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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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oder sollte ich sagen angeheirateter Cousin –, nun wollen wir uns einen Becher Honigmet gönnen, damit uns nicht kalt wird.«
    Eadulf ließ sich in den Stuhl fallen, auf den der Fürst gedeutet hatte.
    »Das ist eine ausgezeichnete Idee.«
    Schon nach wenigen Minuten war Eadulf klargeworden, daß der Fürst ein recht geschwätziger Bursche war und nur um des Redens willen redete. Er erzählte unendlich viele Geschichten, ob man sie nun hören wollte oder nicht.
    Fiachrae reichte Eadulf einen Becher Met.
    »Warst du schon einmal in Cnoc Loinge, mein sächsischer Freund? Ich erinnere mich nicht an dich, gewiß, es ist schon lange Zeit her, daß ich meine Cousine getroffen habe.«
    Eadulf schüttelte den Kopf und kostete von dem süßen Honigmet.
    »Ich war schon einmal in Imleach, weiter jedoch nicht«, erwiderte er.
    »Ah, davon habe ich gehört. Das war, als Bruder Mochta und die Reliquien des heiligen Ailbe verschwunden waren.«
    Bestätigend senkte Eadulf den Kopf.
    »Nun, du wirst feststellen, daß meine kleine Burg hier eine lange Geschichte hat. An diesem Ort haben die Vorfahren der Eóghanacht-Könige erklärt, alle Forderungen des Hochkönigs zurückzuweisen, sofern sie ungerecht waren, und unabhängig zu sein.«
    Eadulf war klar, daß ihm der rundliche Fürst nun jene alte Legende auftischen wollte, und so hielt er es für besser, nicht ungesellig zu sein und sich der eitlen Redseligkeit des Fürsten zu beugen, um Fidelmas Aufgabe nicht zu erschweren. Fiachrae hatte es sich auf seinem Stuhl bequem gemacht, hielt einen Becher Met in der Hand und lächelte gedankenvoll.
    »Wenige Monate nachdem Eóghan, Vorfahre aller Eóghanacht, in einer Schlacht gefallen war, gebar seine Frau, Lady Moncha, einen Sohn. Dieser Sohn hieß Fiachrae Muilleathan, und er wurde zu Recht ›König der Schlachten‹ genannt.«
    »Ich wußte, daß Fiachrae, also auch dein Name, ›König der Schlachten‹ bedeutet, aber heißt nicht Muilleathan ›der Breitschädlige‹?« fragte Eadulf.
    Dem Fürsten gefiel offenbar nicht, daß man seine Erzählung unterbrach.
    »Ein Astrologe hatte prophezeit, wenn das Kind an einem bestimmten Tag zur Welt käme, würde es zum ersten Narren der fünf Königreiche von Éireann werden. Einen Tag später geboren und unter einer günstigeren Sternenkonstellation würde es allerdings zum mächtigsten König des Landes werden. Als Moncha schließlich Wehen bekam und jener Tag mit der vielversprechenderen Prophezeiung noch nicht angebrochen war, verließ sie die Burg von Cnoc Rafoan und ging ans Ufer des nahe gelegenen Flusses Suir. Sie setzte sich auf einen flachen Stein, um die Geburt des Kindes hinauszuzögern. So verging ein Tag, und am nächsten Tag brachte sie das Kind zur Welt, das später ein mächtiger König werden würde. Doch wegen der großen Anstrengungen, die es kostete, die Wehen hinauszuzögern, starb Moncha. Als das Kind den Mutterleib bereits zu verlassen suchte, wurde es von ihr mit ganzer Kraft gegen den Stein gepreßt, so daß seine Stirn ganz flach blieb. Daher trug es den Beinamen Muilleathan oder ›der Breitschädlige‹.«
    Der Fürst berichtete so voller Ernst von seinem Vorfahren, daß Eadulf sich zusammennehmen mußte, das Gesicht nicht zu verziehen.
    »Wie ging es weiter?«
    »Fiachrae, oder Fiacha, denn sein Volk benutzte voller Liebe diese Kurzform, wurde ein großer König. Er herrschte über dieses Land zu der Zeit, als der große Corma mac Art Hochkönig war. Das war vor vier Jahrhunderten. Die Uí Néill von der Sippe der Dál Riada wiesen Cormac eine Zeitlang aus Tara aus, doch Fiachrae kam ihm zu Hilfe und kämpfte für ihn, so daß Cormac die Regentschaft wiederzurückerlangte. Eine Weile lief zwischen den beiden Königen alles gut, doch Cormac hatte schlechte Ratgeber. Ein ehrgeiziger Verwalter redete ihm ein, daß das Königreich von Muman, da es das größte der fünf Königreiche war, doppelt soviel an Tribut an den Hochkönig zu zahlen hätte wie die anderen Königreiche. Doch diese Erhöhung der Abgaben wollte Fiachrae nicht hinnehmen.
    Angestachelt vom Ehrgeiz seines schlechten Ratgebers, machte Cormac etwas sehr Unkluges. Er marschierte mit einer großen Armee nach Muman ein. Fiachraes Armee hatte sich genau hier zusammengefunden, auf diesem Berg, der die Form eines Schiffes hat, und genau hier wurden Fiachraes Männer von Cormacs Armee umzingelt. Wieder war Cormac schlecht beraten. Seine Generäle meinten, er solle die Armee von Fiachrae verbrennen, und so

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