Der Tod macht den letzten Schnitt
linke Ecke des Bogens
«die Notaufnahme ist etwa diagonal gegenüber» — sie zeichnete ein Viereck in
die obere rechte Ecke.
«Und wo sind die Türen zu den einzelnen
Räumen?» fragte Newton überraschend.
«Türen? Ach, Sie meinen Maske und
Fundus.»
«Und die Tür dahinter.»
«Die zum Abstellraum? Der Abstellraum
liegt praktisch gegenüber der rückwärtigen Notaufnahme-Deko.» Pat merkte nicht,
welche Spannung sie verursachte. «Kamera Zwei fing hier unten an» — sie machte
ein Kreuzchen neben das Rechteck des Flurs — , «die Zwei nahm den Pfleger auf,
der eine Trage durchs Bild fuhr. Sobald der Mann weg war, gab ich durch, daß
für die Zwei alles gelaufen sei, und die Kamerahilfe bugsierte die Kamera in
die nächste Stellung, hier...» Pat punktete eine Strecke zum Bogenrand, «sie
mußte außen herumfahren, wegen des Kabelanschlusses, aber auch, weil zuviel auf
dem Boden umherlag. Sie befand sich dann hier» — sie markierte eine Stelle
zwischen der Tür zur Notaufnahme und der Tür zum Fundus.
«Die Kamera sah in welche Richtung?»
Newton kaschierte seine Spannung.
Pat machte einen Pfeil in Richtung Tür
der Notaufnahme. «Sie war in Stellung, um Schwester Williams zu folgen, wenn
sie durch die Tür eintrat.»
«Wissen Sie noch, ob die Tür offen oder
geschlossen war?»
«Geschlossen, natürlich.» Pat spielte
wieder ihre Professionalität aus. «Vergessen Sie nicht — erste
Kameraaufzeichnung der Szene waren Fahrt und Zoom-in von der Vier, die, um die
Wandschirme herum, aus der entgegengesetzten Richtung kamen. Kamera Zwei mußte
warten, bis Vier Margarite in Großaufnahme hatte, ehe sie sich durch die Tür
schieben konnte, sonst hätte sich die klassische Situation ergeben, in der zwei
Kameras sich plötzlich gegenüberstehen.»
Sie zeichnete die Fahrt von Kamera Vier
ein, während Newton und Mullin einander einen vielsagenden Blick zuwarfen.
Newton, der um das Risiko wußte, einem Gedächtnis nachzuhelfen, sagte so
beiläufig wie möglich zu Pat: «Zwei befand sich also schon vor der Notaufnahme.
Sie konnten die Tür auf Ihrem Monitor sehen, nicht wahr?»
Es war so einfach: Der Mörder mußte
genau in die Linse des Objektivs gelaufen sein, als er die Dekoration auf dem
Weg zum Fundus verließ, um den Kittel loszuwerden.
Patzerstörte das Trugbild. «Natürlich
blieb Zwei nicht einfach da stehen», sagte sie ungeduldig. «Die arme
Kamerahilfe hatte nicht mal Zeit, den Schwenk zu proben, weil der Pfleger die
Wand umstieß und alles zurück in die Flurszene mußte. Hat Ihnen das keiner
gesagt? Ich rief Zwei über Kopfhörer zu, auf ihre ursprüngliche Stellung
zurückzufahren, als ich sah, was passiert war.»
Newton beschwor sie: «Aber der Mann
befand sich vor der Notaufnahme-Dekoration, als Sie ihn anwiesen
zurückzufahren, oder?»
«Ich behielt den Monitor im Auge, um
festzustellen, ob die Einstellung wechselte. Sobald ich sah, daß er das
Objektiv abwärts richtete, wußte ich, daß er auf dem Rückweg war.»
«Er hat also kurz angehalten — wie kurz
auch immer. Was sahen Sie auf dem Monitor in der Sekunde vor dem Schwenk
abwärts. Oder erinnert sich vielleicht die Kamerahilfe?» Newtons Ton war
schärfer geworden, trotz des Risikos, Pat die Spontaneität zu nehmen.
Pat versuchte, sich zu erinnern. «Die
Kamera war nicht auf Schärfe eingestellt, das Bild verschwommen, der Mann
dahinter suchte sich gerade seine Stellung im Studio — nein, ich glaube nicht,
daß er irgendwas bemerkt hat. Es war auch zuviel Hektik. Leute rannten in den
Fundus und wieder raus, weil fast Mittagszeit war und Rainbow niemanden im
Kostüm aus dem Haus läßt. Ich wollte gerade der Studiohilfe sagen, er solle
dafür sorgen, daß keiner sich umzieht...»
«Haben Sie zu diesem Zeitpunkt irgend
jemanden gesehen?»
Pat starrte ins Leere. «Ich überlegte,
ob alle gehört hatten, daß die Flurszene wiederholt werden mußte. Zwei oder
drei Statisten standen herum, einer in Kleidung eines Pflegers...»
«War irgend jemand als Anästhesist
angezogen?» fiel Mullin ihr ins Wort, ehe Newton ihn aufhalten konnte.
Pat war wieder ganz gegenwärtig. «Ach
ja, der Kittel, den der Mörder getragen hat, richtig? Das weiß ich von Rita.»
Die Gesichter ihr gegenüber sprachen Bände. Also fügte sie bereitwillig hinzu:
«Wenn’s um Klatsch geht, ist Rita nicht zu bremsen. Von niemandem.»
«Haben Sie sonst noch jemanden gesehen,
Miss Fagan?» drängte Newton. «War beispielsweise Jacinta Charles auf Position?»
Er
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