Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
sonst in etwas rein, was du gar nicht getan hast.»
«Also kein Alibi?», quäkt Teichner selbstgefällig dazwischen. «Bingo!»
Faton Thaqi schlägt die beschwichtigende Hand seines Bruders weg, springt von seinem Stuhl auf und schreit: «Siehst du, Mergim? Ich hab’s dir gesagt, die wollen mich fertigmachen! Die glauben mir nix. Es ist wie immer, ich bin hier der illegale Kriminelle, alle warten nur darauf, dass die mir ans Bein pinkeln können.»
Mergim Thaqi stellt sich vor Faton, packt ihn an den Schultern und versucht, beruhigend auf ihn einzureden. Doch der gerät noch mehr aus der Fassung, entwindet sich dem Griff seines Bruders und tritt mal wieder mit dem Fuß gegen seinen Stuhl.
«Hey hey hey», singen wir alle im Chor und bringen ihn mit gesammelter Manneskraft unter Kontrolle.
Das bringt doch so alles nichts, denke ich vor mich hin. Einer von uns muss ihn verhören, nicht vier. Und zwar in aller Ruhe. Faton Thaqi hat anscheinend solch ein Misstrauen gegen deutsche Behörden entwickelt, dass Verhöre dieser Art immer mit cholerischen Panikanfällen enden.
In dem Moment, in dem Markus Meirich das Verhör fortführen will, unterbreche ich ihn und erkläre eigenmächtig das Gespräch in dieser Zusammensetzung für beendet.
Und das gefällt ihm gar nicht, dem Markus Meirich. So bittet er mich in die Teeküche und teilt mir dies recht deutlich mit. Besser absprechen müssten wir uns, sagt er wieder. Doch darum geht es ihm nicht. Ihm geht es darum, dass er allein die Richtung vorgibt. Genau das war mir in den letzten Jahren auch stets sehr recht. Doch da hat sich etwas verändert. Nur ist das bei Markus noch nicht angekommen. Selbst ich habe ja noch Schwierigkeiten, mich daran zu gewöhnen, dass in mir ein Ehrgeiz tobt, diesen Fall aufzuklären. Ein wirklich immer noch sehr neues Gefühl. Erst redet Markus auf mich ein, dann rede ich auf ihn ein. Wir kommen nicht zusammen. Es steht etwas zwischen uns, das so schnell nicht aus dem Weg zu räumen ist. Vor allem, wenn keiner von uns wirklich dazu bereit ist.
Dann reißt uns Teichner aus dieser beklemmenden Situation.
«Ach, hier seid ihr!», ruft er in die Teeküche. «Es gibt brandneue Neuigkeiten-News …»
Dann kommt es wieder zu einer Teichner’schen Los-nun-fragt-mich-doch-schon-endlich-ich-mach-mich-wichtig-Kunstpause.
«Was denn?», fragen Markus und ich unisono. Jetzt bitte mal eine gute Nachricht, wünsche ich mir. Eine, die uns deutlich in Richtung Aufklärung weiterbringt.
«Echt Leute, das ist soooo goooiiil.»
Auch in Markus’ Gesicht erkenne ich die Sehnsucht nach einem Durchbruch bei den Ermittlungen.
Nachdem uns Teichner darauf ungeschützt ins Gesicht gehustet hat, packt er aus:
«Wir machen dieses Jahr unseren Betriebsausflug … na, ratet mal, genau, nach Kerpen zur Michael-Schuhmacher-Kartbahn. Yesss, habe ich eben gerade erfahren. Kreutzer und ich haben’s bei Körber durchbekommen. Hammer, oder?»
Fassungslos starren Markus Meirich und ich uns an. Und sind uns seit langem mal wieder sehr einig. Nämlich in dem Wunsch, Teichner ein für alle Mal das Maul zu stopfen.
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33. Kapitel
F ür fünf Uhr an diesem regnerischen Donnerstagnachmittag habe ich mich mit Stefanie Assmann in der Schottener Teestube verabredet. Beruflich natürlich, ganz offiziell. Doch während ich mein Auto auf dem Parkplatz abstelle, spüre ich wieder eine spezielle Nervosität, die eher wenig mit meinem Beruf zu tun hat. Ich versuche diese Gefühle irgendwohin zu verdrängen, finde aber keinen rechten Platz. Mich interessiert, wie es Lasse in der Psychiatrie ergeht, und ich möchte mehr von ihr über die Thaqi-Brüder erfahren.
Ich bin etwas zu früh, suche mir einen Platz am Fenster und bestelle mir in der Teestube einen Kaffee. Wenig später setzt sich jemand zu mir an den Tisch. Es ist nicht Stefanie, es ist ihr Mann.
«Hallo Herr Bröhmann. Meine Frau ist noch in Marburg bei Lasse, da komme ich als ihre Vertretung. Ich hoffe, Ihre Enttäuschung ist nicht allzu groß?», begrüßt mich Pfarrer Gregor Assmann und streckt mir lächelnd seine Hand entgegen.
Ich lache viel zu affektiert und verneine natürlich diese Frage.
Gregor Assmann hängt sein dunkles Sakko über die Stuhllehne, öffnet den obersten Hemdknopf und bestellt einen grünen Tee.
«Ich habe eben mit Mergim telefoniert», sagt er. «Sie wissen schon, der Ältere der Thaqi-Brüder?»
Ich nicke.
«Er hat mir von Ihrem Verhör erzählt. Auch wenn Faton kein
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