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Der Tod macht den letzten Schnitt

Der Tod macht den letzten Schnitt

Titel: Der Tod macht den letzten Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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zwölf Uhr dreißig und dreizehn Uhr dreißig am Montag
dieser Woche, Mr. Henderson?»
    Willie sah Newton voll an. «Ist da
Margarite...»
    «Wo waren Sie, Sir?»
    «In York. Oder, genauer, im Hause
meines Freundes, das etwa zehn Meilen ostwärts liegt.»
    «Warum sind Sie nicht sofort nach
London zurückgefahren? Warum blieben Sie noch drei Tage dort, obwohl das Stück
abgesetzt worden war?»
    Henderson fühlte sich sichtlich
unbehaglich. «So eine Art moralischer Pflicht. Für seine Mahlzeit singen,
sozusagen.»
    «Wie bitte?»
    «Unsere Freunde hatten Montag abend
eine kleine Gesellschaft von Freunden ins Theater eingeladen. Ich hatte
versprochen, nach der Vorstellung Gast beim gemeinsamen Essen zu sein. Witze,
Anekdoten erzählen, so was in der Richtung. Ein gesellschaftliches Muß, um Geld
für die Kirche, glaube ich, zu sammeln.»
    «Also sind Sie dort geblieben?»
    «Ich wollte sie nicht enttäuschen.»
    «Und warum sind Sie am Dienstag nicht
zurück nach London gefahren?»
    «Um ehrlich zu sein — ich fühlte mich
schon nach der Lektüre der Sonntagszeitungen hundeelend, und als Montag abend
noch jeder sagte, wie leid ihm das mit den Kritiken tue usw., war ich reif für
ein Besäufnis. Jeder wußte natürlich, daß ich mal mit Margarite verheiratet
gewesen war, aber alle hielten taktvoll den Mund. Und, offen gesagt, der Mord
interessierte mich gar nicht nach dem, was Margarite mir angetan hat...» Er
zögerte, fuhr aber entschlossen fort: «Ich machte mir Sorgen um meine Karriere.
Also tauchte ich erst mal ab in einen See von Alkohol. Sollte Dienstag morgen
das Telefon geklingelt haben, habe ich es nicht gehört. Ich tauchte erst
nachmittags wieder an der Oberfläche auf.»
    «Und gestern?»
    «Das war auch so etwas. Gemma — die
jüngste Tochter meiner Freunde — spielte in einer Schulaufführung mit, und aus
Freundschaft sah ich mir die Aufführung an. Ich hatte ja sonst nichts zu tun,
denn die Wahrscheinlichkeit, daß irgendwelche Besetzungsregisseure nach mir
brüllten, war nach den katastrophalen Kritiken, die mich zum vorgestern> gemacht hatten, eher gering. Ich leistete mir einfach, mich noch
für einen Tag totzustellen und erst heute morgen, wie ursprünglich vorgesehen,
zurückzukehren.»
    «Wann haben Sie sich mit Miss Pelouses
Anwalt in Verbindung gesetzt, Sir?» fragte Mullin.
    «Gestern, gegen halb drei Uhr
nachmittags. Nachdem Mel mir die Nachricht telefonisch übermittelt hatte.»
    «Haben Sie ihn vom Telefonhäuschen im
Dorf angerufen?»
    «Nein, diesmal habe ich von meinen
Freunden aus angerufen. Als sie hörten, was passiert war und daß der Anwalt
mich dringend zu sprechen wünschte, drängten sie mich, gleich anzurufen.»
    «Trotzdem warteten Sie damit bis nach
dem Essen?»
    «Wegen der Billigtarife», entgegnete
Willie ohne Zögern, «ich habe sparen gelernt. Außerdem gab es keinen Grund
anzunehmen, daß es eine gute Nachricht sein würde. Ich war überzeugt, daß
dieses B..., daß Margarite verfügt hatte, daß ich ihr Begräbnis bezahle, das
wäre eher ihr Stil gewesen. Unsere Trennung war alles andere als
freundschaftlich, Inspector.»
    «Die Erbschaft kam also als Schock?»
    «Schock ist gar kein Ausdruck. Ich war
völlig aus dem Häuschen, ich wußte mich gar nicht zu lassen vor Freude.» Er
hörte sich absolut aufrichtig an. «Fragen Sie meine Freunde. Und natürlich habe
ich gleich Mel angerufen.»
    «Hat Mrs. Henderson im Verlauf des
Gesprächs nicht erwähnt, daß wir Sie sehen wollten?»
    «Nein. Vermutlich habe ich vor Ihnen
angerufen, Inspector.»
    Newton bohrte weiter — es paßte alles
gut zueinander. «Kommen wir zu Montag morgen zurück, Sir. Wenn das Stück nicht
abgesetzt worden wäre, was hätten Sie gemacht? Geprobt?»
    Es entstand eine winzige Pause. «Kann
sein. Der Regisseur war erbarmungslos, wenn er glaubte, daß etwas aufpoliert
werden mußte.»
    «Macht man das nicht, um ein Stück vor
seiner Londoner Premiere in Form zu bringen?»
    «Richtig, aber dieses Stück wurde ohne
Textänderungen übernommen — üblicher Grund für Extraproben. Unter uns, das ist
ein verdammt gutes Stück. Für ein Provinzpublikum vielleicht ein wenig zu
intellektuell verspielt.»
    Newton nickte scheinbar
einverständlich. «Waren Proben für die Ersatzschauspieler angesetzt?»
    Willie lachte - eine Spur zu nervös.
«Donnerwetter, Inspector, Sie kennen sich aus!»
    «Das täuscht, Sir. Aber waren diese
Proben angesetzt?»
    «Könnte sein», erwiderte Willie

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