Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
Meine Frau. Warum kann unsere Partnerschaft nicht immer so sein wie dieser Moment gerade. Wie dieser kleine einfache Moment. Franziska sitzt am Flügel und spielt. Punkt. Warum muss das Leben drum herum Momente wie diesen immer wieder kaputt machen?
Und genau in dieser Sekunde sehe ich, wie sich die Wohnzimmertür öffnet, die Schlampe den Raum betritt, Franziska mit dem Spielen aufhört, ihn per Freundschaftsküsschen begrüßt, Platz auf der Klavierbank macht und Anfängernoten auf das Notenbrett stellt. Dann beginnt die Schlampe zu spielen, und es ist Zeit für mich zu gehen. Überallhin, nur nicht nach Hause. Jedenfalls jetzt noch nicht.
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41. Kapitel
G uido Albrecht meint es ernst. Er hat alle Hebel in Gang gesetzt, um klarzumachen, dass die Suche nach seinem Sohn allerhöchste Priorität genießt. Wie groß sein Einfluss ist, war mir so nicht klar. Er ist ein Duzkumpel des Innenministers und arbeitet mit seiner Marketingagentur «ProFessPolitics» unter anderem seit Jahren für die Hessische Landesregierung. Was er da genau macht, weiß ich nicht, interessiert mich auch nicht. Was ich aber weiß, ist, dass auf unsere Polizeidienststelle mit einem Mal ein ungeheurer Druck ausgeübt wird, der auch Onkel Ludwig Körber schon voll in Besitz genommen hat.
Es wurden bereits in großem Stile Suchtrupps losgeschickt, und wir haben damit begonnen, das gesamte private Umfeld von Adrian zu durchkämmen.
Die Drohbriefe, die Gregor Assmann im Kirchturm gefunden hatte, sind wie vergessen. Da könne sich später drum gekümmert werden. Hier sei ein Menschenleben in Gefahr, heißt es. Ganz falsch ist das sicher nicht. Vier Tage ist Adrian Albrecht inzwischen verschwunden.
«Henning, komm mal bitte kurz in mein Büro», befiehlt mir Körber, dem der Stress spürbar auf die Laune schlägt.
Er bittet mich Platz zu nehmen.
«Ich muss jetzt mal an deine Professionalität appellieren», sagt er.
Was heißt hier eigentlich mal ?, denke ich mir.
«Teichner und Markus fahren gleich zu dir nach Hause, sprechen mit Melina und konfiszieren ihren Computer und das Handy. Reg dich jetzt nicht auf, wir müssen allen Hinweisen nachgehen, und deine Tochter war nun mal seine …»
«Ihr habt ja wohl den Arsch offen!»
«Henning, bitte, vergreife dich nicht im …»
«Ludwig, was soll das? Ich rede doch selbst mit Melina, habe es auch schon getan. Ihr könnt sie doch nicht wie eine Verdächtige behandeln!»
«Das tun wir auch gar nicht. Aber wir müssen den Mailkontakt zwischen ihr und dem jungen Albrecht überprüfen.»
Ich spüre vor Wut mein Herz im Hals pochen, springe von meinem Stuhl auf, stoße dabei mit dem Bein gegen die Tischkante, sodass aus Ludwigs Tasse ein Schwall Kaffee auf seine Unterlagen schwappt.
«Wenn Teichner auch nur einen Schritt in das Zimmer meiner Tochter setzt oder auch nur eine Zeile in ihrem Laptop oder Handy liest, dann kündige ich auf der Stelle.»
Gleich nachdem ich diesen Satz ausgestoßen habe, bezweifle ich, ob er für Körber tatsächlich eine Drohung darstellt.
«Jetzt setz dich doch wieder. Das meinte ich mit Professionalität. Henning. An der Stelle bist du befangen, das musst du einsehen. Du kannst doch nicht deine eigene Tochter verhören.»
«MEINE TOCHTER VERHÖRT HIER NIEMAND.»
Nun hebt der Oberkriminalrat seinen wuchtigen Körper aus dem Schreibtischstuhl.
«Henning, ich bin nun kurz davor, dich vorübergehend zu suspendieren.»
«Dann mach’s doch», kreische ich wie ein patziger Pubertierender, stürme aus Körbers Büro und versäume es auch nicht, dabei ordentlich die Tür knallen zu lassen.
Ich renne durch die Direktion direkt zu meinem Auto und mache mich schnurstracks auf den Weg von Alsfeld nach Bad Salzhausen.
Auf halber Strecke bei Reiskirchen erkenne ich plötzlich Markus im Rückspiegel. Ich wähle seine Handynummer.
«Ja?», meldet er sich über die Freisprechanlage.
«Was soll das?», frage ich. «Warum fährst du hinter mir her?»
«Das weißt du doch, Henning. Jetzt sei nicht albern, und mach vor allem keinen Mist. Wir müssen das Zeug deiner Tochter einziehen. Ob wir wollen oder nicht. Es tut mir doch auch leid, ich verstehe auch deinen Ärger, aber …»
«Es ist so überflüssig wie sonst was. Mein Gott, das ist ihre Intimsphäre. Was soll denn Melina damit zu schaffen haben? Sie würde mir doch alles sagen, wenn sie eine Idee hätte, was mit Adrian passiert sein könnte.»
«Bist du dir da so sicher? Henning, nenne mir auch
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