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Der Tod trägt dein Gesicht

Der Tod trägt dein Gesicht

Titel: Der Tod trägt dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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konnte sich noch gut daran erinnern, wie es ihr als Dreizehnjährige ergangen war – in einem Haushalt mit rüpeligen älteren Brüdern. In diesem Alter war alles ein unglaubliches Abenteuer und das Mysterium des Körpers eine Quelle schlimmster Befürchtungen. Wenigstens hatte sie damals ihre Mutter und Francis gehabt, die sie fragen konnte.
    “Okay, ich helfe dir, aber nur unter einer Bedingung.”
    “Und welche wäre das?”
    “Dass du dich entweder mit deinem Vater oder deinem Onkel hinsetzt und es einem von beiden sagst.”
    “Nein! Das ist so ekelhaft. Das kann ich nicht. Ich kann es einfach nicht. Bitte, Casey, ich will das nicht. Bitte, bitte, bitte!”
    “Okay, Liebes, beruhige dich wieder.” Sie berührte das Mädchen an der Schulter. “Ich werde dich nicht dazu zwingen. Aber dein Vater oder dein Onkel muss das wissen. Sie sind deine Familie, sie sorgen sich um dich. Aber wenn du nicht mit ihnen reden magst, wie wäre es denn, wenn ich mit deinem Onkel spreche?”
    Jennifer nahm Caseys Hände und sah sie an, als sei sie ein Engel, der gerade vom Himmel zur Erde herabgestiegen war.
    “Das würden Sie für mich tun?” Das Mädchen machte einen Schritt vorwärts, warf ihre Arme um Caseys Hals und drückte sie fest. “Danke, Casey. Vielen, vielen Dank! Sie sind wunderbar. Ich
liebe
Sie!”
    Das Mädchen rührte Casey. Die arme Kleine musste ohne Mutter aufwachsen. Sie erwiderte die Umarmung und strich Jennifer über den Kopf. “Ich mag dich auch, Jen. Und ich verstehe, wie du dich fühlst, aber du musst auch begreifen, dass du mit einigen Dingen im Leben umgehen musst. Auch wenn das manchmal unangenehm oder peinlich ist. Das gehört zum Erwachsenwerden dazu, okay?”
    “O-kay”, stimmte das Mädchen widerwillig zu.
    “Gut. Dann lass mich dir jetzt besorgen, was du brauchst.”
    Mark akzeptierte ihre Geschichte, ohne zu zögern, und als sie im Drogeriemarkt waren, gab Casey vor, nach einer Geburtstagskarte für ihre Mutter zu suchen.
    “Kann ich Ihnen helfen? Was für eine Karte suchen Sie denn? Darf es etwas Humorvolles oder etwas mit Blümchen sein?” Mark tat so, als sei er Verkäufer.
    Casey hob ihr Kinn an. “Ich vermute, Sie würden sagen, dass das, was ich suche, eher blumig ist. Ich hingegen denke eher an einen Inhalt, der von Herzen kommt und liebevoll ist. Meine Mutter ist zufällig eine ganz besondere Frau. Sie hat es verdient, das auch zu lesen.”
    Mark grinste. Er fuhr mit seiner Hand unter ihr Haar und legte sie ihr in den Nacken. “Nun werd nicht gleich wütend, Rotschopf. Ich hab nur Spaß gemacht. Ich mag deine Mutter sehr, und ich habe keinen Zweifel daran, dass sie eine wunderbare Frau ist. Ganz im Gegenteil, ich freue mich darauf, sie und den Rest der Familie näher kennenzulernen.”
    “Passen Sie auf, was Sie da sagen, Doc”, warnte sie ihn und sah ihn ernst an.
    Casey hatte ein seltsames Gefühl, eine Mischung aus Enttäuschung und Ernüchterung. Er war schon den ganzen Abend so unbeschwert und fröhlich und zog sie immer wieder ein wenig auf – genau so, wie sich ihre Brüder ihr gegenüber verhielten. Da konnte Mary Kate mal sehen, was aus ihren Bemühungen geworden war.
    Was hatte sie denn erwartet?
    Casey seufzte. Sie hatte mehr erwartet, als sie bekommen hatte, das musste sie sich eingestehen. Sie kam sich albern vor. Hatte sie nicht Mary Kate und sich selbst weismachen wollen, dass sie kein Interesse an Mark hatte? Worin also lag jetzt das Problem? Sie wusste doch, dass sie bei einem Mann wie ihm keine Chance hatte. Aber dennoch … ganz tief in ihrem Inneren hatte sie wohl doch ein wenig Hoffnung auf eine Romanze mit Dr. Mark Adams gehabt.
    Im Ernst. Hatte sie wirklich geglaubt, er würde nur wegen ihres femininen Outfits vor Begeisterung zusammenbrechen?
Sieh der Wahrheit ins Auge, O’Toole!
Sie gehörte nun mal nicht zu der Sorte Frauen, die bei Männern einen Kurzschluss auslösen. Sie war zwar süß, aber eher wie das Mädchen von nebenan, das Männer gern zum Kumpel haben, von dem sie aber nicht mehr wollen.
    “Wie findest du diese hier?”, fragte Mark und unterbrach sie in ihren Gedanken. Er legte seine Hand sachte auf ihren Rücken, beugte sich vor und griff ganz unten in den Kartenständer. Er zog eine Karte hervor und klappte sie auf.
    Casey hielt die Luft an. Durch den dünnen Stoff ihrer Bluse fühlte sich seine warme Hand wie ein heißes Bügeleisen an. Seine Schulter hatte ihre Brust berührt, und sie spürte, wie ihr ganzer Körper vibrierte.

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