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Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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blafft sie. «Was machst du denn hier?»
    «Das wollte ich dich eigentlich gerade fragen», kontere ich.
    «Musik hören! Hörste das nicht?», antwortet sie im berühmten melinaesken Ton, den ich schon fast ein wenig vermisst hatte und der mich in diesem Moment doch zu einer recht weißen Glut treibt.
    «Melina, es reicht langsam mal mit diesem Ton. Ich hör mir das sooo nicht mehr lange an.» Mit dem Finger fuchtele ich etwas unbeholfen in der Luft herum.
    «Dann, lass es halt bleiben.»
    Vor meine Nase fliegt die Tür ins Schloss. Knallend. Ungefähr eine Minute starre ich bewegungslos auf die Klinke, ehe ich, ohne ein zweites Mal zu klopfen, öffne.
    «Halloooooo, hab ich dich reingebeten?», keift sie mich nun auf ihrem Bett liegend an.
    «ES REICHT! MELINA BRÖHMANN, ES REICHT!»
    Meine Stimme macht das, was man wohl sich überschlagen nennt.
    «Was soll denn das? Ich habe doch nur an deine Tür geklopft und wollte dir hallo sagen, verdammt noch mal. Und dann werde ich von dir gleich wieder angeschissen. Mein ‹Ich-lass-mich-von-meiner-Tochter-anscheißen-Level› ist endgültig im roten Bereich. Verstehst du? Ab jetzt wird zurückgeschissen, klar?»
    Ich halte inne. Was rede ich da? Zurückgeschissen … du liebe Güte.
    «Jajaja, auf einmal», brüllt Melina, die sich auf ihrem Bett aufgerichtet hat. «Sonst bin ich dir doch auch scheißegal.»
    «Ach Quatsch, das stimmt doch gar nicht, ich …»
    «Doch!»
    «Nein!»
    «Doch!»
    «Nein!»
    Kurze Pause, dann: «Doch!» Fräulein Bröhmann hat das letzte Wort.
    Nach diesem patzigen Schlagabtausch wird mir mal wieder bewusst, wie ähnlich meine Tochter mir ist. Ich halte es aber für keine gute Idee, ihr das jetzt zu sagen, jetzt wo sie gerade so in Fahrt ist.
    «Meinste, ich merk das net, dass du den AA nicht magst? Wie du das Gesicht hinter meinem Rücken verziehst? Blöde Witze bei Mama machst? Meinste, ich bin blöd, nur weil ich erst fünfzehn bin? Mir geht’s so was von fuck scheiße, und du hast keine Ahnung. Weil du’s gar net wissen willst. Das Einzige, was du von mir wissen willst, was für für ’ne scheiß Note ich in Mathe hab. In meiner Schule wird die Schulleiterin umgebracht … meinste, das geht mir am Arsch vorbei? Und dann soll der kleene Assmann das gewesen sein, der bei mir in die Parallelklasse geht! Und du erzählst mir nix! Machst nur einen auf Superbullen. Dabei macht mich das alles voll fertig …»
    Bei den letzten Worten verwandelt sich Melinas wütendes Schreiorgan in ein zittriges Stimmchen. Sie kämpft verzweifelt mit den Tränen und schaut mich mit ihren großen blauen Augen hilflos an.
    Am liebsten würde ich weiter streiten und ihr sagen, dass das doch alles nicht stimme, was sie mir da an den Kopf wirft, doch ich kann nicht. Denn sie hat recht. Sie beginnt bitterlich zu weinen. Ich setze mich neben sie, umarme ihren zitternden Körper und sage das, was ich ihr viel zu selten gesagt habe, mit leiser, brüchiger Stimme, nämlich, dass ich sie sehr, sehr lieb habe.
    Wenig später frage ich: «Hunger?»
    Sie nickt.
    «Dann lass uns nach Nidda fahren, Pizza essen, o.k.?»
    «Von mir aus», murmelt sie in betont gleichgültigem Tonfall.

    Während Melina eine Pizza mit Gyros isst und dazu Cola trinkt, habe ich mich für Lasagne und Wasser entschieden. Mein Mittagsbier von Alsfeld sitzt mir noch in den Knochen, wenn man so will.
    Ich erzähle Melina von Faton Thaqi und dass Lasse nun in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist.
    «Krass», sagt sie da nur. Ohnehin redet sie nicht sehr viel während unseres Mittagessens.
    Ein bisschen angestrengt bin ich, etwas überbemüht, alles nun besser zu machen und nichts Falsches zu sagen.
    «Und? Bei dir? Wie läuft’s mit Adrian?»
    «Gut», antwortet sie.
    «Aha … schön. Biste also noch glücklich?»
    «Ach Dad, lass es gut sein.»
    «Aber eben hast du mir doch noch vorgeworfen, dass ich nie frage.»
    «Ja, und das haste doch jetzt auch gemacht, und ich hab geantwortet.»
    «Ja, stimmt», gebe ich mich geschlagen.
    «Jetzt mal ehrlich, Melina, hast du eigentlich geschwänzt heute?»
    «Nee, nee», antwortet sie. «Der Schnaps-Munker ist wieder krank.»
    «Wie, du hast den Munker?»
    «Ei, ja klar, Mannmannmannmann, hab ich doch schon tausend Mal erzählt.»
    «Kann sein, ja», murmle ich. Vermutlich hat sie recht.
    «Ich treffe den am Sonntag. Auf einer Grillfeier», sage ich und nippe an meiner Espresso-Tasse.
    «Na, dann Prost!» Melina macht eine Wegkipp-Bewegung.
    Dann düdelt

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