Der Tod steht ins Haus
erklären.
»Bubbles oder Eddie sollte annehmen, ich sei schon im Bett. Als ich zurückkam,
dachte ich daher, es seien immer noch die Kissen und nicht...«
»Du warst weg?« unterbrach er
mich. »Wo?«
»Einfach nur draußen.«
»Wenn du mit jemandem zusammen
warst, hättest du vielleicht ein Alibi?« sagte er leise. »Aber du mußt dir was
Kluges ausdenken, schönes Kind.«
»Ich war mit Sam Barry
zusammen, wenn Sie es unbedingt wissen müssen«, sagte ich gepreßt.
»Dem Fernsehfritzen? Wo seid
ihr gewesen?«
»In Venice«, erwiderte ich,
ohne zu überlegen. »Wir waren in einem Espresso und dann... Na, da haben wir
eben Kaffee getrunken. Das ist alles.«
»In Venice?« wiederholte er.
»Bist du sicher, daß ihr nicht nach Antiquitäten gesucht habt?«
»Das ist doch lächerlich«,
sagte ich. »Wo sollte man denn um diese Nachtzeit Antiquitäten kaufen?«
»In Romaynes Laden«, erwiderte
er ausdruckslos. »Du und Barry, ihr habt also da draußen herumgeschnüffelt.«
»Wie kommen Sie denn auf diese
Idee?« protestierte ich schwach.
»Du kannst besser mit dem
Messer umgehen als lügen, Puppe«, sagte er. »Was habt ihr in dem Laden
gefunden?«
»Nichts — überhaupt nichts!«
»Ihr habt euch aber umgesehen?«
»Nur ganz flüchtig«, gab ich
zu. »Es stand sowieso nur lauter altes Gerümpel herum.«
»Wart ihr nicht hinter den
Pelzen her?« fragte er unerwartet.
»Natürlich nicht«, schluckte
ich. »Warum sollte ich mich für einen Haufen alter Chinchillas und Nerze
interessieren?«
»Für eine Stippvisite hast du
gute Arbeit geleistet«, stellte er fest. »Aber ein kluges Kind wie du kann sich
schnell einen Vers darauf machen, wie?«
»Da haben Sie recht«, erwiderte
ich triumphierend. »Dieser Keller beweist, womit Mr. Romayne sein Geld
tatsächlich verdient hat — er war kein Antiquitätenhändler, sondern Hehler!«
Nachdem ich ihm diesen Schock versetzt hatte, begann ich mich wieder etwas
sicherer zu fühlen. »Und noch etwas, Mr. Mike English«, fuhr ich höhnisch fort.
»Damit hätten Sie ein plausibles Motiv gehabt, Mr. Romayne zu ermorden — um
seine Geschäfte zu übernehmen!«
»Du bist ein schlaues Kind«,
murmelte er, »aber ich glaube trotzdem, daß du dir das nicht ganz allein
ausgedacht hast.«
»Na ja«, ich zuckte die
Achseln, »vielleicht hat Sam Barry ein bißchen nachgeholfen.«
»Hm — und nachdem er dich hier
abgesetzt hat, ist er spornstreichs zur Polizei gerannt, wie?«
»Aber doch nicht Sam«,
widersprach ich. »Er will den Mörder allein finden, weil er meint, das sei gute
Reklame für seine Sendung. Zur Polizei geht er erst, wenn er den Mörder
geschnappt hat.«
»Du meine Güte!« stöhnte Mike
schwach.
»Sie brauchen gar nicht zu
lachen«, bemerkte ich kühl. »Sam Barry ist ein ziemlich schlauer Kopf, und
falls Sie der Mörder sind, sollten Sie sich darauf einstellen.«
»Da hast du wahrscheinlich recht«,
sagte er. »Ich meine, daß Sam Barry nicht auf den Kopf gefallen ist. Wenn er
dem Mörder bereits auf den Fersen ist, sollten wir ihm auch von dem zweiten
Mord berichten. Ruf ihn doch an und bitte ihn her.«
»Das ist eine gute Idee«, sagte
ich begeistert.
»Na, dann los«, sagte er und
öffnete die Tür, um mich hinausgehen zu lassen.
Nach zwei Schritten befiel mich
jedoch plötzlicher Zweifel. Ich blieb stehen und musterte Mike mißtrauisch,
aber seine Unschuldsmiene verriet lediglich, daß sie zu schön war um wahr zu
sein.
»Einen Augenblick mal«, sagte
ich vorsichtig. »Wenn Sie der Mörder sind, warum haben Sie es dann so eilig,
Sam hierherzuzitieren?«
»Ich bin nicht der Mörder,
Mavis«, erklärte er geduldig. »Ich kann es nur nicht erwarten, daß Barry es
beweist!«
»Na ja«, nickte ich, »in dem
Fall ist es wahrscheinlich... He, Sie raffinierter Fettmops, Sie wollen Sam
doch nur davon abhalten, der Polizei von dem Keller zu erzählen!«
»Raus!« fauchte er und stieß
mir den Pistolenlauf in die Rippen. »Du rufst ihn an, und zwar gleich!«
Mir blieb nichts weiter übrig,
als hinauszugehen, aber es gibt Situationen, in denen selbst ein schwaches Weib
roher Gewalt etwas entgegenzusetzen hat — nämlich ihren Verstand. Also schrie
ich aus Leibeskräften: »Eddie! Hilfe!«
»Du gibst nicht so leicht auf,
Puppe«, sagte Mike anerkennend, »das muß man dir lassen.«
»Warten Sie nur, bis Eddie Sie
zwischen die Finger bekommt«, erwiderte ich schadenfroh.
»Warum warten?« sagte er. »Geben
wir ihm doch gleich jetzt eine Chance,
Weitere Kostenlose Bücher