Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
das Handy. Markus. Diesmal gehe ich ran.
Er regt sich auf, wo ich sei, was mir einfiele, einfach abzuhauen und nicht erreichbar zu sein. Ich widerspreche nicht, sage nur kurz: «Manche Dinge sind einfach wichtiger», und schaue zu meiner Tochter, die ihrerseits auch schon längst wieder auf ihrem Smartphone herumdrückt und auf einem Kaugummi herumknatscht.
Markus fügt noch hinzu, dass die Thaqi-Brüder nun in Alsfeld im Revier seien. Ich sage ihm, dass ich gleich da sei, bringe Melina nach Hause, gebe ihr seit Monaten mal wieder einen Kuss und fahre darauf auf direktem Wege zurück in die Polizeidirektion nach Alsfeld.
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32. Kapitel
D as ganze Dream-Team ist versammelt: Kriminaloberrat Onkel Ludwig Körber, Markus Meirich, Teichner, Manni Kreutzer und ich.
Uns gegenüber sitzen Faton Thaqi und sein älterer Bruder.
Mergim Thaqi hat uns gebeten, bei der Vernehmung mit anwesend sein zu dürfen.
Auf einen Rechtsanwalt würden sie zunächst verzichten.
Mergim, deutlich größer gewachsen als sein Bruder, schlank, gelocktes schwarzes Haar, randlose Brille, eröffnet die Runde, ehe wir die ersten Fragen stellen.
«Zunächst möchte Faton etwas sagen», sagt er.
Faton sitzt mit verunsichertem, rastlosem Blick, die Arme vor der Brust verschränkt, da. Er räuspert sich kurz und sagt dann stockend:
«Ich wollte mich entschuldigen für die Flucht. Ich hab überreagiert. War scheiße, ich weiß.»
Er blickt kurz zu Teichner, den er ja mit einem gezielten Tritt in die Weichteile wirkungsvoll schachmatt gesetzt hat.
«Mein Bruder», fährt darauf Mergim mit ruhiger akzentfreier Stimme fort, «tauchte gestern Mittag völlig aufgelöst bei mir im Kinderdorf auf. Wir haben dann gemeinsam beschlossen, dass er sich freiwillig stellt.»
«Sie arbeiten in Wetzlar im Kinderdorf?», fragt Körber, während er in den Ermittlungsakten blättert.
«Ja, und ich lebe da. Mit meiner Frau, die auch Sozialpädagogin ist, betreuen wir dort acht Kinder in Form einer Familiengruppe.»
«Isch könnt das net», rutscht es Kreutzer raus. «Runnumduhr, oder was?»
«Wie bitte?»
«Rund um die Uhr?», wiederholt Manfred Kreutzer.
«In gewisser Weise ja», antwortet Mergim Thaqi gelassen, lächelt sozialpädagogisch, überschlägt die Beine und legt die Hände in den Schoß.
Ich beobachte, wie es in Teichner arbeitet. Dann bricht es aus ihm heraus.
«Sie wollen uns hier einlullen. Das können Se aber knicken. Sie können hier noch so sehr den Ghandi machen. Ich lass mich von so ’nem Rumgesülze nicht einschüchtern.»
Er blickt zu Faton. «Und du brauchst gar net so unschuldig zu gucken, mein Freund. Dich kriegen wir dran.»
«Sind Sie mit meinem Bruder per du?», fragt Mergim mit ruhiger Stimme. «Wenn nein, bitte ich Sie herzlich, beim Sie zu bleiben, auch wenn Sie sich nicht in der Lage sehen, seine Entschuldigung zu akzeptieren.»
Mergim Thaqi scheint der Auftritt Spaß zu machen. Er genießt es, die Situation zu kontrollieren. Ich befürchte ein wenig, dass er mit dieser Art wenig Sympathie ernten wird.
Nun übernimmt Markus Meirich wie erwartet die Gesprächsführung.
Er fragt Faton detailliert, wann er wo sein Handy verloren und wann er es bemerkt habe.
Genau könne er das nicht sagen, antwortet Faton und fuchtelt dabei hektisch mit den Händen in der Luft herum. Entweder sei es ihm bei der Arbeit in der Gederner Werkstatt geklaut worden oder aber im Fitnessstudio.
«Ich hab dem Lasse diese SMS nicht geschrieben, Leute», schwört er. «Wenn ich wirklich mit dieser feigen Sache was zu tun haben sollte, warum soll ich dann so blöd sein, ihm mit meinem Handy was zu schreiben?»
«Was wissen wir denn, wie blöd du bist?», wirft Teichner ein, worauf er von Körber zur Räson gerufen wird.
Kinderdorfvater Mergim hebt beschwichtigend seine Hände.
«Es wäre schön, wenn wir wieder zu einer gewissen Sachlichkeit zurückfinden könnten.»
Nun schalte auch ich mich in das Verhör ein.
«Herr Thaqi, was haben Sie zur Tatzeit, also am 8. April, gemacht? Wo waren Sie da?»
«Da war ich bei meinem Bruder», schnellt es aus ihm wie aus der Pistole geschossen hervor. «Jaja, genau, da war ich bei ihm, gell Bruder?»
Hektisch nickt Faton seinem großen Bruder zu.
«Was soll das, Faton?», erwidert dieser und legt seine Hand auf Fatons Schulter. «Das haben wir doch schon durch. Wir müssen hier nicht lügen. Sag der Polizei die Wahrheit. Sag ihr, dass du alleine zu Hause warst. Du reitest dich
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