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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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machen wir uns davon. Gegen Chronos kann keiner von uns etwas ausrichten«, sagte sie sichtlich nervös. »Er kann die Zeit anhalten.« Ich trat ein Stück näher an sie heran und wünschte mir, Barnabas wäre schon gelandet. Doch der war noch immer nicht mehr als ein verschwommener Fleck am blauen Himmel. »Keine Sorge«, sagte ich, auch um mich selbst zu beruhigen. »Selbst wenn Ron die Zeit anhält, mich kann er nicht töten.«
    Nakita fuhr zu mir herum und ihre Augen verfärbten sich für einen Moment silbern, als sie das Göttliche berührte. »Und was, wenn er dich irgendwohin mitnimmt, wohin ich ihm nicht folgen kann?«
    Ich schluckte schwer und hob die Schultern. »Warum sollte er? Wir stehen hier doch bloß auf irgendeiner Straße rum. Vielleicht schickt er ja auch einen Engel, um nach dem Rechten zu sehen.« Aber so einfach war es nicht, und das wussten wir beide. Wenn Ron davon Wind bekam, würde er Shoe einfach einen Schutzengel verpassen und ich hätte verloren.
    Einen Augenblick lang fiel ein Schatten auf mich, als Barnabas, begleitet von einem Luftschwall, vor uns landete. Seine braunen Augen leuchteten vor Freude. »Madison, du hast es geschafft!«, rief er. Seine Flügel stellten sich auf, bis ihre Spitzen sich berührten, dann verschwanden sie. Mit großen Schritten kam er auf mich zu. »Ich hab gewusst, dass du es kannst! Als ich deinen Gedanken gespürt hab … Ich bin so stolz auf dich!«
    Dann blieb er wie angewurzelt stehen, als er die Sorge auf Nakitas und meinem Gesicht sah. »Was ist los?«
    Nakita stemmte kampfbereit die Hände in die Hüften und sah wieder in den Himmel. »Ihre Nachricht ist nicht nur in deinem, sondern auch in Chronos' Bewusstsein angekommen.«
    »Er ist wahrscheinlich schon auf dem Weg«, fügte ich geknickt hinzu.
    »Wie konnte das denn passieren?«, fragte Barnabas verwirrt. »Seine Resonanz hat mit meiner doch überhaupt nichts gemeinsam.«
    Nakitas Blick flog in alle Richtungen. »Sie sind beide Zeitwächter«, sagte sie. »Glaubst du nicht, dass die Seraphim sie so geschaffen haben, dass sie miteinander reden können, wenn sie wollen?«
    »Ich hab durch seine Augen gesehen«, ergänzte ich.
    »Bei allen Aufwinden!«, fluchte Barnabas. »Ist sie abgeschirmt?« »Natürlich ist sie das, du zerrupftes Federvieh!«, fuhr Nakita ihn an. »Aber ich bin ziemlich sicher, dass er gesehen hat, wo wir sind, bevor ich meinen Schild wieder in Position bringen konnte. Du hast es schließlich auch gesehen, oder etwa nicht?«
    Barnabas zog eine Grimasse. Dann nahm er mich beim Ellbogen und drängte uns so weit von der Straße, bis wir fast zwischen den raschelnden Maispflanzen standen. »Gut. Dann sollten wir abhauen«, sagte er zu Nakita. »Und zwar bevor er hier tatsächlich auftaucht.« Nakita nickte und ihr Amulett blitzte auf, als sie die Schultern hochzog und ihre Flügel erschienen. Einen Moment später stand ich zwischen zwei Engeln, beide mit aufgestellten Flügeln und besorgten Gesichtern.
    »Warum kann ich denn nicht einmal was richtig machen?«, fragte ich, ohne eine Antwort zu erwarten. Wenn ich Angst hatte, wurde ich nun mal sehr mitteilsam.
    Barnabas breitete seine Flügel aus - sie reichten von einer Straßenseite zur anderen. »Hier geht es nicht um richtig oder falsch«, erwiderte er und zog mich zu sich heran, damit er mit mir losfliegen konnte. »Du hast die Gedankenberührung geschafft und als Nächstes lernst du eben, wie man sich auf ein Ziel konzentriert. Warum meinst du immer, dass schon beim ersten Mal alles perfekt sein muss? Ich würde ja sagen, du versuchst es direkt noch mal, aber fürs Erste müssen wir abgeschirmt bleiben. Und ein abgeschirmtes Bewusstsein ist leider auch ein geschlossenes Bewusstsein.«
    Ich schwieg, lehnte mich an ihn und atmete den Duft seiner Federn ein. Da konnte er noch so oft behaupten, dass es in Ordnung war, Fehler zu machen - wenn Ron herausbekam, was wir im Schilde führten, war es immer noch meine Schuld.
    »Du hast das wirklich gut gemacht«, wiederholte er und legte den Arm um meine Taille. »Du hast so hart daran gearbeitet, jetzt solltest du dich wirklich ein bisschen freuen.«
    »Danke«, sagte ich und fühlte mich schon besser, als ich einen Schritt rückwärts machte und mich auf seine Füße stellte.
    Doch er rührte sich nicht. Genauer gesagt rührte sich gar nichts mehr - weder Barnabas noch der Wind noch der Mais - und ich zuckte zusammen, als ich spürte, wie irgendetwas Nebelartiges nach meinem Amulett griff

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