Der Tod steht ins Haus
um.
»Sie sind ein kluges Kind, daß
Sie diese Falltür entdeckt haben«, sagte er. »Wir hätten nie erfahren, daß es
hier diesen Keller gibt.«
»Ich hätte darauf verzichten
können!« erwiderte ich.
Sam tastete die Wand entlang,
bis er einen Lichtschalter fand. »Meine Güte!« sagte er leise.
Ich drehte mich um und sah, was
er meinte. Der Keller war nicht besonders groß, etwa vier Quadratmeter, aber
kein Zentimeter war verschwendet. Überall waren Behälter und Kisten gestapelt,
mit Ausnahme einer Ecke, in der ein großer, teuer aussehender Safe mit
Kombinationsschloß stand.
Sam ergriff das Stemmeisen, das
an der Wand lehnte, und hob den Deckel der erstbesten Kiste an. Dann pfiff er
leise und winkte mit dem Finger. »Sehen Sie sich das an, Mavis.«
»Noch mehr Antiquitäten?«
fauchte ich.
»Sehen Sie doch selbst!«
Ich hinkte zu der Kiste hin,
blickte hinein und pfiff genauso, wie er es getan hatte, nur mit mehr
Anerkennung.
»Was würden Sie sagen, was das
ist?« fragte er heiser.
»Wenn mich meine klugen Äuglein
nicht täuschen — und das tun sie nicht —, sind das Chinchillas«, japste ich.
»Eine ganze Kiste voll«, sagte
er. »Vielleicht sogar«, er zählte eine nach der anderen, »acht Kisten voll!«
»Verkauft er Chinchillas als
Antiquitäten?« fragte ich verständnislos.
»Was ist mit dem Safe?« sagte
Sam. »Was, glauben Sie, könnte er dort auf bewahren?«
»Vielleicht etwas für
Geizkragen — wie Nerz?«
»Eher Brillanten«, murmelte
Sam, »Smaragde und dergleichen.« Er versuchte, den Safe zu öffnen, aber
höchstens Dynamit hätte die Tür zum Nachgeben bewegt.
»Mavis«, sagte Sam herzlich,
»wir hatten Erfolg auf der ganzen Linie. Jetzt wissen wir, wie Romayne sein
Geld mit Antiquitäten verdient hat.«
»Tatsächlich?« sagte ich
zweifelnd.
»Natürlich — der Antiquitätenhandel
war nur ein Deckmantel für sein wirkliches Geschäft. Er war ein Hehler! Der
Antiquitätenladen brauchte ihm gar kein Geld einzubringen. Vermutlich hat
Romayne etwaige Kunden, die sich hierher verirrten, so schnell wie möglich
wieder hinausgeekelt. Dies hier unten ist sein richtiges Warenlager.«
»Ist er deshalb erstochen
worden?« fragte ich.
»Einen besseren Grund kann es
wohl kaum geben«, erwiderte er überzeugt.
Sam parkte etwa hundert Meter
vor der Einfahrt zu Romaynes Haus und stellte den Motor ab.
»Mir gefällt nicht, daß Sie ins
Haus zurückgehen«, sagte er. »Es könnte gefährlich werden.«
»Warum sollte es jetzt auf
einmal gefährlich sein?« widersprach ich. »Gefährlicher als heute nachmittag
oder am frühen Abend?«
»Da wir nun wissen, daß Romayne
ein Hehler war, erklärt sich vieles«, insistierte er. »Das Motiv für seine
Ermordung und der gute Grund, warum er Leute wie Mike English kannte und einen
Eddie Howard als Leibwächter engagierte.«
»Sie sind Eddie gegenüber
voreingenommen«, sagte ich. »Ich glaube, er wird falsch eingeschätzt.«
»Seien Sie vernünftig«, brummte
Sam. »Lassen Sie sich von mir nach Hause fahren.«
»Sie vergessen etwas. Bubbles
hat mich über das Wochenende zu ihrer Gesellschaft engagiert«, erwiderte ich
entschlossen. »Wenn ich morgen nicht da bin, bekomme ich kein Geld.«
»Okay«, sagte er kühl. »Es ist
schließlich Ihr Leben.«
»Was werden Sie tun — der
Polizei von den Pelzen, die wir gefunden haben, Bericht erstatten?«
»Sicher, sicher«, sagte er
ausweichend. »Das werde ich schon machen.«
»Wann denn?« fragte ich
argwöhnisch.
»Ziemlich bald.« Sam
konzentrierte sich darauf, eine Zigarette in Brand zu stecken. »Ich will nichts
überstürzen. Immerhin haben wir die Spur gefunden, nicht wahr? Wenn ich weiter
am Ball bleibe, finde ich vielleicht den Mörder.«
»Ich glaube kaum, daß Leutnant
Gerassi mit Ihnen einverstanden sein wird, Sam«, erklärte ich nüchtern. »Gibt
es da nicht einen häßlichen Paragraphen, in dem vom Vorenthalten wichtigen
Beweismaterials die Rede ist?«
»Gewiß — und es gibt noch einen
anderen über Einbruch, unbefugtes Betreten und...«
»Dann wollen wir doch die ganze
Sache vergessen«, unterbrach ich ihn hastig. »Was haben Sie denn als nächstes
vor? Ich meine, um den Mörder ausfindig zu machen?«
»Zuerst werde ich morgen früh versuchen,
diese Dolores zu erwischen«, erwiderte er. »Ich möchte mich mal mit ihr
unterhalten. Entweder kann sie in die Zukunft sehen, oder sie ist eine
Schwindlerin. Ich will wissen, was stimmt.«
»Vergessen Sie aber nicht, daß
wir
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