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Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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meine Position als Hauptkommissar? Kann es sein, dass mir so etwas früher vielleicht scheißegal war, jetzt aber ist es mir nicht mehr scheißegal? Ja, das kann sein.
    «Ich bin übrigens dafür, dass alle Schüler einen Test abgeben», ergänzt Markus, der, während er redet, gleichzeitig etwas in sein Notebook tippt. «Auch die Mädchen. Schließlich können wir nicht hundertprozentig davon ausgehen, dass es ein Junge war.»
    Wir nicken alle, und mir wird in diesem Moment klar, dass bald auch die DNA meiner eigenen Tochter mit der des Täters abgeglichen wird.

    Wenig später löst sich die Besprechung auf, und jeder kehrt zurück zu seinem Schreibtisch. Wieder spüre ich den Atem vom Praktikanten-Manni im Nacken.
    «Henning, hier, eins noch …»
    Oh nein, bitte nicht schon wieder, denke ich und beschleunige mein Gehtempo.
    «Henning, was ich noch sagen wollte. Also, ihr habt doch da neulichst über den Pauker Dohmknecht und den Exkerl von der Murnau, den Hirschmann-Jochen, geredet, oder?»
    «Ja, haben wir», bestätige ich.
    «Ich weiß ja net, ob das uns weiterbringt, aber – die kennch.»
    «Wie bitte?»
    «Die kennen sich.»
    «Was?»
    «Von der Freiwilligen Feuerwehr her. Der Dohmknecht leitet schon seit Jahren die Jugendfeuerwehr Schotten, und der Hirschmann war bis zum letzten Jahr dort im Vorstand.»
    Ich bin sprachlos.
    «Und das sagst du erst jetzt?»
    Manfred Kreutzer kratzt sich den Bauch. «Ihr sagt doch immer, ich soll bei euren Besprechungen die Klappe halten.»
    Jugendfeuerwehr, sinniere ich. Da können wir dann ja gleich den nächsten Speicheltest durchführen lassen.

[zur Inhaltsübersicht]
    16. Kapitel
    Z ugegebenermaßen war es ein etwas bemühter Versuch, den Franziska auch sogleich durchschaute, als ich ihr zu ihrem Geburtstag im Februar Karten für ein Klavierkonzert schenkte.
    Doch es war gut gemeint, und das honorierte sie. Natürlich war es ein Wink mit dem Zaunpfahl, eine flehende Bitte, sich von diesem Geschenk und diesem Abend dazu inspirieren zu lassen, sich wieder selbst ans Klavier zu setzen. Doch das war ihr egal, sie freute sich spürbar über das Geschenk. Ich wusste, dass Graziella Toccati zu ihren Lieblingspianistinnen gehört und sehr selten in Deutschland auf Tournee ist. Und als ich dann kurz vor Franziskas Geburtstag in der Zeitung las, dass Toccati auf dem Gießener Schiffenberg im Mai ein Konzert geben wird, musste ich die Karten einfach kaufen.
    Mir ist danach, mich zu overdressen, und ich binde mir zu Franziskas Vergnügen seit langer Zeit einmal wieder eine Krawatte um den Hals. Franziska verzichtet auf Abendgarderobe, da sie ohnehin «nichts anzuziehen» habe. Sie trägt eine schwarze schmal geschnittene Hose und einen roten Rollkragenpullover.

    Auf der halbstündigen Fahrt nach Gießen reden wir nicht viel, und wenn, dann schon gar nicht über etwas, das auch nur im weitesten Sinne mit Klavierspielen zu tun haben könnte.
    Der Schiffenberg ist so etwas wie das Schmuckstück der eher unscheinbaren Universitätsstadt Gießen. Von einigen Gießenern weiß ich, dass sie ihre Gäste gerne zum Hausberg zerren, um sich die Peinlichkeit zu ersparen, den weitgereisten Besuchern die Innenstadt zeigen zu müssen.
    Die alte Klosterruine Schiffenberg macht was her. Ein hübscher Ausflugspunkt, stadtnah und doch abgelegen mit Wald, Wiesen, Würstchen, Kaffee und Kuchen garniert. Im Innenhof des Klosters finden im Sommer Kulturveranstaltungen statt, angefangen mit der Feuerwehrkapelle aus Wettenberg, über heimische Rock-Cover-Bands, deren Musiker inzwischen noch mehr in die Jahre gekommen sind als die Musik, die sie noch immer spielen, bis hin zu Großveranstaltungen mit BAP oder ähnlichen Kalibern.
    Heute Abend aber soll es deutlich schöngeistiger zur Sache gehen. In der überdachten Basilika wird zum Klavierabend geladen. Dementsprechend dünn sind die Plätze besetzt, bemerke ich, kurz nachdem Franziska und ich Platz genommen haben. Obwohl Graziella Toccati eine Musikerin von internationalem Rang ist, verirren sich gerade einmal sechzig Zuschauer mit uns in diese Veranstaltung.
    Ein untersetzter Mann mit Strickweste, gestreiftem Hemd, gepflegtem Vollbart und violetter Krawatte begrüßt das Publikum, entpuppt sich als Konzertveranstalter, redet zu lange zu langweiliges Zeug und bittet dann endlich Signora Toccati auf die Bühne. Gießens angespanntes Bildungsbürgertum klatscht gehemmt, und die Meisterin, die dreißig Jahre älter ist, als sie auf den Plakatfotos

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