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Der Tod steht ins Haus

Der Tod steht ins Haus

Titel: Der Tod steht ins Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Partner sind«, erinnerte ich ihn, »und daß ich große Schlagzeilen in
Detroit bekomme.«
    »Natürlich, Mavis.« Er
tätschelte mir sanft ein Knie. »Ich denke daran.«
    »Sie sind gar nicht so übel,
Sam«, räumte ich ein. »In mancher Beziehung erinnern Sie mich an Johnny Rio —
der hat auch so neugierige Finger.« Ich schlug ihm auf das Handgelenk. »Aber
ich muß jetzt gehen. Rufen Sie mich morgen früh an, ja? Damit ich an Ihrer
Seite bin, wenn Sie den Mörder finden.«
    »Schön, ich werde mich gegen
zehn Uhr melden«, erwiderte er.
    »Gute Nacht, Sam.«
    Ich stieg aus, sah zu, wie er
wendete, und winkte dann dem Wagen hinterher. Es stimmte mich irgendwie
melancholisch, Sam so entschwinden zu sehen. Er war zwar kein Romeo, aber ein
Mann, dem ein Mädchen vertrauen konnte, und so etwas findet man nicht allzuoft.
    Die Auffahrt schien zu Fuß
viermal so lang zu sein wie per Auto, aber endlich hatte ich es doch geschafft
und schlich vorsichtig zur Rückfront des Hauses, weil ich niemanden aufwecken
wollte, dem ich womöglich mein spätes Ausgehen hätte erklären müssen. Die
Hintertür war unverschlossen, so daß ich unbehelligt auf Zehenspitzen zu meinem
Zimmer gelangte. Das Wohnzimmer lag im Dunkeln, offenbar waren Bubbles und
Eddie bereits zu Bett gegangen.
    Ich knipste das Licht in meinem
Zimmer an und schloß die Tür hinter mir. Alles sah genauso aus, wie ich es
verlassen hatte. Die Kissen unter der Bettdecke wirkten äußerst realistisch —
genau wie eine Frau im Bett —, und ich konnte mich zu meiner gelungenen Arbeit
beglückwünschen.
    Es war bereits nach
Mitternacht. Ich fühlte mich erschöpft, meine Schrammen und Prellungen machten
sich wieder bemerkbar, und so beeilte ich mich mit dem Ausziehen. Als ich den
Büstenhalter aufhakte, empfand ich das herrliche Gefühl von Freiheit, das es
fast lohnend macht, diese verdammten Dinger zu tragen, und warf schnell einen
Blick in den Spiegel, um mich zu vergewissern, daß ich eigentlich einer
derartigen Stütze nicht bedurfte. Ich bedurfte ihrer wirklich nicht.
    Dann schlüpfte ich in die
enganliegenden Hosen meines neuen Pudel-Pyjamas, stülpte mir dessen Oberteil
mit den vielen Rüschen über den Kopf, gönnte meinem Haar noch hundert
Bürstenstriche und war bereit fürs Bett. Ich streckte mich mit emporgehobenen
Armen, gähnte wohlig und schlug die Decke zurück, um mich in die Kissen sinken
zu lassen. Da erstarrte ich mitten in der Bewegung.
    Die Kissen waren verschwunden —
jemand mußte sie weggenommen und an ihre Stelle eine echte Frau gelegt haben.
Kein Wunder, daß die Umrisse unter der Decke so echt ausgesehen hatten — sie
waren auch echt. Ich fühlte, wie mir die Knie zu zittern begannen, und konnte
nur mit Mühe einen Aufschrei unterdrücken.
    Bubbles lag mit emporgezogenen
Knien auf der Seite und sah aus, als schlummere sie friedlich. Sie war völlig
nackt, ihr magerer Körper wirkte fast rührend.
    In ihrer schmalen Brust steckte
ein Messer, genau über dem Herzen, und das Blut, das immer noch auf das Laken
unter ihr sickerte, hatte bereits einen glänzenden, leuchtend roten Fleck
gebildet.
    Ich kam mir vor wie ein Artikel
aus der Tiefkühltruhe eines Lebensmittelladens: auf der Stelle erstarrt. Nicht
einmal, als ich hörte, wie sich die Tür hinter mit öffnete und jemand eintrat.
Ich schloß sekundenlang die Augen, dann gelang es mir mit unendlicher
Anstrengung, den Kopf zu wenden, um zu sehen, wer es war.
    Mike English stand, eine
Pistole in der Hand, im Zimmer und blickte ausdruckslos an mir vorbei auf die
Leiche.
     
     
     

8
     
    »Du bist ganz schön schnell mit
dem Messer bei der Hand«, sagte Mike langsam. »Erst Romayne und jetzt seine
Frau.«
    »Ich habe Mr. Romayne nicht
getötet«, krächzte ich. »Und seine Frau natürlich auch nicht. Ich habe sie eben
erst, kurz bevor Sie hereinkamen, gefunden.«
    »Spar dir das für den Richter,
schönes Kind«, grunzte er. »Wessen Idee war denn das, ihr ein Messer zwischen
die Rippen zu jagen — Eddies?«
    »Ich habe Ihnen doch schon
erklärt«, sagte ich verzweifelt, »daß ich erst vor fünf Minuten zurückgekommen
bin und keine Ahnung hatte, daß Bubbles hier lag, bis ich die Bettdecke
zurückschlug...«
    »Na klar!« Er grinste
unverschämt. »Du guckst nie zweimal hin, wenn schon jemand in deinem Bett
liegt. Das spricht vermutlich für dein bewegtes Liebesleben.«
    »Ich hatte, bevor ich vorhin
wegging, die Kissen unter die Decke gestopft«, versuchte ich ihm zu

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