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Der Tod steht ins Haus

Der Tod steht ins Haus

Titel: Der Tod steht ins Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich den unteren Rand ihres
dicken Rollkragenpullovers und riß ihn ihr über den Kopf, so daß das Geschrei
plötzlich gedämpfter klang. Dann packte ich ihre Handgelenke.
    »Schaffen Sie diese verrückte
Person hier raus!« keuchte ich den beiden Rausschmeißern entgegen. »Sie muß
übergeschnappt sein. Sehen Sie nur, was sie mit meinen Freunden gemacht hat!«
    Die beiden blickten auf die
bewußtlosen Beatniks und dann auf den noch völlig weggetretenen Sam, der sich
weiter darüber verbreitete, wie er seine Martinis bevorzugte. Die Kratzspuren
in seinem Gesicht redeten ihre eigene Sprache — wie ich hoffte.
    »Na klar, meine Dame«, brummte
einer der Rausschmeißer. »So was passiert hier immer wieder. Vorige Woche hat
sich ein Mädchen plötzlich sämtliche Kleider vom Leibe gerissen und auf dem
Tisch getanzt. Als wir sie an die frische Luft setzen wollten, sagte sie, sie
habe nur beweisen wollen, daß sie nicht spießig sei.«
    Er übernahm das Beatnik-Mädchen
von mir und hievte es sich mit einem. Schwung auf die Schulter. »Seien Sie
unbesorgt«, sagte er. »Das haben wir gleich.«
    »Die beiden mit dem Bart sind
ihre Brüder«, erklärte ich unschuldsvoll. »Man sollte sie vielleicht nicht
voneinander trennen.«
    »Wir kümmern uns um alle drei,
meine Dame«, versicherte mir der zweite Rausschmeißer. »Das ist kein Problem.«
    Ich verfolgte ihren Abmarsch,
voran der erste Rausschmeißer mit dem Mädchen über der Schulter, das hilflos
mit den Beinen strampelte und dabei rote Strumpfbänder enthüllte, die ihre
schwarzen Strümpfe festhalten sollten. Ihm folgte der zweite Rausschmeißer, der
die beiden männlichen Beatniks an ihren Bärten hinter sich herzog.
    Sam hatte noch immer das
törichte Grinsen im Gesicht, so daß ich mich genötigt sah, ihm kräftig rechts
und links eine runterzuhauen, worauf sein Blick sich rapide normalisierte.
    »Wach auf, Schlafmütze«,
zischte ich ihm ins Ohr.
    Er blinzelte mich an und
betastete vorsichtig sein Gesicht. »Was ist passiert?« verlangte er zu wissen.
»Wo sind sie? Ich bringe sie um!«
    »Das erzähle ich Ihnen später«,
sagte ich und zog ihn von seinem Stuhl empor. »Jetzt müssen wir hier erst
einmal verschwinden!«
    Er protestierte noch immer, als
wir gerade rechtzeitig die Tür erreichten, um den beiden Rausschmeißern zu
begegnen, die mit zufriedener Miene von der Straße zurückkehrten.
    »Alles bestens, meine Dame«,
sagte der erste. »Wir sind sie prima losgeworden.«
    »Warten sie vor der Tür?«
fragte ich unruhig.
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf.
»Für unsere hinausbeförderten Gäste haben wir ein besonderes System entwickelt.
Wir setzen sie in ein Taxi und lassen sie vier Querstraßen weiter bei der
Konkurrenz abladen. Wenn sie dann beim Aufwachen in Kampfstimmung sind, nehmen
sie wenigstens nicht unser Lokal auseinander.«
    »Das ist wirklich genial«,
sagte ich bewundernd.
    Ich schob Sam auf die Straße
hinaus, wo er stehenblieb und mit trübem Blick die Kratzer in seinem Gesicht
befühlte.
    »Was ist denn bloß passiert?«
wiederholte er.
    »Sie haben eine Schlägerei
angefangen und... Ach, es ist zu kompliziert«, sagte ich gereizt. »Gehen wir
jetzt in den Antiquitätenladen, oder fahren wir nach Hause?«
    »Okay, okay«, brummte Sam. »Wer
hat mir denn die Haut vom Gesicht gekratzt?«
    »Können Sie das nicht erraten —
Papa?« kicherte ich. »Vielleicht war das ihre Art von Liebesspielen.«
    »Sehr witzig!« fauchte er. »Na
los, werfen wir einen Blick auf die Antiquitäten.«
    Wir überquerten die Straße und
schlenderten ein paarmal an dem Laden vorüber. Die Schaufenster waren
verschmutzt und unbeleuchtet, so daß wir nicht viel sehen konnten. Die Tür war
nicht nur verschlossen, sondern noch zusätzlich durch ein Vorhängeschloß
gesichert.
    »Wie kommen wir hinein?« fragte
ich. »Müssen wir eine Scheibe einschlagen?«
    »Sehen wir erst mal die
Rückseite an«, erwiderte Sam. »Neben dem Nachbarladen führt ein Durchgang nach
hinten.«
    Er ging voran, dicht von mir
gefolgt, denn gleich nachdem wir die Straße verlassen hatten, wurde es
stockdunkel. Der Gang endete auf einem Hof voller Mülltonnen. Ein ramponierter
Lattenzaun trennte uns von Romaynes Laden, aber Sam ließ sich dadurch nicht
aufhalten — ehe ich wußte, wie mir geschah, hatte er mich hochgehoben und über
den Zaun geschubst, so daß ich mit einem häßlichen Plumps auf Händen und Knien
landete. Sam folgte mir, wobei er meine spitzen Bemerkungen wie ein

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