Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
ist der Zusammenhang zwischen Murnau und Assmann?»
Markus erhebt sich und malt wieder bedeutungsvolle Kreise auf die Tafel. Als er die Namen Dohmknecht, Munker und Hirschmann in einen der Kreise notiert, räuspert sich der Praktikanten-Manni.
«Apropos Munker», knottert er und spricht das «s» bei «Apropos» mit. «Henning, denkste an den Grillsportabend am Sonntag? Da wolltste doch mit, gelle?»
«Du liebe Güte, ja stimmt.» Nach dem gestrigen Albrecht-Desaster gleich die nächste Topveranstaltung, der ich beiwohnen darf.
«Gut, können wir dann weitermachen?», fragt Markus rhetorisch in Kreutzers Ecke.
«Der Munker ist kein Verkehrter net, auch wenn er mal das ein oder andere Mal zu tief ins Glässche guggt», legt Kreutzer nach und vertieft sich dann wieder in sein Kreuzworträtsel.
«Mein Gott, wir drehen uns da im Kreis», flucht Markus. «Hirschmann, also der Exmann, hat für die Mordzeit ein Alibi, Dohmknecht nicht. Die Ermittlungen in der Jugendfeuerwehr, bei der beide gemeinsam aktiv sind oder waren, haben uns auch keinen Schritt weitergebracht. Wenn wir jetzt mal nur auf den Mord schauen, steht fest, dass Ellen Murnau den Täter ins Haus gelassen hat. Zu einer Zeit, in der sie ständig bedroht wurde. Das spricht eindeutig dafür, dass sie ihn gekannt haben muss. Also wird das nicht irgendein dahergelaufener halbkrimineller Jugendlicher aus der Feuerwehr gewesen sein, der von Dohmknecht oder Hirschmann aufgehetzt wurde.
«Es spricht aber auch gegen Faton Thaqi», wende ich ein. «Den kannte sie nämlich vermutlich nicht. Der ging vor ihrer Zeit in die Vogelsbergschule.»
«Aber für den kleenen Assmann», nölt Teichner in die Runde. «Diese halbe Portion lässt doch erst mal jeder ins Haus.»
«Wisst ihr, was ich denke?», sage ich mit lauter, selbstbewusster Stimme. «Ich denke, bei dem Täter handelt sich um jemanden ganz anderen. Jemanden, den wir überhaupt noch nicht auf der Pfanne haben, den wir wahrscheinlich nicht einmal kennen.»
Markus blickt mich skeptisch an. «Und bringt uns diese Bemerkung in irgendeiner Form konkret weiter? Ich glaube eher nein, oder?»
«Geäußerte Gedanken deines Hauptkommissarskollegen und früheren Vorgesetzten bringen dich also nicht weiter?», blaffe ich zurück.
«Nur die Gedankengänge des Herrn Meirich haben einen Mehrwert, ja?»
«Hey, jetzt komm mal runter», versucht mich Markus in die Schranken zu weisen.
«Ich komm dann runter, wann es mir passt, ja? Ist das klar?»
Türeknallend verlasse ich den Raum und wundere mich wenig später ein weiteres Mal ein wenig über mich selbst.
Ich renne ziellos durch Alsfeld, verärgert, traurig, ratlos. Weiß nicht, wohin, will am liebsten weg, doch weiß nicht, wo das ist.
Mach dir doch nichts vor, Bröhmann, beschimpfe ich mich, du kannst es nicht, dir wächst alles über den Kopf. Du willst alles besser machen als früher, doch es wird in Wirklichkeit noch schlimmer. Keine Ahnung, wo das alles hinführt, jedenfalls nicht dahin, wo es hingehört. Du gehst einen Schritt vor, dann zwei zurück. Beruflich wie privat.
Und es ist ja auch wahr: Ich zerstöre meine eigene Ehe, und da mir dieses Szenario nicht zu reichen scheint, kratze ich auch gleich noch an der Partnerschaft der Assmanns.
Das Handy klingelt. Es ist Markus. Ach leck mich doch, ich drücke ihn weg. Ich fühle mich allein, einsam, unverstanden, am meisten von mir selbst. Ein Freund, ein guter Freund, der käme jetzt recht, mit so einem nun ein Gespräch führen, das wäre es. Stattdessen gehe ich am Sonntag mit Manni Kreutzer zu einem «Grillsportabend».
Irgendwann erreiche ich den Marktplatz. Ich setze mich ins Marktcafé, bestelle mir um elf Uhr morgens ein Bier, fühle mich dabei männlich und surfe umständlich per Smartphone nach Wohnungsanzeigen.
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31. Kapitel
E igentlich hatte ich damit gerechnet, dass niemand zu Hause ist, doch aus Melinas Zimmer dringt Musik, oder wie auch immer man zu diesen Klängen sagen möchte. Ich werde alt, denke ich mir. So wie man früher über die böse «Beatmusik» oder den «Rock ’n’ Roll» verächtlich den Kopf schüttelte, so schüttele ich meinen heute über das, was aus den Boxen meiner Tochter wummert. Es ist kurz vor zwölf, und ich frage mich, warum sie keine Schule hat. Ich stehe vor ihrer Tür und zögere anzuklopfen. Mann, Bröhmann, jetzt hast du schon Angst vor deiner eigenen Tochter. Dann klopfe ich, und Melina öffnet wenig später die Tür.
«Häh?»,
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