Der Tod macht den letzten Schnitt
Planung voraus,
und das traute er den Hendersons nach dem, was er gesehen hatte, schon gar
nicht zu.
«Ob die Pelouse vielleicht versucht
hat, ihn zurückzulocken?» fragte Mullin halbherzig. «Sie langweilte sich mit
Cornish — vielleicht wußte sie, daß Henderson knapp bei Kasse war, und hat ihn
mit dem Testament ködern wollen?»
«Können Sie sich das bei ihr
vorstellen, Sergeant?»
«Eigentlich nicht», gab Mullin zu. «Der
Anwalt hat geschworen, daß Henderson keine Ahnung vom Inhalt des Testaments
gehabt hat, und die Pelouse war viel zu boshaft, um Geld anzubieten, wenn es
nicht gerade um einen neuen Freund ging.»
Die Worte weckten in Newton eine
Erinnerung, aber an was? «Wenn nur Henderson erst aus der Geschichte raus ist —
er weicht aus, was mich stutzig macht, aber wahrscheinlich geht es eher um
Belangloses wie Falschparken als um Mord. Warum, verdammt, kann eigentlich kein
einziger hundertprozentig und hieb- und stichfest beweisen, daß er die Pelouse
nicht umgebracht hat!» konstatierte er gereizt. «Wahrscheinlich stellt sich
noch heraus, daß auch die halbe Technik gute Gründe hatte, sie umzubringen.»
«Ich finde immer noch, wir sollten
Walsh einbuchten.»
«Was an ihm bringt Sie eigentlich so
auf die Palme, Sergeant?»
Sie diskutierten die Fahrtroute, ehe
Mullin darauf verdrossen antwortete. «Er meint, daß viele Frauen fernsehen,
weil ihnen die Schauspieler besser als die Ehemänner gefallen.»
«Womit sie zweifellos recht haben.»
«Meine Frau eingeschlossen.»
Darauf gab es keine Antwort, fand
Newton. Nichtsdestotrotz wollte er dümmliche Vorurteile ausrotten. «Ein
Frauenliebling ist nicht zwangsläufig ein potentieller Mörder, Sergeant.»
Taxi auf der Fahrt durch Kilburn
Als «einmalige Erfahrung», stufte Mr.
Pringle den Nachmittag ein, den er anders nicht einzuordnen wußte. Sein
zurückhaltendes Naturell hatte gelegentlich rebelliert, aber insgesamt, mußte
er zugeben, war es ein wunderschöner, glänzend unterhaltsamer Nachmittag
gewesen. Und Mrs. Bignell war voll auf ihre Kosten gekommen.
Stunden später hing sie munter in den
Polstern des Taxis neben ihm — champagnerselig verlor sie sich in eine
verwegene Betrachtung ihrer engen roten Schuhe. «Es ist mir egal, ob ich meine
Füße je wieder in sie reinkriege», seufzte sie. «Ich hätte sie gar nicht erst
kaufen sollen, aber ich habe mich in die Farbe verliebt, so einfach ist das.»
Mr. Pringle erkannte ihren Bedarf an
Trost. «Das wundert mich nicht. Sie sind schick und passen zu deinem Kleid.»
Mavis musterte nachdenklich das
lebhafte Pink und die roten Rosen ihres Kleides. «Ja, da hast du recht.» Und
weil sie glaubte, sich rechtfertigen zu müssen, ergänzte sie: «Deshalb habe ich
sie auch gekauft.»
«Ich weiß...» Das Taxi bog um eine
Ecke, und die roten Schuhe kollerten über den Boden. «Das tut ihnen bestimmt
nicht gut.»
«Dann steck sie in deine Tasche», bat
sie. «Heute bekomme ich die Füße im Leben nicht mehr rein, nicht nach der
Tanzerei. Ist Ashley nicht ein reizender Junge?»
Mr. Pringle konnte bestimmte Aspekte
des Nachmittags nicht länger verdrängen. «Es war — es war eine außergewöhnliche
Teestunde. Du und er, ihr habt direkt eine Vorstellung gegeben. Ich konnte kaum
glauben, daß ihr noch nie zusammen getanzt habt.»
«Er ist ein Naturtalent», versicherte
Mrs. Bignell ihm. «Wenn jemand wie er dich beim Tanz führt, ist das ein Traum.
Du schwebst einfach davon...» Sie löste den Gurt und rutschte auf dem Ledersitz
näher an Mr. Pringle heran, und als er seinen Arm um sie legte und Mavis sein Gesicht
unvorhersehbar dicht neben sich sah, gab sie ihm einen warmen, ausgedehnten,
herzhaften Kuß auf die Wange. «So war es mit Herbert nie.»
Mr. Pringle war vor Verlegenheit, aber
auch Achtung vor dem verstorbenen H. T. Bignell stumm.
«Du hast nichts dagegen gehabt», sagte
Mavis dankbar, «du hast einfach dagesessen und zugeschaut.»
«Ich sehe dich gern tanzen», behauptete
er tapfer, «Champagner hat bei dir eine bestimmte Wirkung, das ist mir schon
früher aufgefallen. Das Funkeln im Glas springt in deine Augen über oder,
diesmal besser, in deine Füße. Wie du weißt, bin ich allerdings eher ein Freund
von Minerva als von Terpsichore...»
«Aber du hast es nicht schlimm
gefunden, auch nicht, als wir den Paso doble getanzt haben?»
«Ich habe ihn noch nie auf einem Tisch
getanzt gesehen.»
«Aber wir hatten die Tischdecke
entfernt», erinnerte sie ihn. «Ashley
Weitere Kostenlose Bücher