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Der Tod macht den letzten Schnitt

Der Tod macht den letzten Schnitt

Titel: Der Tod macht den letzten Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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ließ es wieder
kippen.
    «Können Sie mir biographische
Einzelheiten liefern? Wir wissen von der Ehe mit Alfred Barker. Was gab es an
späteren Verbindungen?»
    Der Agent lehnte sich in elegantes,
pinkfarbenes Leder zurück.
    «Sie wurden immer jünger und jünger.
Früher stand sie auf Schauspieler, aber langsam mußte sie sich mit männlichen
Models zufriedengeben. Ich bezweifle, daß da sexuell irgendwas im Spiel war.
Margarite brauchte einfach ständig ein gefälliges Gesicht neben sich. Daß
Alfred ihr den Laufpaß gab, hat übrigens ihr Ego tief getroffen.»
    «Hat nicht sie sich von ihm scheiden lassen?»
    «Ja, aber nur, weil Alfred altmodische
Vorstellungen von einem Gentleman hatte. Er lieferte den Scheidungsgrund unter
der Bedingung, daß sie die Scheidung vorantrieb. Berufliche Folgen hatte das
nicht. Er gab ihr immer wieder Rollen. Er war ihr auch nicht böse, schon gar
nicht, als er mit Kitty verheiratet war — einer reizenden, unkomplizierten,
kleinen Person -, das genaue Gegenteil von Margarite. Aber wie gesagt,
Margarite war eine wunderbare Schauspielerin, deren Pech war, daß sich die
Stücke änderten. Die zornigen, jungen Stückeschreiber in den Sechzigern wollten
Hauptdarstellerinnen, die Strickjacken tragen können — keine Margarite Pelouse.
Sie ging in die Vereinigten Staaten und heiratete einen anderen Schauspieler,
Willie Henderson.»
    «Einen anderen?»
    «Ihr erster Mann war Schauspieler
gewesen, aber nur kurze Zeit — er verschwand, als Profile aus der Mode kamen. O
ja, Ruhm ist ein vergänglich Ding. In meiner Jugend mußte man aristokratisch
aussehen. Heutzutage kämmt man sich nicht mal mehr die Haare — und Rasieren muß
auch nicht sein. Wenn man dazu Talent hat, ist das natürlich kein Fehler.»
    «Hatte Miss Pelouse Freunde?»
    Der Agent hob die Schultern. «Die
meisten waren ihre bösen Späße bald leid. Willie blieb mit ihr in Verbindung,
bis Margarite sich einen üblen Scherz mit seiner Frau leistete. Ich weiß nicht,
ob seine Freundschaft das überlebt hat. An sich ist Willie nicht nachtragend.
Ich kann Ihnen seine Adresse geben.»
    «Bitte.»
    Der kleine Mann bewegte sich gewandt
wie ein Ex-Tänzer. Er holte aus einem mattschwarzen Aktenschrank eine
Karteikarte. «Hier...»
    Sylvia notierte sich die Adresse und
fragte beiläufig: «Ich könnte mir vorstellen, daß für Schauspielerinnen die
Agenten auch Vertraute sind.»
    «Für einige schon. Hängt davon ab, ob
sie verheiratet sind oder nicht. Sind sie es, trägt der Ehemann gewöhnlich die
Wucht des Angriffs. Manche kommen her, um sich auszuweinen, wenn was
schiefgelaufen ist... Morris ist bei solchen Anlässen das wahre Gottesgeschenk.
Er wird mit jeder Menge Salzwasser und jeder Menge Streicheleinheiten fertig.
Margarite gehörte übrigens nicht zu den Klageweibern. Sie kam allenfalls, um
sich oder ihre neueste Errungenschaft vorzuzeigen. Und alles lief da nach
bewährtem Muster: Glück und Wonne, bis ihre Boshaftigkeit wieder durchbrach.
Dann rief sie mich an — meist mitten in der Nacht um sich darüber zu
beschweren, daß ihr jeweiliges Bürschchen sie verlassen habe.
    Als Jason mir sagte, daß niemand
Margarite habe schreien hören, wunderte mich das nicht. Sie fing an, sich mit
Jason zu langweilen, und falls ein anderer Mann in die Deko marschiert ist,
wäre sie nie auf die Idee gekommen, sich zu fürchten, sie hätte ihn als
möglichen Ersatz taxiert. Denn eines ertrug sie nicht, allein zu sein. Auf eine
Art, glaube ich, war das auch eine Angst vorm Tod. Mit einem virilen jungen
Mann im Gefolge kam sie sich begehrenswert, aber auch unsterblich vor.»
    Sergeant Mackenzie notierte in
Kurzschrift: «Agent überzeugt, daß Täter männlich war», und schlug die schönen
Beine übereinander. «Bei ihrem Ruf scheint es ein Wunder, daß ein Mann den Nerv
hatte, sich von ihr einfangen zu lassen.»
    «Oh, wenn sie es darauf anlegte, konnte
sie unwiderstehlich sein, müssen Sie wissen» — er streckte die Hände aus «vergessen
Sie nicht, Margarite war keine Engländerin. Sie hatte dieses lässige, in jeder
Hinsicht verschwenderische Gebaren des Kontinents, von dem die meisten von uns
sich einschüchtern lassen. Sie konnte zaubern! Wenn sie wollte, gab sie dir das
Gefühl, und der begehrenswerteste Riese auf der Welt zu sein.» Er redete direkt
zu seinem Hund, und sein braungebranntes Gesicht furchte sich plötzlich. «Wir
sonnten uns auch mal in ihrer Gunst, nicht wahr, Morris? Irgendwann mal. Vor
langer

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