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Der Tod macht den letzten Schnitt

Der Tod macht den letzten Schnitt

Titel: Der Tod macht den letzten Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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nicht weiterhelfen kann.» Der plötzliche
Lärmpegel machte Newton schwindelig. Er schob Mullin vor sich her zur Tür
hinaus auf den Flur.
    Hier stand zwar die Luft, aber es war
wenigstens still. Newton schüttelte sich den Lärm aus den Ohren. «Lassen wir
das vorläufig. Wann ist hier Mittagspause? Dieser John will nicht mit uns zusammenarbeiten,
und solange gearbeitet wird, können wir ohnehin mit niemandem in Ruhe reden.»
    «Halb zwei.»
    «Gut. Verschwinden wir hier. Ich lese
mir Walshs Aussage durch.» Sie machten sich auf den Weg, den Ausgang-Zeichen
folgend.
    An diesen Teil von Rainbow Television,
in dem das Personal untergebracht war, hatte man kein Geld verschwendet.
Entlang dem Flur, in dem früher einmal Kinobesucher Schlange gestanden hatten,
klebten uralte Filmplakate an den Wänden. Clark Gable und Paulette Goddard
waren halb verdeckt von späteren, saftigeren Lockungen für eine Klientel
anderen Kalibers. Bei zwei, drei dieser Poster war die sexistische Botschaft
mit zornigen, feministischen Parolen überstrichen worden, und Newton fragte
zynisch: «Ob das einer der Gründe für unsere gewalttätige Gesellschaft ist,
Sergeant?»
    Mullin hatte dazu keine Meinung. «Sex
kann jedenfalls nicht der Grund dafür gewesen sein, eine Siebzigjährige
abzustechen, oder?»
    «Weiß der Himmel. Schließlich muß es
einen Grund geben, und in dem Laden hier scheint alles möglich.»
    Sie gingen eine Betontreppe hinunter,
über einen engeren Flur weiter und kamen an Maske und Fundus vorbei, die durch
ihn mit Studio A verbunden waren. Aus der ersten offenen Tür blickten ihnen
Spiegelgesichter entgegen. Etwas weiter im nächsten Raum wechselten Statisten
in aller Hast Kostüme, von Rita scharf ermahnt, die Sachen nicht auf den Boden
zu werfen. Die letzte Tür führte in einen Abstellraum für Geräte, fahrbare
Untersetzer und Scheinwerfer. In den schwach beleuchteten Raum fiel durch die
geöffnete Tür des dahinter liegenden Studios das gleißende Licht der
Scheinwerfer. Newton und Mullin blieben stehen und starrten auf den
rückwärtigen Teil einer der Dekorationen. Leinwand- und Holzkulissen,
zusammengenagelt und mit Bühnengewichten beschwert.
    Die abgehetzte Studiohilfe tauchte in
der Tür auf. Sie hörten, wie er brüllte: «Tut mir leid, die Panne», ehe er die
Tür zuknallte und ihnen die Sicht abschnitt. Rote Lichter warnten, daß gedreht
wurde.
    «Das muß der Weg sein, den der Mörder
benutzte», sagte Newton leise. «Auf diesem Weg konnte er sowohl in die
Notaufnahme-Dekoration wie auch in den Fundus gelangen, wo er den Kittel in den
Wäschebehälter steckte. Wer benutzt wohl diesen Weg?»
    «Durch die Tür da geht es zu den
Garderoben» — Mullin nickte gegen eine Schwingtür vor ihnen — «und über die
Treppe zum ersten Stock. Die Besetzung kann nur hier vorbeikommen.»
    «Die Technik weiß offensichtlich auch
davon», sagte Newton. Er stand immer noch auf einem Fleck, als wartete er, daß
einer von der Besetzung erschiene. «Jetzt bin ich überzeugt, daß der Täter hier
gesucht werden muß. Wir haben es bisher vermutet, aber jetzt steht für mich
fest, daß es gar nicht anders sein kann. Selbst jemand, der den Bauplan des
Hauses kannte, hätte am Empfang vorbeigemußt. Die Leute vom Sicherheitsdienst sind
wachsam, und außerdem — wie wüßte ein Fremder etwas über den abgeänderten
Laufplan und die Zeit, in der er sein Opfer allein vorfindet?»
    Jo steckte neugierig den Kopf aus der
Maske.
    «Sie sind es», sagte sie lächelnd, «das
dachte ich mir doch. Sie stellte sich zu ihnen. «Dieser nette Mr. Pringle hat
gesagt, ich sollte mit Ihnen reden.» Newton zog die Brauen hoch und sah Mullin
an.
    «Fallowfields Steuerberater, Sir,
dieser ältliche Typ.»
    «Aha.»
    «Ich habe Margarite Montag früh
geschminkt. Wir haben ihr einen frühen Termin gegeben, weil sie immer darauf
bestand, makellos auszusehen, was auch bedeutete, sie zu frisieren.»
    «Um wieviel Uhr war das?»
    «Halb neun.» Jo zog ein Gesicht. «Jason
hat gestöhnt, weil er so früh aufstehen mußte, aber wir haben ihn zum Kaffeeholen
geschickt.»
    «War irgend etwas ungewöhnlich?»
    «Margarite war nervös. Ich konnte die
Spannung spüren. Es war so schlimm, daß ich ihr anbot, sie zu massieren.»
    «Vielleicht hat sie mit Cornish
gestritten?» sagte Newton. Das schien durchaus plausibel, sie hatte an diesem
Morgen mit jedem gestritten.
    Jo schüttelte den Kopf. «Das glaube ich
nicht. Sie schienen ausgesprochen glücklich

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