Der Tod soll auf euch kommen
Eóghanacht. Aber um Zeit zu sparen, könntet ihr schon mal versuchen, Forindain zu finden. Ihr kennt seine Beschreibung: ein Zwerg in Mönchskutte mit einer Lepraglocke.«
»Wie aber sollen wir uns einem Leprakranken nähern?« fragte Gormán besorgt.
Fidelma betrachtete ihn belustigt.
»Wie jedem anderen auch. Teilt ihm mit, daß ihn eine
dálaigh
zu sprechen wünscht. Auch er muß die Gesetze einhalten. Sobald ich mit dem Fürsten geredet habe, werde ich zu euch stoßen.«
Eadulf hatte die ganze Zeit über unbekümmert auf seinem Pferd gesessen und sich auf den Wortwechsel konzentriert, da bäumte sich plötzlich sein Pferd auf und wieherte, als sei es durch etwas erschreckt worden. Eadulf klammerte sich fest, als ginge es um sein Leben. Sein kräftiges Pferd schlug aus und traf dabei Fidelmas Pferd, das sich nun seinerseits aufbäumte und dabei das Gleichgewicht verlor. Es rutschte mit den Hinterbeinen in den Bach, wobei Fidelma völlig unerwartet ins Wasser geschleudert wurde.
Capa reckte sich vor und packte das Halfter ihres Pferdes, während Gormán Eadulfs Pferd festhielt. Kurz darauf standen beide Pferde gebändigt, wenn auch noch bebend da. Nun saßen Eadulf und Capa ab und eilten zu Fidelma, die im Wasser stand und nach Luft rang.
»Alles in Ordnung?« fragte Eadulf besorgt und streckte ihr die Arme entgegen.
Sie sah zu ihm auf.
»Hast du immer noch nicht gelernt, wie man mit einem Pferd umgeht?« fuhr sie ihn zornig an.
Eadulf wich zurück, als hätte sie ihm einen Schlag versetzt. Da faßte sich Fidelma offenbar wieder.
»Es tut mir leid. Ich bin vom Pferd gestürzt und ganz durchnäßt und dreckig, offenbar ist mein Stolz mehr verletzt als ich selbst. Hilf mir hier raus.«
Eadulf und Capa beugten sich vor und zogen sie aus dem Wasser. Trübselig betrachtete sie ihre triefende Kleidung.
»So kann ich wohl kaum meinem Cousin gegenübertreten«, murmelte sie.
»Deine Kleidung ist unwichtig, Cousine Fidelma«, ließ sich eine sonore Stimme vernehmen. Ein kräftiger, rundgesichtiger Mann in mittlerem Alter hatte sich unbemerkt mit einigen Gefolgsmännern genähert. Er war in ein prächtiges Gewand gekleidet und trug eine goldene Amtskette.
Fidelma war erstaunt. »Fiachrae?«
»Willkommen zu meinem Fest, Cousine. Doch zuerst soll dich einer meiner Diener ins Badehaus führen und dir trockene Kleider bringen, damit du dir nicht noch den Tod holst. Danach erwarte ich dich in meinem Zelt, wo du dich stärken kannst. Du hast dann genügend Zeit, mir zu berichten, was dich in mein kleines Dorf führt.«
Fidelma betrachtete sich noch einmal. Gegen seinen Vorschlag war nichts einzuwenden. Dann zeigte sie auf Eadulf.
»Zuerst muß ich dir meinen … meinen
fer comtha
vorstellen, Eadulf von Seaxmund’s Ham.«
Die runden bläßlichen Augen des Stammesfürsten waren auf Eadulf gerichtet, den Ehemann auf Zeit.
»Ich habe schon viel von dir gehört«, sagte er zögernd. Dann schaute er wieder zu Fidelma. »Ich werde mich um Eadulf kümmern, wir sind im Zelt.«
Fidelma nickte und wandte sich nun an Capa und seine Männer.
»Dieser Zwischenfall ändert nichts an meinem Plan. Ihr könnt euch nun den Jahrmarkt vornehmen.«
»Verstanden, Lady«, willigte Capa ein und hob dabei salutierend die Hand.
Eadulf hatte den Eindruck, daß Fidelma ihren Cousin nicht in die wahren Gründe ihres Besuchs einweihen wollte. DerFürst wies einen Burschen an, die Pferde seiner Gäste zu übernehmen, und ging dann auf das große blaue Zelt zu, das für die Zeit des Jahrmarktes sein Amtssitz war.
Inzwischen hatte sich eine ganze Schar Leute eingefunden, weil sie annahmen, daß die Neuankömmlinge mit irgendeiner Art von unterhaltsamem Spektakel zum Fest beitragen würden. Doch als sich zeigte, daß es Gäste des Fürsten waren, zerstreute sich die Menge wieder. Der Fürst drehte sich um und rief eine Magd zu sich.
»Cousine Fidelma, laß dich von der Magd dorthin führen.« Der rundliche Fürst deutete auf eine Reihe von provisorischen Bauten hinter dem Zelt. »Sie wird sich um alle deine Bedürfnisse kümmern.« Schweigend folgte Fidelma dem Mädchen.
Der Fürst hatte sich inzwischen für Eadulf erwärmt und redete ununterbrochen auf ihn ein. Er hakte sich vertraulich bei Eadulf unter und führte ihn lächelnd in sein Zelt. In dessen Mitte stand ein eiserner Ofen, in dem ein wärmendes Feuer loderte. Rauch stieg davon auf und entschwand durch eine Öffnung am Hauptmast des Zeltes.
»So, mein sächsischer Freund –
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