Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
also schon, aber es ist irgendwie vorbei auch …»
Gregor Assmann lächelt säuerlich. «Sie haben sich in sie verliebt, stimmt’s?»
Nun will ich nicht mehr. Jetzt reicht es. Jetzt muss ich weg hier.
Ich stehe auf, sage kurz, dass ich los müsste, lege noch schnell fünf Euro auf den Tisch und verschwinde gruß- und hilflos.
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34. Kapitel
F ranziska und ich tun gekonnt so, als sei nichts. Wir machen einfach weiter. «Iiimmer waidaa», wie Oli Kahn einst philosophierte. Warum auch nicht? Laurin feiert übermorgen Kindergeburtstag mit allem Drum und Dran. Im September soll er eingeschult werden, nachdem es im letzten Jahr bekanntlich nicht klappte. Laurin war damals ein sogenanntes «Kann-Kind», diesen Sommer ist er ein «Jetzt-aber-auf-jeden-Fall-Muss-Kind». Wollen wir ihm da noch zusätzlich eine Trennung zumuten?
Melina steht kurz davor, die 10. Klasse wiederholen zu müssen. Auch da könnte ein wenig familiäre Stabilität nicht schaden. Da kann doch nicht schon wieder einer ausziehen. So geben Franziska und ich uns alle Mühe, das System Familie Bröhmann am Laufen zu halten.
Wir sitzen alle um den Abendessenstisch herum, essen Spaghetti bolognese und trinken Apfelschorle.
Auf Laurins Wunschzettel steht:
iPad mit Spielen
XBox 360 Kinect oder Playstation 3 oder zur Not auch Nintendo DS
Alles von Lego Star Wars
Originaltrikot von Messi
Snowboard
Wir haben uns für ein gefälschtes Messi-Barcelona-Trikot und einen Schulranzen mit Malblock und Buntstiften entschieden.
So steht mir also ein großes Partywochenende bevor. Zunächst der Kindergeburtstag, am Sonntag dann der Grillsportvereinsabend mit Manfred Kreutzer bei den «Schweinebäuchen e.V.» in Schotten-Rainrod.
Kurz nachdem Laurin nach beendetem Essen ins Wohnzimmer zum Kinderfernsehen abgezogen ist, sagt Franziska zu Melina:
«Du, sag mal, Melina, darf der Adrian an deinen Laptop ran, wenn du nicht da bist?»
«Häh, was?», Melina blickt verwirrt zu ihrer Mutter.
«Ich kam gestern Mittag nach Hause, bin in dein Zimmer, um die Rollläden hochzuziehen, da saß der Adrian vor deinem Laptop und klappte ihn, als ich reinkam, hektisch zu.»
«Moooment mal», schalte ich mich ein und klinge ein wenig wie Loriot, «wie kommt der denn überhaupt ins Haus?»
Melina zieht ihre Stirn in Falten und blickt mich eine Weile an, schüttelt dann den Kopf, als hätte ich ihr die dümmste und sinnloseste Frage des vergangenen Jahrtausends gestellt.
«Mit ’nem Schlüssel! Oder wie gehst du ins Haus?»
«Ah, so, Adrian hat einen Schlüssel.»
«Nö, aber er kennt das Gartenversteck … was soll’n das hier? Hat er das Haus ausgeraubt, oder was? Halloooo, das ist mein Freund.»
Franziska versucht die Situation etwas zu beruhigen. «Das ist doch auch in Ordnung. Wie vertrauen ihm ja auch. Ich fand halt nur komisch, dass er an deinem Computer rummachte, während du nicht da warst.»
Melina sagt: «Ist das meine Sache oder ist das meine Sache?», steht auf und geht zielstrebig in die innere Emigration ihres Kellerzimmers.
Manch einer stürzt sich an Seilen in den Abgrund oder besteigt den Mount Everest. Andere trainieren für einen Triathlon, machen Urlaub in Survival-Camps, fahren auf kleinen Booten durch wilde Wasser oder gehen zur Fremdenlegion. Ganz andere brauchen so etwas nicht, denn sie führen mindestens einmal pro Jahr einen Kindergeburtstag durch. Dort haben sie Überlebenskampf, Abenteuer, Nervenkitzel und Thrill – und das alles gebündelt in straffen fünf Stunden.
Auch wir haben so etwas gerade hinter uns gebracht. Der letzte Vater karrt den letzten Gast hinweg, und mein Abschiedsschmerz hält sich in Grenzen.
Laurin wurde sieben, eingeladen wurden 13 Jungs. Die eigentlich sinnvolle Regel, dass so viele Kinder wie Lebensjahre kommen dürfen, haben wir leichtsinnigerweise, selbstüberschätzend nicht mehr befolgt. Für Laurin stand im Übrigen im Vorfeld schnell fest: Keine Mädchen! Keine Diskussion!
«Aber Laurin, warum denn?», fragte Franziska letzte Woche.
«Schau doch mal, die Larissa ist doch eigentlich eine ganz dicke Freundin von dir, die magst du doch so gerne.»
«Ja, aber die ist doof.»
Ach so.
Gerade noch so konnte Laurin es für sich akzeptieren, dass seine Mutter an der Feier teilnehmen würde, während nebenbei meine heimliche Hoffnung, dass wenigstens ein paar der Jungs kurzfristig noch absagen würden, rasch zerschellte.
In nur wenigen Minuten brachen dann gegen 15 Uhr zwölf
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