn gehen. Aber wie gesagt, wenn sie wollte, konnte sie
zaubern.»
Büro Programmdirektor
Der Fahrer des Streifenwagens hatte ihm
die Treppenstufen hinaufgeholfen und ihn zum Empfang gebracht. Jetzt saß Mr.
Pringle auf Ashleys Sofa, den Kopf zwischen die Knie gesenkt, und war der
Barmherzigkeit der Feministin von Camden Passage ausgeliefert. Angela sprintete
mit einer Schüssel aus Ashleys kleinem Waschraum.
«Brauchen Sie die noch?»
Mr. Pringle hätte gern ja gesagt, war
aber zu eingeschüchtert. «Nein danke. Es geht schon wieder.»
«Gott sei Dank.»
«Tut mir leid, Ihnen soviel Mühe zu
machen.» Sein Blick fiel auf den blutigen Ärmel, und sein Magen hob sich.
Angela drückte ihm die Schüssel unter
die Nase. «Männer!» zischte sie mit nicht zu überbietender Verachtung.
Die Tür öffnete sich, und Ashley betrat
sein Büro. Sie drehte sich ihm zu, um ihn zu begrüßen. «Ihr Freund hat die
letzte halbe Stunde nur gespuckt.»
«G. B. H.? Wieso, was ist passiert?»
«Irgendwer ist überfahren worden, und
er kam zufällig vorbei, das ist alles...»
«Ach, deshalb die Umleitung in der Broadwick
Street...»
«Er ist bei dem Typ geblieben, bis er
tot war, und kam dann hierher, um zu kotzen. Mit anderen Worten, ich bin nicht
hier, um zu putzen, und ich...»
«Tu mir einen Gefallen, Kindchen. Ich
habe noch keinen Kaffee gehabt...»
«...ich bin auch keine
», vollendete sie ihren Satz.
«Keine was?»
Angela knallte die Schüssel auf den
Tisch. «Rufen Sie mich, wenn Sie Ihre Korrespondenz erledigen wollen.»
Die Tür knallte auch. Ashley fuhr
zusammen. «Warum erfindet man bloß Frauen wie sie? Warum, fragte ich? Meine
Freunde sind viel hübscher und haben bessere Manieren. Wie die je schwanger
wurde, ist mir ein Rätsel. Vielleicht hat sie ihre Eier in eins dieser kleinen
Glasnäpfe gelegt, wo das Sperma nicht flüchten kann...»
Mr. Pringle würgte.
«Schaffen Sie es bis zum Klo?» Ashley
unterbrach seinen Tagtraum und wies dringlich auf die Waschraumtür. «Gleich
da.»
«Ich glaube nicht, daß mir schlecht
wird, vielen Dank.»
«Muß ein böser Schock gewesen sein.»
«Es war schrecklich — er ist getötet
worden, wissen Sie.»
Ashley schnalzte mit der
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