Der Tod trägt dein Gesicht

gelte. Nur habe es lange gedauert, bis Polizistinnen die unsichtbare Grenze des Aufstiegs durchbrochen hätten. In einigen Städten hätten es Frauen bis zur höchsten Ebene der Staffel geschafft, in einigen Fällen sogar bis zum Chief of Police.
    “Zwar noch nicht in Mears, aber es wird nicht mehr lange dauern. Es ist wichtig, dass man seine Aufgabe gut erfüllt, seine Stärken weiterentwickelt, und dann gibt es auch Gelegenheiten aufzusteigen. Eine Sache ist sicher: Es wird nie einen Mangel an bösen Buben geben.”
    Als sie Raum für Fragen gab, kam die erste Meldung von Jennifer.
    “Glauben Sie, dass Sie eines Tages Polizeichefin werden, Detective?”
    “Ich würde sagen, das ist durchaus möglich”, antwortete Casey und grinste dabei über die Ernsthaftigkeit des Mädchens. “Die nächste Frage …?”
    Die Mädchen stellten viele Fragen, die intelligent und aufmerksam waren. Als es Zeit war aufzuhören, war Casey glücklich darüber, Mark für diesen Vortrag zugesagt zu haben.
    “Wir gehen nach dem Spiel immer aus und essen eine Pizza oder einen Hamburger”, erzählte Mark ihr, als sie hinausgingen und er hinter ihnen das Gebäude abschloss. “Warum kommst du nicht mit?”
    “Bitte sagen Sie ja, Detective”, quengelte Jennifer sofort. “Das wäre soo cool.”
    “Ach … ich …”
    “Oder hast du schon etwas gegessen?”
    “Nein, ich …”
    “Gut, dann kommst du mit.” Er sah Casey spöttisch an. “Außerdem gibt es dort guten Kaffee.”
    “Schon überzeugt.”
    Es war nicht allzu schwierig gewesen, sie zu überreden. Casey war halb am Verhungern. Nach einem Training mit Leo Chang hatte sie immer großen Appetit, und normalerweise ging sie sofort nach Hause und kochte sich etwas. Außerdem mochte sie Jennifer und die quirlige Truppe. Mit Mark und der Mannschaft eine Pizza essen zu gehen, war viel besser, als nach Hause zu fahren, den Eintopf ihrer Mutter von gestern aufzuwärmen und ihn alleine vor dem Fernseher zu essen.
    “Gut. Dann wollen wir mal los. Okay Mädchen, hört auf herumzutoben, wir fahren jetzt”, rief er den Mädchen in einem freundlichen, aber bestimmten Ton zu. Gemeinsam gingen sie zum Parkplatz.
    Als sie auf seinen Wagen zugingen, erstarrte Casey. “Du fährst einen Lieferwagen?”
    Er drückte die Taste auf seinem Schlüssel, und mit einem leisen Ton ging die Türverriegelung auf. Kichernd und schnatternd warfen die Mädchen die Utensilien in den Wagen und warteten vor den Türen darauf, einsteigen zu können.
    “Nicht immer. Der Wagen gehört meinem Bruder Matt. Er hat ein Import-Export-Geschäft, und der Wagen ist einer seiner Dienstwagen. Wenn er ihn nicht braucht, nutze ich ihn, um die Sportsachen und die Mädchen herumzuchauffieren.”
    “Verstehe.”
    “Warum? Stimmt irgendetwas nicht?”
    “Nein, ich war nur neugierig. Es … äh … passt nicht zu dir, finde ich.”
    “Du findest also, der Wagen sieht mehr nach einem Familienvater aus? Zu solide?”
    “Ja, so ähnlich.”
    “Lass mich raten. Du hast dir wahrscheinlich vorgestellt, ich würde eine rote Corvette oder einen Jaguar fahren, stimmt’s?”
    “Nein, ich hätte nur nicht gedacht, dass du einen Lieferwagen fährst.”
    Zu ihrem Verdruss musste Casey zugeben, dass er sie durchschaut hatte. Sie war eine Ermittlerin, verdammt noch mal. Sie durfte nicht einfach anhand von einigen Details zu einem Schluss kommen, schon gar nicht aufgrund von Äußerlichkeiten wie des Aussehens. Mark Adams ist attraktiv und ein erfolgreicher Arzt. Also muss er ein Playboy sein und das dazugehörige Auto fahren. Um Himmels willen, O’Toole, schalt sie sich. Selbst ein Anfänger würde nicht solche voreiligen Schlüsse ziehen.
    “Ich muss dir jetzt etwas sagen, Casey. Du siehst vor dir einen Mann, der es nicht abwarten kann, mit der richtigen Frau sesshaft zu werden, ein Haus in einem ruhigen Vorort zu kaufen, einen Lieferwagen zu fahren und beides mit Kindern zu bevölkern. Es würde mich nicht im Geringsten stören, als spießig zu gelten. Ich träume davon, Familienvater und Ehemann zu sein.”
    Casey starrte ihn an, ohne zu wissen, was sie jetzt sagen sollte. Glücklicherweise kam sie nicht dazu, sich darüber weiter Gedanken machen zu müssen, denn Jennifer und ein weiteres Mädchen kletterten wieder aus dem Fahrzeug und unterbrachen ihn.
    “Onkel Mark, dürfen Susan und ich mit Detective O’Toole zur Pizzeria fahren? Wir sind noch nie in einem Polizeiauto gefahren. Bitte, bitte, bitte, bitte! Dürfen wir,