Der Tod steht ins Haus
okay?«
Er nötigte mich mit dem
Pistolenlauf bis zur Tür am Ende des Flurs, öffnete sie einen Spalt und
zischte: »Benny!«
Benny kam heraus und folgte uns
auf Zehenspitzen zurück zu der Tür gleich neben meinem Schlafzimmer. Er hielt
wieder das Schießeisen in der Hand, das er mir bereits am früheren Abend vor
die Nase gehalten hatte. Dann stellte er sich mit herabhängenden Armen neben
der Tür auf.
»Jetzt bist du dran, Puppe«,
sagte English hinter mir. »Ruf ihn heraus.«
»Ich denke ja gar nicht dran«,
quietschte ich, da er mir plötzlich seine Pistole in einen unaussprechlichen
Körperteil stieß. »Mike English, Sie sind kein...«
Die Tür flog auf, und Eddie
schoß heraus, verschlafen blinzelnd und in Pyjamahosen. »Was ist...«, weiter
kam er nicht, denn Bennys Pistolenknauf sauste auf seinen Hinterkopf herab.
Eddie krümmte sich und sackte zusammen.
»Er ist tot!« kreischte ich.
»Genauso ermordet wie Bubbles!«
»Immer mit der Ruhe«, sagte
Mike English ungeduldig. »Dein Partner ist nicht tot, nur bewußtlos. Er wird
höchstens ein bißchen Kopfschmerzen haben, wenn er aufwacht — das heißt, falls
es dazu kommt. Pack ihn in sein Bett, Benny, und behalte ihn im Auge.«
»Was soll das heißen — falls es
dazu kommt?« schluckte ich.
Er zuckte die breiten
Schultern. »Wenn du telefonierst, passiert ihm nichts. Aber sonst...«
»Na schön«, stimmte ich hilflos
zu. »Ich werde Sam anrufen. Aber ich habe seine Nummer nicht.«
»Die werden wir schon für dich
finden«, sagte er. »In diesem Hause gibt es bestimmt ein Telefonbuch.«
»Haben Sie etwas dagegen, daß
ich mir erst einen Morgenrock anziehe?« fragte ich.
»Das ist nicht nötig«,
erwiderte er unbeteiligt, und ich konnte spüren, wie seine Augen Löcher in
meinen dünnen Nylonpyjama brannten. »Du siehst so sehr nett aus.«
Er dirigierte mich zu einer
Nische im Flur, wo sich ein Telefonapparat samt Telefonbuch befand. Dann suchte
er die Nummer heraus und reichte mir, während er langsam wählte, den Hörer.
»Du erzählst ihm, daß du gerade
Bubbles’ Leiche gefunden hast«, instruierte er mich. »Sag ihm, du seist sicher,
daß der Mörder noch irgendwo im Hanse ist und daß du Angst hast. Er soll sofort
hierherkommen, aber ohne die Polizei zu benachrichtigen, weil das seine große
Chance ist, den Mörder zu schnappen.«
Ich hörte völlig benommen, wie
Sams Telefon endlos klingelte, und hoffte schon, er sei vielleicht nicht zu
Hause — da meldete er sich schließlich verschlafen.
»Vergiß nicht, daß Eddies Leben
von dir abhängt«, flüsterte Mike und rammte mir erneut schmerzhaft den Pistolenlauf
in die Rippen.
»Was ist denn?« fragte Sams
belegte Stimme an meinem Ohr.
»Sam, hier ist Mavis.« Ich
brauchte mich nicht zu verstellen, das Zittern meiner Stimme war hundert
Prozent echt. »Es ist etwas Schreckliches passiert.«
»Wie? Was ist?« Seine Stimme
wurde plötzlich schärfer.
»Es handelt sich um Bubbles«,
stammelte ich. »Sie ist ermordet worden!«
»Ermordet!« Er schrie so laut,
daß mir fast das Trommelfell platzte. »Haben Sie getrunken, Mavis?«
»Es ist wahr«, sagte ich verzweifelt.
»Ich habe eben ihre Leiche gefunden. Sie ist genauso erstochen worden wie Mr.
Romayne. Sam«, ich senkte die Stimme zu einem schwachen Gurgeln, »ich glaube,
der Mörder ist noch irgendwo im Haus. Wenn Sie schnell herkommen, können Sie
ihn vielleicht noch erwischen.«
»Ich kann Ihr Leben nicht aufs
Spiel setzen, Kindchen«, sagte er entschieden. »Ich benachrichtige sofort die
Polizei.«
»Nein«, widersprach ich, völlig
außer mir. »Damit wäre doch alles verdorben. Denken Sie an die Publicity, Sam!
Sie brauchen sich nur zu beeilen.«
»In zehn Minuten bin ich dort«,
erwiderte er aufgeregt. »Und... Äh... Mavis, falls er noch vor meinem
Eintreffen verschwinden will, lenken Sie ihn ab, ja?«
»Ich soll ihn ablenken?« japste
ich. »Womit denn?«
»Nun«, er hüstelte diskret,
»schließlich sind Sie eine Frau. Ich brauche Ihnen doch wohl kaum zu erklären,
auf welche Weise eine hübsche Frau wie Sie einen Mann ablenken kann?«
»Noch vor ein paar Sekunden
wollten Sie mein Leben nicht aufs Spiel setzen«, fauchte ich, »und jetzt kann
ich getrost nicht nur mein Leben, sondern auch meine Tugend riskieren — damit
Sie Ihre Publicity bekommen!«
»Aber, Mavis«, sagte er
beruhigend. »Ich meine doch nichts wirklich Entscheidendes. Außerdem bin ich
schon fast auf dem Weg.«
»Wenn Sie nicht innerhalb
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