Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
da nach den üblichen Regeln vor. Es gibt keine Zweiklassenpolizeiarbeit», blaffe ich zurück und fühle mich ein klein wenig wie Claudia Roth.
Mein Vater zieht seine Stirn in Falten, lächelt dabei verkrampft und sagt: «Junge, Junge, du musst noch viel lernen.»
«Tut mir echt totaaaal leid», schaltet sich Melina vom Esstisch aus ein, «aber ich hab leider noch totaaal viel für die Schule zu tun. Sorry, ich muss dann mal wieder in mein Zimmer.»
Meine Mutter nickt verständnisvoll, doch ehe Melina den Raum verlässt, ruft ihr mein Vater nach: «Du kennst den gut, den Burschen, habe ich gehört, nicht wahr?»
Melina bleibt kurz stehen. «Häh, wen?»
«Na den jungen Mann, der vermisst wird.»
«Ja, wieso?»
«Na ja, man möchte sich da als Großvater ja nicht einmischen, aber mir ist zu Ohren gekommen, dass es da zu einer gewissen Missstimmung gekommen ist, zwischen dir und dem jungen Mann.»
Ich spüre, wie es in Melina brodelt.
«Papa, das geht zu weit. Lass das bitte, zieh da Melina nicht mit rein», fahre ich dazwischen.
«Ich ziehe da gar nichts rein, ich mache nur deine Arbeit.»
Jetzt wäre so ein Moment. Ein Moment, in dem ich meine Eltern aus meinem Haus, das zum größten Teil mit ihrem Geld anfinanziert wurde, hinauswerfen möchte. Es brodelt in mir. Hitze steigt in meinen Kopf, doch das Gehirn findet keine passenden Worte.
Da geht die Tür auf, eine verschwitzte Ehefrau erscheint mit Berlusconi, dem kleinen Ex-Hitler und rettet zumindest vorübergehend die Situation.
Melina nutzt die Gelegenheit und verschwindet in ihrem Kellerzimmer.
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40. Kapitel
V or Teichner und mir sitzt die geballte Tumbheit.
«Ihr habt wirklich keine Idee, wo Adrian ist?» Diese Frage steht nun schon eine Weile im Raum.
Die beiden jungen Männer mit den dümmlichen Gesichtsausdrücken schütteln erneut ihre Köpfe. Sebastian Köstrich, genannt Sebi, und Timo Müller, genannt Müllo, sind sogenannte «guhde Kumbels» von Adrian Albrecht und wie er Mitglieder einer Kirmesburschenschaft in der Nähe von Schotten. Mit diesen beiden würde Adrian am meisten «abhängen», wie mir Melina verriet. Und so hat Kollege Teichner dieses Treffen am heutigen Mittwochabend in der Rudingshainer Gaststätte Bing vereinbart.
«Hier, Freunde der Südsee», sagt Teichner, «wenn ich in eure Gesichtlein gucke, da sehe ich unter der Nase so etwas wie einen Mund. Und diesen Mund kann man auch zu etwas anderem benutzen als zum Saufen. Nämlich zum Reden, kapito?»
«Ei, was solln wir dann sagen?», nuschelt darauf Sebi, der breitbeinig mit beiden Händen in den Hosentaschen auf seinem Stuhl sitzt.
«Na, hat Adrian sich in den letzten Tagen irgendwie anders verhalten als sonst?», frage ich.
«Jäger», schreit plötzlich eine Frau mit weißer Schürze aus Richtung Küche.
Kurz verstummen die Gespräche an den anderen Tischen.
Als ich gerade mit der Fragerunde weitermachen möchte, brüllt die Frau noch etwas lauter: «WER WAR DAS JÄGER?»
«Ach so, hier», nuschelt Teichner neben mir leise und hebt seinen Arm wie ein Schüler, der sich meldet.
«Einmal Jäger», sagt Frau Wirtin und donnert Teichner einen Teller mit Schnitzel vor die Nase. Der reibt sich voller Vorfreude die Hände und legt los. Sehr professionell, diese polizeiliche Befragung.
Sebi und Müllo beschränken sich aufs Pils-Trinken, vor mir steht eine Cola.
«So, bitte jetzt», wende ich mich wieder an die schweigsamen Jungmänner, «jetzt lasst euch nicht alles aus der Nase ziehen. Hat Adrian irgendwelche Andeutungen gemacht, dass er weg will oder Ähnliches?»
«Ei nee, mir ham doch Kirmes», sagt nun Müllo.
Ich verstehe den Zusammenhang nicht ganz und setze daher einen fragenden Gesichtausdruck auf.
«Ei, nächst Woch.»
«Nächste Woche?»
«Ei, Kirmes!»
«Kirmes, aha, ja, das habe ich verstanden. Und was hat das nun mit meiner Frage zu tun?»
Nun schaut mich Sebi zum ersten Mal an und nimmt zudem sogar noch eine Hand aus seinem Hosensack.
«Ei, der fährt doch net weg, wo Kirmes iss. Nächst Woch ist doch …»
«Kirmes, ich weiß. Das ist bei jetzt mir angekommen …»
«ZIGEUNER?»
Ein allein sitzender älterer Herr mit schütterem Haar und Schuppen auf den Schultern hebt stumm seinen Zeigefinger und starrt dabei auf sein Weizenbierglas.
Ich beobachte, wie Teichner in ungefähr zwei Minuten dreißig sein Jägerschnitzel samt Beilagen komplett verschlungen hat.
«Whoahhh», macht er zunächst, lehnt sich dann
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