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Der Tod macht den letzten Schnitt

Der Tod macht den letzten Schnitt

Titel: Der Tod macht den letzten Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Buchhaltern zusammen, manche höchst
erfindungsreich, clever wie die kriminelle Bruderschaft — und tatsächlich
gelang manchem problemlos der Übergang. Ihre Klientel bekam ich kaum zu
Gesicht, und deshalb waren die vergangenen Tage für mich eine kleine
Offenbarung. Es freut mich zu wissen, daß ich diesem und jenem, der seine
Spesen nicht voll abgerechnet hat, geholfen habe, Geld zu sparen.»
    «Die Glücklichen!»
    «In der Tat, Mr. Fallowfield — Ihnen
kann ich kaum Hoffnung machen.»
    «Schade, die Vorstellung war so schön!»
Ashley war ein bißchen weinselig. «Vielleicht waren sie zu Herzen gerührt über
das, was Sie ihnen geschrieben haben.»
    Mr. Pringle versuchte, sich
Steuerbeamte mit diesem menschlichen Organ vorzustellen, und scheiterte.
«Vielleicht sollten wir mein Honorar überdenken», schlug er bescheiden vor.
    Ashley lächelte gerührt. «Sie sind so
verdammt preiswert, daß es eine Sünde wäre.»
    «Es gab übrigens auch diesen und jenen,
der versuchte, falsche Spesen zu kassieren, fürchte ich.»
    «Na, ist das wahr!»
    «Mich wundert nur, daß sie geglaubt
haben, sie könnten mir was vormachen», fuhr Mr. Pringle fort.
    «Das wäre mir nie passiert.» Ashley
schüttelte heftig die goldenen Locken. «Ich engagiere keine Schwachköpfe.
Trotzdem bin ich froh, daß Sie überlebt haben, Herzchen. So, wie Sie einige
abgefertigt haben, ließ mich befürchten, daß Sie am Trauergottesdienst an der
Seite von Margarite teilnehmen werden.» Er erhob sein Glas. «Ich hätte mich
nicht getraut.»
    «Wenn es eine Frage von Recht oder
Unrecht ist, erübrigt sich jede Diskussion», erwiderte Mr. Pringle feierlich.
    «Möge die Steuer das auch so sehen.»
Sie nahmen beide einen tiefen Schluck.
    «Die Polizei hat heute wieder Leute von
Ihnen befragt. Gerüchteweise heißt es, sie halten es jetzt auch für denkbar,
daß es ein Angestellter war.»
    «Das sehe ich nicht. Ich meine, warum?
Margarite hat Leute schikaniert, gewiß. Aber nie jemanden, von dem sie abhängig
war. Maske, Beleuchtung... Sie war so eitel, sie hat nie jemanden schlecht
behandelt, der sie vor der Kamera vorteilhaft aussehen ließ. Betrachten Sie es
von einer anderen Seite: Was ist der Hauptgrund dafür, daß Leute einander
umbringen?»
    «Häusliche Schwierigkeiten», antwortete
Mr. Pringle prompt.
    Ashley verzog das Gesicht. «Nicht
logisch, denn dann müßte Jason es getan haben. Eine andere
hatte sie nicht. Ich glaube auch nicht, daß Ian es war, und die Polizei interessiert
sich nicht für Jacinta. Nennen Sie andere Gründe.»
    «Geld?»
    Ashley hob die Schultern. «Margarite
hatte keine finanziellen Sorgen.»
    «Ich hörte, daß sie einmal Mrs. Phelps
reingelegt hat.»
    «Richtig... und Rita ist ständig
unterwegs: aus dem Fundus und zurück in den Fundus. Niemandem würde auffallen,
wenn sie mit einem Kittel unterm Arm... Fabelhaft! Ich hoffe, die Polizei
entscheidet sich für sie und nicht für Jacinta.» Seine früheren Ansichten über
Besetzungswechsel hatte er offenbar überprüft. «Ist sie nicht eine große kleine
Schauspielerin? Warten wir, bis die Zuschauer diese Tränen sehen — die
Einschaltquoten werden in den Himmel klettern.»
    «Aber wie könnte Mrs. Phelps auf eine
finanzielle Entschädigung hoffen, wenn sie Miss Pelouse ersticht?»
    Ashley hielt das für spitzfindig.
«Leidenschaft», entschied er. «Hinter diesen grauenhaften Zähnen lauert der
brennende Wunsch heimzuzahlen, und Rita verlor die Beherrschung. Apropos
Leidenschaft, Herzchen, was machen Mavis’ Füße?»
     
     
    Hendon. 5 A Blake Road
     
    Er hatte gar nicht erst das Licht
angeknipst. Terry Goodhill lebte schon so lange hier, daß er sich hätte blind
bewegen können. Er saß im Dunkeln am Küchentisch. Ein neugieriger Passant
mochte sich fragen, warum die in Umrissen sichtbare Gestalt reglos dasaß.
    Das Telefon in der Halle klingelte zum
letztenmal. Als es zu klingeln aufhörte, lockerte er die geballten Fäuste. Lärm
malträtierte seinen Schädel. Sein Körper schmerzte vor Erschöpfung, aber er
hatte Angst einzuschlafen. Jedesmal, wenn er die Augen schloß, erschien ihm
Anne mit tadelndem Blick. Er sehnte sich nach der erlösenden Betäubung, die
Schlafmittel geben konnten. Warum hatte dieser Doktor sie ihm verweigert? Alle
Gewißheit, die ihn motiviert hatte, war verschwunden. Die Rache hatte nur
Wahnsinn gebracht. Gott hatte ihn verlassen. Er war allein.
     
     
    Newtons Schlafzimmer
     
    Newton war kein Bücherwurm. Er

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