Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
«Schlumpfloch e.V.».
«Zum Zelten? Ich?» Was sag ich nur? «Weißt du, ich würde echt total gerne», lüge ich lahm, «aber ich habe einfach im Moment zu viel zu tun …»
Laurin schweigt.
«Da kann ich einfach nicht weg. Verstehste?»
Laurin nickt.
«Die anderen Papas kommen auch alle», sagt er dann.
«Echt? Wer denn?», frage ich. Ich kann ja nicht sagen, dass das genau der Hauptgrund ist, nicht mitzukommen.
«Ulli, Andi, Michi, Flori, Wolle … alle halt.»
«Aah, echt schade, dass ich nicht kann …»
«Und außerdem ist es doch mein Abschied», legt Laurin nach.
Hoffentlich diesmal wirklich. Es war kompliziert genug, Laurin nach seiner Abmeldung und dem fehlgeschlagenen Versuch, ihn einschulen zu lassen, wieder beim «Schlumpfloch» anzumelden. Ich hatte den fusseligen Oberschlumpf Wolle kurz vor der damaligen Abmeldung in der übergroßen Freude, ihn niemals wiedersehen zu müssen, als «zwanghaften, selbstherrlichen Kontroll-Ökofaschisten» beschimpft.
Die Kindergruppe «Schlumpfloch» wird von einem Elternverein selbst verwaltet. Sie hat sich einer Doktrin unterworfen, in der von Zucchini über Zahnpasta bis Klopapier alles vollwertig sein muss. Der bärtige Wolle, der kürzlich eine Initiative mit dem sperrigen und grammatikalisch äußerst zweifelhaften Namen «Wider dem Vergessen des Waldsterbens» gegründet hat und seitdem ebenso fieberhaft wie erfolglos nach weiteren Mitgliedern fahndet, wacht über genau diese Doktrin und infiltriert den Elternverein mit immer wieder neuen Vorschriften.
Als ich mich einmal nach einem anstrengenden Arbeitstag plus anschließendem Ehestreit auf Laurin wartend, der noch in den Zwängen eines Schlusskreises verharren musste, zum heimlichen Rauchen hinter das Schlumpfloch-Haus verdrückte, schlich er mir nach, der Wolle, zeigte mit dem Finger auf mich und rief:
«Da! Hah – ertappt! Hab ich’s doch geahnt. Ich wusste, irgendwann erwisch ich dich.» Er jauchzte geradezu. Dann rückte er nah, wie immer viel zu nah, an mich heran, setzte sein bedrohlich verständnisvolles Gesicht auf, atmete mir seinen fauligen Mundgeruch aus Fenchel-Kolrabi-Rückständen in die Nase, zückte sein Notizbuch, las mir weitere Vergehen, wie verspätetes Abholen, Kochen mit Weißmehlnudeln oder Verwenden von Kraftausdrücken wie «Scheiße» im Beisein von Kindern vor und belegte all dies mit dem jeweiligen Datum. Dann sagte er betrübt schauend: «Henning, sorry, aber du musst verstehen, jetzt kann ich dich nicht länger schützen. Beim nächsten Elternabend werden wir uns Konsequenzen für dich ausdenken müssen. Tut mir leid, aber da kannste dich auf was gefasst machen.»
Er drehte sich um und stapfte mit zufriedener Miene davon. Da rief ich ihm ebendiese Worte hinterher. Ging nicht anders. Und zwar so laut, dass es auch die anderen Eltern, die ihre Kinder abholten, hörten. Man verlangte von mir natürlich eine sofortige Entschuldigung, die ich verweigerte, es war ja die reine Wahrheit gewesen.
Als dann aber die Einschulung fehlschlug, wir Laurin keinen neuen Kindergarten für nur ein Jahr zumuten wollten und darum auf Knien um die Wiederaufnahme beim «Schlumpfloch» betteln mussten, blieb auch mir nichts anderes übrig, als der klaren Worte wegen vor Wolle zu Kreuze zu kriechen. Nach dreiwöchigem Beratschlagen ließ man großherzig Gnade über uns walten, und Laurin durfte sein letztes Kindergartenjahr dann doch noch im «Schlumpfloch» verbringen.
Inzwischen ist Laurin mit dem Kopf auf meinem Schoß eingeschlafen. Ich packe ihn, lege ihn auf meine Schulter, trage ihn in sein Bett und decke ihn zu. Mein Vater hat meinen Theater-Auftritt als Dr. Doolittle vor dreißig Jahren in der Grundschulaula auch verpasst, weil er so viel zu tun hatte. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie es sich anfühlte, und noch bevor ich das Kinderzimmer verlassen habe, ist klar, dass ich Zelten gehe.
«Verwürfnis»
oder
Geheimdienst im Vogelsberg
Ein Vogelsberg-Thriller von Manfred Kreutzer
Er nannte ihn Bock.
Niemand konnte eine 500er Kawasaki R35 von Laubach nach Schotten so um die Kurven brettern lassen wie Fred Leutzer. Das wussten alle, und alle erkannten es an. Auch Fred wusste es, ließ sich aber nie was anmerken. Der Könner schweigt und genießt. Das war sein Motto. Er brauchte keine Route 66, er hatte den Schottenring. Noch immer blickten ihm die Mädels nach, wenn er mit seinem Bock, wie er ihn nannte, durch die Dörfer donnerte.
Kurz bevor Fred in
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